Faber allein zu Haus Wie geht es mit dem Dortmunder "Tatort" weiter?
21.02.2022, 13:29 Uhr
Droht nun auch sein Abschied? Peter Faber (Jörg Hartmann).
(Foto: WDR / Stephan Pick,)
Eine Reihe seiner Kolleginnen und Kollegen hat Hauptkommissar Peter Faber im Dortmunder "Tatort" bereits verloren. Nun verabschiedet sich mit Martina Bönisch auch noch sein bis dato wichtigster Counterpart. Wie soll es da für ihn nur weitergehen?
Damit hatte niemand gerechnet. Erst recht nicht, da die Macher des Dortmunder "Tatorts" es tatsächlich fertiggebracht haben, dies im Vorfeld über Monate hinweg geheim zu halten: Kommissarin Martina Bönisch, dargestellt von Schauspielerin Anna Schudt, stirbt am Sonntagabend den Serientod - und alle Welt fragt sich, wie es für ihre hinterbliebenen Ex-Kolleginnen und -Kollegen rund um Hauptkommissar Peter Faber (Jörg Hartmann) denn nun weitergehen soll.
"Zunächst werden wir erstmal in einer Dreierkonstellation weiterarbeiten", sagt dazu der beim Westdeutschen Rundfunk (WDR) zuständige Redakteur Frank Tönsmann. "Jörg Hartmann ist so engagiert wie eh und je und ganz sicher weiter dabei", räumt Tönsmann Befürchtungen aus, Schudts Abschied vom "Tatort" könne auch den Abgang des raubeinigen Ruhrgebietsermittlers einleiten.
"Auf dramaturgischer Ebene ist so ein Figurenabschied auch immer eine Chance, etwas neu zu erzählen - das gilt auch für die Figur von Faber. Er kann jetzt nicht immer so weitermachen. Wir müssen ihm eine neue Perspektive geben", sagt Tönsmann. Wie er mit dem erneuten Verlust - so ist seine Figur bereits stark geprägt vom Unfalltod von Frau und Kind - umgehen wird, möchte der Redakteur nicht verraten. Nur so viel: "Er wird mit dem Verlust von Martina Bönisch anders umgehen als mit dem Tod seiner Familie."
Schudt wollte sich lösen
In der Episode "Liebe mich" am Sonntagabend war die Dortmunder Hauptkommissarin im dramatischen Finale eines tragischen Falls gezielten Schüssen zum Opfer gefallen. Damit verabschiede sich Darstellerin Anna Schudt nach insgesamt 22 Einsätzen in der Rolle als toughe Hauptkommissarin vom Ermittler-Team aus dem Ruhrgebiet und von den Zuschauerinnen und Zuschauern, teilte der WDR mit. Schudt erklärte, durch ihren "Tatort"-Ausstieg eröffne sich "Raum für Neues" in ihrer Karriere.
Schudt sei mit dem Wunsch auf ihn zugekommen, sich vom "Tatort" zu lösen und damit wieder Freiheit bei der Rollenauswahl zu bekommen, berichtet Tönsmann. Nachdem ihr dies nicht auszureden gewesen sei, habe das "Tatort"-Team "behutsam" auf Bönischs Serientod hingearbeitet: So habe ihr Abschied auch die Möglichkeit eröffnet, mehr zu machen aus der "verborgenen Liebesbeziehung" zwischen Faber und Bönisch, so Tönsmann.
So erlebten die Zuschauer in den vorangegangenen Folgen auch einen immer liebenswerteren Faber und eine Annäherung der beiden. Nach dem Scheitern ihrer Beziehung zum KTU-Chef wirkte auch Bönisch zunehmend bereit, sich auf Fabers zuletzt immer unverhohleneren Flirtversuche einzulassen.
"Ich verneige mich"
In "Liebe mich" küssen sich beide schließlich. Noch ehe sich die Beziehung entfalten kann, geraten sie in eine gefährliche Einsatzlage: Kurz vor Lösung des Falls ist es zunächst Bönisch, die Faber mit tödlichen Schüssen auf den Hauptverdächtigen das Leben rettet - eine Tat, die dessen Schwester mit einem Schuss auf Bönisch rächt. Die Hauptkommissarin stirbt in Fabers Armen.
Auf ihrer Instagram-Seite wandte sich Schudt auch direkt an ihre bisherigen Mitstreiterinnen und Mitstreiter sowie ihre Fans. "Ich verneige mich vor meinen Kollegen und bedanke mich bei allen, die Frau Bönisch zehn Jahre begleitet haben. Danke für die tolle Zeit, und es wird super spannend weitergehen! Dortmund rocks!", schreibt sie zu einem Foto, das sie mit Hartmann und den beiden weiteren "Tatort"-Stars Rick Okon und Stefanie Reinsperger noch einmal lachend vereint zeigt.
Bei den Fans schwanken die Reaktionen unterdessen zwischen Fassungslosigkeit und Traurigkeit. "Ich bin sprachlos und gleichzeitig fasziniert, dass niemand etwas verraten hat. Alles Gute", schreibt etwa ein User. "Danke für zehn tolle Jahre", erklärt ein anderer, während eine weitere Followerin anmerkt: "Ich heule seit einer Stunde durch. Ihr habt mich gebrochen." Noch ein anderer Nutzer plante angeblich sogar, den Notruf zu wählen: "Ich wollte schon 112 anrufen, so geschockt war ich."
Diverse Abschiede
Fans des Sonntagabend-Krimis der ARD mussten zuletzt einige Abschiede verkraften: Allein aus dem vierköpfigen Dortmund-Team ließ sich erst Daniel Kossik (Stefan Konarske) versetzen, dann quittierte Nora Dalay (Aylin Tezel) den Dienst.
Im "Polizeiruf 110" hängte zu Jahresanfang der von Charly Hübner gespielte Kommissar Sascha Bukow den Polizeiberuf an den Nagel. Im Jahr davor schied Maria Simon als Olga Lenski aus dem "Polizeiruf" aus - nach zehn Jahren als Ermittlerin in Brandenburg.
Dramatischer verliefen die Abschiede vom "Tatort" in jüngerer Zeit: In der elften Folge des Weimar-"Tatorts", erstausgestrahlt an Neujahr 2021, starb Kommissar Lessing (Christian Ulmen) im Einsatz - auch wenn seine Frau und Kollegin Kira Dorn (Nora Tschirner) ihn zunächst noch an ihrer Seite wähnte. Ganze 17 Jahre gehörte Nadeshda Krusenstern (Friederike Kempter) zum Münster-Team von Frank Thiel (Axel Prahl) und Karl-Friedrich Boerne (Jan Josef Liefers), bevor sie 2020 in der WDR-Produktion "Das Team" - einer Folge mit Ermittlern verschiedener Standorte und ohne festes Drehbuch - erschlagen wurde.
Für die ARD war der Dortmunder "Tatort" am Sonntagabend auf jeden Fall ein Erfolg. Obwohl der dramatische Serientod von Martina Bönisch zuvor nicht angekündigt war, schalteten im Schnitt 9,70 Millionen Zuschauerinnen und Zuschauer ein. Der Marktanteil lag damit bei 29,1 Prozent.
Quelle: ntv.de, vpr/dpa/spot