"Wie ein kleines Schwein" Wut über Prinz Andrew bricht sich Bahn
17.02.2022, 15:57 Uhr
Von den Vorwürfen freikaufen kann er sich nicht: Prinz Andrew.
(Foto: imago images/impress picture)
"Warum sollte er eine Frau auszahlen, wenn es nie passiert ist?" Diese Frage stellen sich sicher viele, nachdem sich Prinz Andrew mit Virginia Roberts Giuffre auf einen Vergleich geeinigt hat, um ihre Missbrauchsklage gegen ihn aus der Welt zu schaffen. Doch nicht nur das sorgt in Großbritannien für Entrüstung.
Um die Klage wegen sexuellen Missbrauchs vor einem New Yorker Gericht gegen sich abzuwenden, zahlt Prinz Andrew mutmaßlich Millionen. Britischen Medienberichten zufolge soll sich die Summe auf umgerechnet rund 14,4 Millionen Euro belaufen. Das Geld soll in eine von Virginia Roberts Giuffre gegründete Wohltätigkeitsorganisation fließen, die sich für Missbrauchsopfer einsetzt. Die heute 38-Jährige wirft dem Royal vor, sie selbst in jungen Jahren missbraucht zu haben und soll sich mit ihm nun auf diesen Vergleich geeinigt haben.
Gegen diese Einigung formiert sich nun jedoch ein Stürm der Entrüstung. Vor allem ein Punkt, der eigentlich nur eine Randbemerkung in den Gerichtsdokumenten ist, stößt vielen sauer auf. So formulierten die Anwälte von Prinz Andrew in ihrem Schreiben, die Zahlung erfolge auch, weil ihr Mandant "den Kampf gegen die Übel des Sexhandels" und dessen Opfer finanziell unterstützen wolle.
"Gegenteil von Gerechtigkeit"
Für Aktivistinnen und Aktivisten, die sich für Opfer sexueller Gewalt einsetzen, klingt dies wie blanker Hohn. Teresa Parker, Sprecherin von Women's Aid, wird in der britischen Zeitung "The Sun" deutlich: "Das Letzte was Überlebende von Missbrauch wollen, ist Unterstützung von einem mächtigen Mann, der selbst beschuldigt wird, Frauen missbraucht zu haben."
Man wisse, dass viele Täter "manipulativ" agierten. Außergerichtliche Einigungen und finanzielle Vergleiche seien in den Augen der Opfer "das Gegenteil von Gerechtigkeit". Es gehe den Tätern nur um Macht und Kontrolle. Das sei der Kern von Missbrauch - das Bezahlen für das Verschwinden der Vorwürfe sei ein Teil davon. Die wahren "Kämpfer gegen Missbrauch" seien mutige Frauen, die ihn überlebt hätten. Und eben nicht diejenigen, die ihre Namen reinwaschen wollten.
Auch die Aktivistin Lily Di Giovanni von der Organisation Isle of Wight sieht das ähnlich. Sie selbst wurde ab ihrem 14. Lebensjahr acht Jahre lang missbraucht und ist "entsetzt" über die Zahlung des Prinzen. Es sei furchtbar: "Warum sollte er eine Frau auszahlen, wenn es nie passiert ist?" Sie hätte sich einen Prozess gewünscht und könne es nicht verstehen, dass auch noch die Queen ihren Sohn unterstütze. Die Königin soll rund 2,3 Millionen Euro aus eigener Tasche zu der Summe beisteuern.
Andrew sei in ihren Augen "wie ein kleines Schwein", das "davonhuscht" und den Steuerzahler die Zeche zahlen lasse, so Di Giovanni. "Ich bin wütend, er hätte in den Zeugenstand gehen müssen", erklärt sie.
"Völlig arrogant"
Labour-Politikerin Jess Phillips hat ebenfalls kein Verständnis für Prinz Andrew. Es zeige ein "schockierendes Maß an Arroganz", dass er nun auch noch den Opfern helfen wolle. Es sei ein weiterer "bizarrer Moment" in der ganzen Posse um den Sohn der Königin.
Charlotte Proudman, Anwältin auf dem Gebiet des häuslichen Missbrauchs sagte der Zeitung "The Sun" überdies: "Es ist völlig arrogant von Prinz Andrew, zu glauben, dass die Opfer von Sexhandel jemals seine Unterstützung wollen würden." Die Beschuldigungen stünden weiter im Raum und er habe sich seiner Verantwortung nie gestellt, geschweige denn entschuldigt.
Quelle: ntv.de, vpr/spot