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Asylproblematik mal anders Willkommen in Norwegen

13.10.2016, 18:48 Uhr
imageVon Sabine Oelmann
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"Wir wollen essen, Fernseher und Playstation." (Foto: dpa)

"Mama, Papa nennt die Flüchtlinge Neger". "Das darf er nicht!", antwortet Mama. Lachen mit Flüchtlingen? Schwierige Sache, scheint aber ein neuer Trend zu sein, sich der Flüchtlingsproblematik anzunähern. Den Beweis liefert der Film "Welcome To Norway".

Hinter jeder Krise steckt eine Geschäftsidee. So denken viele, auch im nördlichsten Norwegen. Bis aus den "Wikingerärschen" und den von weither Gereisten Freundschaft entsteht, muss mindestens einmal der Schnee schmelzen, und das kann in Norwegen echt lange dauern. Aber dann ist so eine Freundschaft wahrscheinlich für immer.

"Welcome To Norway" erzählt die Geschichte des einfallsreichen Hoteliers Primus, der die aktuellen Flüchtlingsströme kurzerhand in Bares ummünzen will. Als er sein marodes Hotel in der norwegischen Provinz zur Flüchtlingsunterkunft umfunktioniert, droht er an Vorgaben und Vorurteilen zu scheitern - wäre da nicht ein unverhoffter Freund unter den vermeintlich Fremden. Primus ist ein Mann mit großen Visionen und noch größeren Niederlagen. Am größten aber ist bei ihm die Abneigung gegen alles Fremde. Die vielen Flüchtlinge, von denen allseits die Rede ist, kommen ihm aber dennoch gerade recht. Primus möchte die Flüchtlinge - "Neger", wie er sie auch gern nennt - "kostengünstig zwischenlagern", denn dafür winken saubere Subventionen aus der Staatskasse. Seine Frau Hanni und Tochter Oda trauen ihren Augen nicht, als ganze Busladungen in das Hotel einmarschieren, in dem Zimmer, Türen, Heizung und Strom fehlen.

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Der "Hotelbetreiber" und seine antriebslose Ehefrau. (Foto: dpa)

Ebenfalls nicht vorbereitet ist Primus auf die diplomatischen Verwicklungen, die nun auf ihn warten: Christen weigern sich mit Arabern, Sunniten mit Schiiten das Zimmer zu teilen. Der optimistische, aber etwas vorlaute Abedi erweist sich als unverzichtbarer Vermittler und wird für Primus zum unverzichtbaren Begleiter. Doch dann fordert die Ausländerbehörde auch noch Sprachkurse ("Sprachkurse? Die werden doch sowieso wieder ausgewiesen") und einen Kooperationsrat, sonst gibt es kein Geld. Bald hat Primus, der verzweifelt versucht, die Kontrolle zu wahren, den Ruf eines Diktators, die Flüchtlinge bezeichnen ihr neues Zuhause als "Guantanamo" und "Gulag" und die xenophoben Einheimischen winken mit den Fäusten. Heilloses Chaos scheint vorprogrammiert, dabei hat Primus längst etwas gewonnen, worauf er gar nicht aus war: einen Freund trotz aller Unterschiede.

Mein Name ist Ole Olsen

Die skandinavische Komödie nimmt Vorurteile geschickt aufs Korn ("Hallo, mein Name ist Ole Olsen, Norwegen ist ein Volk der Seefahrer und Fischer") - und auch, wenn uns das Lachen ab und an im Halse stecken bleibt - zum Beispiel, wenn der Heimbetreiber den Flüchtlingen tiefgefrorenes Brot von 1987 andrehen will - wenn der Übersetzer die Wogen versucht zu glätten, wenn ein Flüchtling sagt, er sei seit zehn Jahren Flüchtling, seit zehn Jahren!, dann ist das hier eine Komödie. Und wenn Komödien gut sind, dann steckt immer eine tiefe Wahrheit hinter einem Problem, und es gehört auch zum Charakter der Komödie, dass das Problem gelöst wird.

"Welcome to Norway" lässt uns in Norwegens Bergen die brisante Gegenwart mit anderen Augen sehen. Mit viel Witz und Warmherzigkeit gelingt Regisseur Rune Denstad Langlo ein Stück schwarzhumoriges Kino, eine wilde und bereichernde Schlittenfahrt auf dem glatten Eis globaler Verwicklungen.

Der Film hat etwas von "Ziemlich beste Freunde" - nur, dass es um keine körperlichen Einschränkungen geht. Hier besteht die Behinderung darin, dass die Welt so nicht mehr funktioniert, wie wir es gewöhnt sind, und alle umlernen müssen. Man geht aus diesem Film jedenfalls raus mit der Frage: "Entstehen die größten Freundschaften eigentlich unter ungleichen Menschen? Und ist das nicht die Chance, die wir ergreifen sollten?"

"Welcome To Norway" läuft ab dem 13. Oktober in deutschen Kinos.

Quelle: ntv.de

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