Musik

Von DSDS zum "Sieger der Herzen" "Ich bin ja Menderes"

00:00
Diese Audioversion wurde künstlich generiert. Mehr Infos
Feiert mit seinem ersten Album 20 Jahre DSDS: Menderes Bagci.

Feiert mit seinem ersten Album 20 Jahre DSDS: Menderes Bagci.

(Foto: Lars Laion / Telamo)

Viele "Superstars" sind längst vergessen, ihn kennen fast alle. Und nun bringt Menderes Bagci sogar sein erstes komplettes Album heraus. Mit ntv.de spricht er über "Deutschland sucht den Superstar" (DSDS) und Dieter Bohlen, Schlager und Tinder, "Promi Big Brother" und Jan Böhmermann - und darüber, weshalb er einfach ein "Sieger der Herzen" ist.

ntv.de: Glückwunsch zu deinem Debütalbum! "Sieger der Herzen" ist tatsächlich dein erstes komplettes Album. Warum hat das so lange gedauert?

Menderes Bagci: Bisher sind wir halt immer so an die Sache herangegangen, dass wir Singles veröffentlicht haben und gucken wollten, wie sie bei den Leuten ankommen. Wir dachten, wenn ein Song zum Hit wird, dann können wir mit einem Album nachlegen. Das ist halt nie so wirklich passiert. (lacht) Aber die Songs kamen gut an und ich habe sehr viel positives Feedback erhalten.

Wie ist es dann jetzt konkret zum Album gekommen?

Gemeinsam mit der Plattenfirma hatten wir die glorreiche Idee und meinten: "Hey, DSDS feiert jetzt 20-jähriges Jubiläum. Ich bin jetzt 20 Jahre dabei. Die meisten Leute verbinden mich mit DSDS. Ohne Menderes kein DSDS. So wäre es doch eine tolle Sache, die Songs der Sieger jetzt neu aufzunehmen. Außerdem steuern wir noch ein paar eigene Songs von mir bei."

Dementsprechend sind nun vier exklusive Songs von dir auf dem Album und zehn Lieder, die wir bisher etwa von Pietro Lombardi, Mark Medlock oder Beatrice Egli kannten. Wie wurden die Songs ausgewählt?

Der Aufhänger war ja quasi, ein DSDS-Konzeptalbum zu machen. Da musste ich mich ja für gewisse Songs entscheiden. Es gab auch Songs, die haben gar nicht so richtig zu mir gepasst. Ich bin ehrlich: Auf dem Album sind auch einige nicht so starke Songs enthalten, aber auch sehr starke Songs, würde ich sagen. Ich hatte ja keine Alternative zu den Songs und habe sozusagen das ausgewählt, was mir am meisten liegt. Nicht falsch verstehen!

Sondern?

Menderes auf RTL+ Musik
imago0241214587h.jpg

(Foto: IMAGO/Future Image)

Auf der Suche nach Musik von Menderes? Songs, Alben und Infos von ihm gibt es auf RTL+ Musik.

Nehmen wir mal zum Beispiel "Eine Nacht" von Ramon Roselly. Wir haben versucht, das Beste rauszuholen. Oder "Mein Herz" von Beatrice Egli. Das hat mir auch nicht so zugesagt. Das war keine einfache Aufgabe für mich. Aber genauso gab es Songs wie zum Beispiel "You Drive Me Crazy" von Daniel Küblböck oder "Take Me Tonight" von Alexander Klaws, die meiner Meinung nach gut klingen und besser zu mir gepasst haben.

Dann gibt es aber ja auch noch die vier Songs, die nicht dem DSDS-Kosmos entstammen. Wie sind die entstanden?

Ich kann jetzt nicht alle Namen nennen, von denen, die daran beteiligt waren. Hauptsächlich habe ich diese Songs aber mit Tim Peters aufgenommen. Mit ihm habe ich in der Vergangenheit auch schon den Song "Auf meinem Planeten" veröffentlicht. Er ist ein sehr guter Produzent, der auch mit vielen anderen Schlagerleuten zusammenarbeitet, zum Beispiel Matthias Reim oder Michelle. Er schreibt für viele Künstler und produziert auch die Songs.

Die DSDS-Lieder, die du coverst, stammen dagegen hauptsächlich aus der Feder von Dieter Bohlen. Wie findet er, dass du jetzt seine Songs singst?

Ich kann jetzt nicht so wirklich aus dem Nähkästchen plaudern. Was er mir privat anvertraut, erzähle ich natürlich nicht. Aber ich kann sagen: Es gibt ja zum Beispiel den Song "You Can Get It" von ihm und Mark Medlock. Den habe ich bei Tiktok und Instagram hochgeladen. Da haben Dieter Bohlen und ich auch ein bisschen Kontakt und er meinte so im Flachs: "Das hast du gut gemacht. Und jetzt hast du für deine Auftritte auch endlich mal ein gutes Programm."

Eigentlich hast du dir auch immer gewünscht, dass er dir einen eigenen Song schreibt. Warum hat das bisher nicht geklappt?

Wer weiß? Da wird viel gemunkelt … Bei einigen Songs, die ich in der Vergangenheit veröffentlicht habe, glauben einige Leute ja, dass sie in Wirklichkeit von Dieter Bohlen sind. Wir können die Leute doch ein bisschen spekulieren lassen. Vielleicht war da ja schon ein Song von ihm dabei.

Wenn man sich das Album anhört, geht das musikalisch schon ziemlich in die Schlager-Richtung. Die Plattenfirma spricht auch von Popschlager. Wo ist denn deine Liebe zu Sängern wie Michael Jackson oder Stevie Wonder geblieben?

Die ist nicht weg von mir. Ich singe ja fast jeden Tag - auch Whitney Houston, Celine Dion oder Brian McKnight. Und natürlich auch Songs von Stevie Wonder und Michael Jackson. Ich bin dem nicht abgeneigt, sondern sozusagen immer noch in diesem Film drin. Es gibt viele Songs, die ich mag und immer noch singe, abseits von den deutschen Songs, die ich jetzt präsentiere. Ich bin da in keinem Genre gefangen, sondern offen für alles und probiere mich aus. Ja, okay, ich mache jetzt Schlager und versuche, mich in diesem Bereich zu etablieren. Aber ich bin jetzt nicht der klassische Schlagersänger. Ich bin ja Menderes. Und mich verbindet man mit verschiedenen Sachen.

Als Michael Jackson damals gestorben ist, bist du sogar extra zur Trauerfeier in die USA gefahren. Jacksons Image hat wegen der andauernden Vorwürfe des Kindesmissbrauchs gegen ihn auch nach seinem Tod gelitten. Hat das was an deiner Haltung zu ihm geändert?

Ich glaube diesen Behauptungen nicht. Da geht es letztendlich um viel Geld. Eigentlich will ich das gar nicht kommentieren, weil es nicht der Rede wert ist. Es wird viel erzählt, aber wer weiß denn, was die Wahrheit ist? Diejenigen, die das jetzt behaupten, haben ihn zu seinen Lebzeiten ja sogar vor Gericht verteidigt. Für mich sind das Lügen. Michael Jackson ist immer noch mein großes Vorbild.

DSDS hast du nicht nur sehr viel zu verdanken, du hast die Sendung auch all die Jahre begleitet. Wie blickst du darauf zurück?

Jahrelang war klar: Kein DSDS ohne Menderes.

Jahrelang war klar: Kein DSDS ohne Menderes.

(Foto: picture alliance / dpa)

Es hat sich schon einiges gewandelt - zum Negativen, aber auch zum Positiven. Mich haben die Castings immer sehr unterhalten, die Animationen, bei denen die Leute plötzlich Lippenstift im Gesicht hatten oder eine Perücke auf dem Kopf. Das fehlt mir. Das ist nicht mehr so das DSDS, das ich von damals kenne. Aber die Sendung hat sich trotzdem wacker gehalten und ist nach 20 Jahren immer noch auf dem Markt. Ich spekuliere ja noch, dass sie noch eine Staffel dranhängen. (Inzwischen wurde bestätigt, dass DSDS fortgesetzt werden soll, Anm. d. Red.) Ansonsten werden die Erinnerungen bleiben. Und auch mich wird man nicht so schnell vergessen, denke ich mal.

Du hast früher selbst eingeräumt, dass du nicht der größte Sänger bist. Wie würdest du deine Gesangsfähigkeiten heute einschätzen?

Zu meinen Anfangszeiten war das sicher nicht optimal. Da war ich sehr unerfahren und naiv. Aber ich bin optimistisch an die Sache rangegangen. (lacht) Da hatte ich ja auch noch kein Feedback erhalten, außer aus meinem Umfeld. Ich habe ja schon in der ersten Klasse zu singen angefangen. Da wollten die Leute mich auch hören, sodass ich motiviert war, weiterzumachen. Mein Lehrer hat sogar mal einen Kassettenrekorder mitgebracht und meinte: "So, wir nehmen das jetzt auf und schicken es einer Plattenfirma."

Tatsächlich?

Ja, ich selbst hätte mich das gar nicht getraut. Dafür war ich zu schüchtern. Mir war das auch unangenehm, vor der Klasse zu singen. Ich habe das eher zwischendurch gemacht, in der Pause oder so. Auf jeden Fall würde ich heute schon sagen, dass ich mich für meine Verhältnisse verbessert habe. Ich habe an mir gearbeitet und Gesangsunterricht genommen. Da sieht man schon eine Weiterentwicklung. Aber ich denke auch, ich habe noch viel Potenzial in mir und nach oben ist noch sehr viel Luft. Der Weg ist das Ziel - und ich kann noch mehr erreichen.

Einige der "Superstars", die DSDS gewonnen haben, sind schon vergessen. Dich kennt dagegen fast jede und jeder. Dazu passt dein Albumtitel "Sieger der Herzen". Wie erklärst du dir, dass du ein Sieger der Herzen bist?

Auch optisch machte Menderes so manche Verwandlung durch.

Auch optisch machte Menderes so manche Verwandlung durch.

(Foto: picture alliance / picture alliance)

Ich bin ja erstmal dadurch bekannt geworden, dass ich gescheitert bin. Aber das hat irgendwie trotzdem zur Unterhaltung beigetragen. Die Leute haben das halt gerne geschaut. Für mich war das ein Lerneffekt. Dadurch habe ich gelernt, an mir zu arbeiten. Ich habe an meiner Stimme gearbeitet, aber auch am äußeren Erscheinungsbild. Klar, in der Anfangszeit haben die Leute gedacht: "Hat der nicht mehr alle Latten am Zaun?" (lacht) Aber mit der Zeit haben sie dann erkannt: "Ah, der Junge will das ja wirklich. Der ist ja echt ehrgeizig. Der lässt sich nicht unterkriegen". Dieses Durchhaltevermögen haben die Leute irgendwann mal honoriert. Und bei mir hat sich das verselbständigt.

Inwiefern?

Ich wusste am Anfang ja nicht, was sie von mir im Fernsehen ausstrahlen. Da hat mich dann der Ehrgeiz gepackt: "Hey, dieses negative Bild kann ich jetzt nicht so stehen lassen. Hoffentlich gibt es nächstes Jahr noch eine Staffel." So ging das immer weiter, bis irgendwann der Recall-Zettel das große Ziel war. Ich glaube, beim achten Anlauf hat es dann auf einmal funktioniert. Das war der Knackpunkt, an dem die Leute sich dachten: "Oh, man kann alles schaffen." Ich war dann irgendwann der Typ, der nie aufgibt. Auch Dieter Bohlen hat dann irgendwann gemeint: "Hey, du bist ein Kampfterrier. Du krallst dich fest und lässt nicht los, bis du dein Ziel erreicht hast."

"Never give up" galt auch als dein Motto, als du 2016 am Dschungelcamp teilgenommen und die Show am Ende sogar gewonnen hast …

Ja, auch da haben die Leute gesagt: "Ihm gönnen wir das. Er hat nie aufgegeben. Und jetzt können wir einen Beitrag dazu leisten, ihm etwas zurückzugeben. Wir geben ihm jetzt mal einen Schubser, damit er auch mal das Gefühl hat, ein Gewinner zu sein." Ich glaube, im Leben ist es so: Vielleicht hat man nicht immer die idealen Voraussetzungen. Aber man muss auch nicht immer perfekt sein, um beim Publikum anzukommen. Auch das hat mich ausgemacht, weil die Leute sich damit vielleicht eher identifizieren konnten. Und vielleicht hat es sie auch angeregt, ihre eigenen Ziele zu verfolgen nach dem Motto: "Guck mal, der Menderes hat es geschafft. Dann schaff ich das auch."

Dieter Bohlen scheint tatsächlich stärker als du zu polarisieren. An ihm und seinen mitunter harschen Sprüchen gab es immer wieder mal Kritik - auch während der aktuellen Staffel. Du aber hast immer zu ihm gehalten. Auf Bohlen lässt du nichts kommen, oder?

Mit Dieter Bohlen war es irgendwie "Liebe auf den ersten Blick".

Mit Dieter Bohlen war es irgendwie "Liebe auf den ersten Blick".

(Foto: picture alliance/United Archives)

Nee, ich bin so ein loyaler Mensch. Er war ja immer ehrlich und wir hatten menschlich nie ein Problem miteinander. Wir haben uns ja eigentlich immer gut verstanden. Er hat nur den Gesang bewertet. Und man muss halt eingestehen: In meiner Anfangszeit war der halt auch nix. Aber ich glaube, menschlich war das zwischen uns Liebe auf den ersten Blick. (lacht)

Im Dschungelcamp haben viele erstmals auch von deinen Problemen mit der chronischen Darmerkrankung Colitis ulcerosa erfahren. Wie geht es dir heute gesundheitlich?

Ja, das schwankt. Mal hast du gute Phasen, dann ist es wieder schlechter. Ich kann das nicht selber steuern. Ich achte aber schon sehr auf meine Ernährung. Und eigentlich war ich auch schon immer sportlich, das hat man nur nicht immer gesehen. (lacht) Ich habe mit dem Laufen angefangen. Ich versuche also, auf mich zu achten. Aber die Krankheit ist immer sehr heimtückisch. Du kannst es dir nicht aussuchen, egal was du machst. Manchmal knallt die Bombe und dann stehst du da. So ist das ja auch im Leben. Deswegen glaube ich, dass man lernen muss, auch die kleinen Dinge im Leben wertzuschätzen. Man kann nicht immer erwarten, dass man den ganz großen Kuchen erhält. Man kann sich auch mit den kleinen Stückchen ernähren. Es ist auch gar nicht gut, immer total satt zu sein. Besser ist es, ein bisschen hungrig zu sein. Vielleicht kommt ja noch ein leckerer Nachtisch. (lacht)

Im Dschungelcamp hast du gewonnen. Bei "Promi Big Brother" hat es im vergangenen Jahr dagegen für dich nur zum vierten Platz gereicht. Woran lag es?

Das war halt nicht die optimale Show für mich. Und es war halt anders als im Dschungelcamp. Andere Atmosphäre. Kein natürliches Licht - das macht ja auch was mit dir. Dein Wesen wird ja durch gewisse Maßnahmen beeinflusst. Eigentlich lief alles gut, aber irgendwann hat sich das in so eine negative Richtung entwickelt. Ich kann es mir selber nicht erklären, dass die Leute mir unterstellt haben, ich würde Mitleid suchen, obwohl ich einfach nur über mein Leben gesprochen habe. Ich habe keine richtige Idee, was da schiefgelaufen ist.

In der Sendung wurde dir der Tipp gegeben, dich doch mal bei Tinder anzumelden. Hast du das eigentlich gemacht?

ANZEIGE
Sieger der Herzen (das Beste aus 20 Jahren)
42
16,99 €
Zum Angebot bei amazon.de

Ja, ich war da kurz. Aber das ist nichts für mich. Das Ding ist: Man ist bekannt und da schreiben einen auch Leute einfach so an. Aber da kann ich auch direkt bei Instagram oder Facebook kommunizieren. Das ist dasselbe in Grün. Das macht für mich keinen Sinn.

Ganz gut scheint es für dich beim "ZDF Magazin Royale" zu laufen, wo man dich zuletzt ebenfalls häufiger gesehen hat. Moderator Jan Böhmermann ist ja so was wie der Chefzyniker des Landes. Ist er nett zu dir?

(schmunzelt) Ja, Jan ist nett zu mir. Jan ist ein netter Kerl, mit ihm habe ich kein Problem. Dem gesamten Team muss ich ein Kompliment aussprechen. Ich freue mich immer, da zu sein. Das ist eine tolle Atmosphäre, man wird herzlich empfangen. Das ist ein sehr fleißiges und tolles Team, das tolle Arbeit macht. Da ist alles im grünen Bereich und ich bin sehr dankbar, dass ich auch ein Teil davon bin. Das ist schon meine Lieblingsfernsehsendung.

Neues Album, Fernseh-Shows, aber auch Auftritte am Ballermann - du scheinst insgesamt ziemlich gut zu tun zu haben. Kannst du davon alles in allem auch gut leben?

Mehr zum Thema

Es läuft eigentlich ganz gut. Wie gesagt, nach oben ist immer Luft und ich will das Ganze ja auch weiter fortführen. Aber ich mache das ja nicht seit gestern, sondern habe schon einige Jahre auf dem Buckel. Es kommt natürlich auch darauf an, was für einen Lebensstil du hast. In der Vergangenheit, als ich weniger hatte, habe ich auch gelernt, mit weniger auszukommen. Jetzt bin ich sehr sparsam. Für meine Verhältnisse, so wie ich lebe, komme ich ganz gut damit zurecht und bin einfach dankbar dafür, wie es ist.

Mit Menderes Bagci sprach Volker Probst

Quelle: ntv.de

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen