Der "Tatort" im Schnellcheck Alles hat Konsequenzen
15.02.2025, 15:36 Uhr Artikel anhören
Robert Karow (Mark Waschke) und Susanne Bonard (Corinna Harfouch) untersuchen den zweiten Tatort.
(Foto: rbb/Gordon Muehle)
Berlin macht sich für einen hohen Staatsbesuch bereit, da sorgt die Ermordung eines Wirtschaftsberaters für Unruhe. "Vier Leben" könnte aktueller kaum sein, der Krieg in Afghanistan spielt eine entscheidende Rolle.
Was passiert?
Nicht nur bei Susanne Bonard (Corinna Harfouch) und Robert Karow (Mark Waschke) ist die Anspannung groß, ganz Berlin ist in Aufruhr - aus Großbritannien hat sich König Charles zum Besuch angemeldet. Die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren, die Sicherheitsvorkehrungen sind entsprechend aufwendig. Da fallen mitten in der Stadt plötzlich Schüsse, ein Mann wird von einem Scharfschützen tödlich getroffen. Bei dem Toten handelt es sich um den ehemaligen Bundestagsabgeordneten Jürgen Weghorst (Philipp Lind). Der hatte sich nach einer Affäre aus der Politik zurückgezogen und war zuletzt als Berater für einen Interessenverband der Lebensmittelwirtschaft tätig.

Susanne Bonard (Corinna Harfouch) sucht auf dem Dach des Berliner Doms nach möglichen Spuren eines Scharfschützen.
(Foto: rbb/Gordon Muehle)
Nachdem Bonard und Karow vergeblich versuchen, bei Ulrike Menzel (Tara Marie Linke), der Chefin des Lebensmittelverbandes, Anhaltspunkte für ein Motiv zu finden, fallen erneut Schüsse. Diesmal erwischt es Elizabeta Álvarez (Clelia Sarto), eine führende Beraterin für politische Kommunikation, und das vor Karows Augen. Die Ermittlungen ergeben, dass Weghorst am Tag seines Todes ein Interview geben wollte, in dem es um seinen Aufenthalt in Afghanistan 2021 gehen sollte. Und dann ist da auch noch die afghanische Menschenrechtsaktivistin Soraya Barakzay (Pegah Ferydoni), deren Rolle in diesem Drama sich zunächst nicht erschließt.
Worum geht's wirklich?
Im Zuge der Machtübernahme der Taliban in Afghanistan hatte die US-Regierung 2020 mit ihnen das Doha-Abkommen vereinbart, kraft dessen der Abzug sämtlicher Truppen bis Ende April 2021 zugesagt wurde. Die Nato-Verbündeten schlossen sich an, darunter auch die deutschen Truppen, die den Afghanistan-Einsatz offiziell am 30. Juni 2021 beendeten. Zurück blieben etliche Ortskräfte, die mit den deutschen Soldaten zusammengearbeitet hatten, den Taliban fortan schutzlos ausgeliefert. Deutschland hätte sie im Stich gelassen, hieß es damals, bis heute ist das alles kaum aufgearbeitet. "Vier Leben" verdichtet diese Geschichte zu einem Politthriller, in dem Geschehnisse aus dem Sommer 2021 ins Berlin des Jahres 2025 schwappen.
Wegzapp-Moment?
Kaum vorhanden. Im Writers' Room entstanden, von Josefine Scheffler, Dagmar Gabler und Thomas André Szabó dramaturgisch überaus solide verdichtet, von Regisseur Mark Monheim geradezu klassisch inszeniert, ist man schnell im Geschehen. Traditioneller Kritikpunkt: Anscheinend geht es im "Tatort" einfach nicht ohne latent zähes Gerede am Schreibtisch - in einigen Momenten geradezu aufreizend schläfrig, während draußen der Sniper womöglich gerade nachlegt.
Wow-Faktor?
Berlin in blassen Farben, prächtige Bauten, der alte Flughafen-Tegel, die Stadt erweist sich als stimmungsvoller Protagonist, als ideale Spielfläche für alle Beteiligten. Die regelmäßig groß eingeblendete Uhrzeit soll Hektik und Handlungsbedarf vermitteln, die Akteure scheinen sie zuweilen nicht im Blick zu haben, dennoch: In ihrem vierten Fall ermitteln Bonard und Karow in puncto Sonntagabend-Suspense auf hohem Niveau.
Wie war's?
7,5 von 10 Punkten - ein intensives Rachedrama vor aktuellem Hintergrund, spannend inszeniert, jedoch nicht ganz ohne Längen.
Quelle: ntv.de