
Schon schön aus der Ferne: Frankfurt.
(Foto: HR/Bettina Müller)
Dass Filme eine Buchvorlage haben, ist keine Seltenheit. Im neuen "Tatort" allerdings wird ein Buch zur Vorlage für einen echten Mord - im Film. Klingt nach jeder Menge Metaebenen. Ob man am Ende doch durchsieht, lesen Sie hier.
Was passiert?
Die erst 19 Jahre alte Autorin Luise Nathan (Jana McKinnon) feiert gleich mit ihrem Debütroman einen Riesenerfolg - und wird am Morgen nach der Release-Party tot unter einer Brücke aufgefunden. Zunächst sieht alles nach Selbstmord aus: War die junge Frau dem Druck rund um die Veröffentlichung einfach nicht gewachsen? Die Frankfurter Kommissare Janneke (Margarita Broich) und Brix (Wolfram Koch) halten von dieser Theorie rein gar nichts und finden im näheren Umfeld der Toten dann auch schnell eine ganze Reihe schwer Verdächtiger.
Besonders ins Auge sticht die Verbindung zwischen der aus gutbürgerlichen Kreisen stammenden Luise und ihrer Freundin Nellie (Lena Urzendowsky): Die lebt mit ihrer Familie am Existenzminimum, leidet unter ihrer cholerischen Mutter Jessie (Tinka Fürst) - und immer wieder auch unter Hunger. Als die Ermittler in Luises Buch eine Stelle finden, in der die Protagonistin von ihrem Magenknurren schreibt, zählen Janneke und Brix eins und eins zusammen und gehen auf Spurensuche zwischen den Zeilen.
Worum geht es wirklich?
In "Luna frisst oder stirbt" geht es einerseits darum, die immer weiter aufklaffende soziale Schere anhand der beiden grundverschiedenen Protagonistinnen in den Fokus zu rücken. Damit das auch jeder versteht, wird gleich mehrfach eine abgewandelte Form des berüchtigten Zitats der französischen Königin Marie-Antoinette bemüht: "Friss Kuchen, wenn du kein Brot hast."
Allerdings funktioniert dieser "Tatort" auch, wenn man die soziale Komponente ausblendet und sich nur auf die Umsetzung der Buch-im-Film-Idee konzentriert: "Ihr fragt euch jetzt, wo die Fiktion endet und die Realität beginnt", heißt es irgendwann. Und das stimmt auch.
Wegzapp-Moment?
Wahrscheinlich beabsichtigt, trotzdem blöd: der Lektor, der mit schwarzem Rollkragenpulli schwarzer Hornbrille und allgemeiner Schmalbrüstigkeit sein eigenes Klischee übererfüllt.
Wow-Faktor?
Nellie ist nicht nur als Figur ein Paradebeispiel für Resilienz, Lena Urzendowsky spielt ihren Part auch so eindrücklich, dass er noch lange im Kopf bleibt.
Wie ist es?
Regisseurin Katharina Bischof überzeugt mit ihrem Debüt als "Tatort"-Regisseurin: "Luna frisst oder stirbt" punktet mit unorthodoxer Erzählweise, klug besetzten Charakteren und extrem stimmigen Bildern der Frankfurter Skyline. Teils arg gestelzte Dialoge verhindern allerdings höchste Weihen: 7,5 von 10 Punkten.
Quelle: ntv.de