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"Tatort - In der Familie" Eine kurze Liste mit Forderungen

Sofia Modica (Emma Preisendanz) hat ihr altes Leben hinter sich gelassen.

Sofia Modica (Emma Preisendanz) hat ihr altes Leben hinter sich gelassen.

(Foto: BR/WDR/X Filme Creative Pool Gmb)

Die leeren Schampus-Flaschen können ins Altglas befördert, das Konfetti weggefegt werden - die Feierlichkeiten zum 50-jährigen "Tatort"-Geburtstag haben mit dem zweiten Teil von "In der Familie" ihren Abschluss gefunden. ntv.de-Autor Ingo Scheel hat da ein paar Ideen für das nächste halbe Jahrhundert.

1. Mehr Mehrteiler!

Wie oft wurde an dieser Stelle schon bekrittelt, dass das 90-Minuten-Format umso mehr an seine Grenzen stößt, je komplexer die Geschichte ist? Mit heißem Draht verknotete Plots, Erklärgedöns, Logik-Unterdruck sind die Folge. "In der Familie" hat jetzt gezeigt, wie gut Raum und Zeit einer Geschichte tun, wie viel Atmosphäre und zusätzliche Tiefe entstehen, wenn die Spielzeit spürbar ausgedehnt wird. Also: Weniger ist mehr? Pustekuchen, mehr ist mehr. Wie wäre es denn mal einem schmucken Weihnachtsvierteiler?

2. Come together!

Zugegeben, so ein Gipfeltreffen zwischen verschiedenen Kommissariaten kann sicher auch etwas krampfig geraten. Die Teams aus München und Dortmund jedoch haben das Ganze auf eine so unterkühlt-pragmatische Art durchgezogen, dass es eine reine Freude war. Während die Münchner im Pott telegen fremdelten, zwischen Zugriff auf die Ermittlungen und Souvenir-Kauf tänzelten, nahmen die beiden den guten Faber auf ihrem Hometurf an der Isar schon fast pädagogisch in die Mitte. Wie wäre es mal mit Boerne und Odenthal beim Bierchen, Ballauf und Schenk auf ein Fischbrötchen an der Kieler Förde oder Charlotte Lindholm in Dresden?

3. Frauenpower!

Mafiabrauch Claudia Palladio versucht das Vertrauen von Sofia Modica zu gewinnen.

Mafiabrauch Claudia Palladio versucht das Vertrauen von Sofia Modica zu gewinnen.

(Foto: BR/WDR/X Filme Creative Pool Gmb)

Lassen wir einmal die Silberrücken beiseite, dann sind es auch diesmal wieder die Protagonistinnen, die den Jubiläums-"Tatort" geprägt haben. Regisseurin Pia Strietmann hat dem zweiten Teil von "In der Familie" eine so eigene Note gegeben - allein Anfang und Ende des Dramas in diesem gigantischen, fast außerweltlichen Brückenpanorama - das war ganz großes Kino. Auch der klassische Cast mit Anna Schudt und der leider verabschiedeten Aylin Tezel, dazu Antje Traue in der Rolle von Juliane Modica und die wunderbare Emma Preisendanz als ihre Tochter Sofia, nicht zu vergessen Barbara Romaner als rüde Mafiabraut Claudia Palladio - das war Extraklasse.

4. Strafe muss sein! Strafe muss sein?

Was passiert traditionell am Sonntagabend gegen 21.40, 21.45 Uhr? Täter*in überführt, Fall gelöst, Happy End, mehr oder weniger? Umso einnehmender, wenn alle diese Stränge am Ende der 90 Minuten mal nicht zusammengeführt werden. Wie Sofia/Emma da in der Schlusseinstellung über das Feld läuft, Faber hinterher will, Batic und Leitmayr jedoch alle Augen zudrücken - "Das ist vielleicht ihre letzte Chance" - das mag einen dezent kontroversen Unterton haben, gibt dem Fall am Ende jedoch eine ganz eigene, diffus-reizvolle Note.

5. Geschichte wagen!

Wenn der 50. Ehrentag vom "Tatort" eines wieder einmal vor Augen geführt hat, dann die Tatsache, wie schillernd, namensreich, erlebnisintensiv und zeitüberdauernd das Format ist, wieviele Episoden, Kommissarinnen, Kommissare, Schauplätze, Nebenschauplätze, Flüche, Feiern, fiese Typen die letzten fünf Dekaden hervorgebracht haben - wie wäre es denn mal mit dem großen historischen Doku-Rundumschlag? Es muss ja nicht gleich Guido Knopp sein, aber so einen kurzweiligen Dreizehn-Teiler über die ersten 50 Jahre "Tatort" zum Wegbingen … das wäre schon schick.

Quelle: ntv.de

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