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Gelungene "Tatort"-Premiere Kalt, kälter, Cold Case - Frankfurt hat neue Ermittler

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Melika Foroutan und Edin Hasanovic sorgen als Frankfurter "Cold-Case"-Ermittler in "Dunkelheit" für Hochspannung.

Melika Foroutan und Edin Hasanovic sorgen als Frankfurter "Cold-Case"-Ermittler in "Dunkelheit" für Hochspannung.

(Foto: HR/Degeto/Sommerhaus)

"Aus alt mach neu!", das Motto beim frisch gestarteten Frankfurter Duo Azadi und Kulina. Kniffliger Fall, reizvolles Team und ein Sujet, dessen fester Platz im "Tatort"-Kosmos mehr als überfällig war. Schon im November erwartet uns der nächste Fall der neuen "Altfälle"-Einheit der Frankfurter Ermittler.

Fragt man die KI, was denn eigentlich einen Cold Case ausmacht, sind die Keywords so übersichtlich wie einleuchtend: Der Fall liegt weit zurück, er ist ungelöst, einiges an Akten ist vorhanden, es gibt noch lebende Zeugen. Womöglich haben sich im Laufe der Jahre oder Jahrzehnte zudem neue Methoden in der Forensik ergeben, Blutuntersuchungen, DNA-Proben und Bakterien als Hinweisgeber - all das kann dafür sorgen, dass ein Verbrechen ein weiteres Mal durchleuchtet und so vielleicht doch noch einem Täter auf die Schliche gekommen wird, der bislang ungeschoren geblieben ist.

Das vielleicht entscheidendste Detail verschweigt die KI aber: Es braucht Menschen, denen diese Cold Cases einfach keine Ruhe lassen, die sich nicht damit zufrieden geben, dass da irgendwo jemand herumläuft und für seine Straftat nicht zur Verantwortung gezogen wurde. Dass es Freunde, Verwandte, Kollegen eines Opfers gibt, die einfach nicht zur Ruhe kommen, die innerlich nicht abschließen können, weil es dieses tragische Ereignis gab, ein loses Ende in ihren Lebenslinien.

Michelle McNamara etwa war so eine Besessene. Über Jahre vertiefte sich die Amerikanerin in den Fall des sogenannten "Golden State Killers", der von Mitte der 70er an in Kalifornien sein Unwesen trieb. Seine Überführung im Jahre 2018 konnte McNamara, Ehefrau von US-Comedian Patton Oswald, nicht mehr miterleben. Zwei Jahre zuvor war sie infolge einer Überdosis aufgrund einer Arzneimittel-Wechselwirkung gestorben. Eine Konsequenz auch ihrer fast pathologischen Auseinandersetzung mit diesem Fall.

Wie dicht sie Joseph DeAngelo, dem am Ende 13 Morde, 45 Vergewaltigungen und mehr als 120 Einbrüche nachgewiesen wurden, auf den Fersen war, lässt sich in ihrem Buch "I'll Be Gone In The Dark" nachlesen. Im Jahre 2021 machte HBO zudem eine TV-Serie daraus, "True Crime" in seiner konzentriertesten Form, in Teilen voyeuristisch, hochspannend und mit jenem von Cliffhangern und Plot-Wendungen befeuerten Suchtpotential versehen, das postmodernes Binge-Material auszeichnet.

Frankfurter werden zu "Cold-Case"-Ermittlern

Mit der Premiere des neuen Frankfurter Teams, Maryam Azadi (Melika Foroutan) und Hamza Kulina (Edin Hasanovic), findet dieses Themengebiet jetzt einen festen Platz in der "Tatort"-Reihe. Altfälle, so werden sie hier im Bürokraten-Deutsch genannt, inhaltlich läuft es auf eben jene Cold Cases hinaus, also vergangene Verbrechen, "kalte Fälle", die bislang nicht gelöst werden konnten. Nicht nur in den Staaten, siehe Michelle McNamara, ein morbid-unterhaltsames Terrain, auch hierzulande ziehen diese "Altfälle" ihr Publikum in den Bann, vom Crime-Fan bis zum Hobby-Ermittler.

Der rbb-Podcast "Mord verjährt nicht" ist ebenso populär wie "True Crime Hamburg" oder "Verbrechen von nebenan". Nicht zu vergessen der Dino unter den Cold-Case-Formaten, "Aktenzeichen XY… Ungelöst", von 1967 an auf Sendung im ZDF, einst vom legendären Eduard "Ede" Zimmermann moderiert, 1997 von seiner Adoptivtochter Sabine Zimmermann übernommen, seit 2002 in den kompetenten Händen von Rudi Cerne.

Mit "Dunkelheit" jedenfalls ist dem Frankfurter Team nun eine überzeugende Premiere gelungen, ein kniffliger Fall samt schillerndem Personal, das Lust auf mehr macht. Während bereits eine Menge über den privaten Hamza Kulina zu erfahren war, darf man gespannt sein, was seinen weiblichen Counterpart, Maryam Azadi (Melika Foroutan), umtreibt.

Vielleicht ist das einer der "Kritikpunkte", wenn man es denn so nennen will, dass man jetzt, so frisch angespitzt, nicht einfach weiterschauen kann, der "Tatort" als solches sich nicht einfach so wegbingen lässt wie entsprechende Streaming-Formate. Zumindest in dieser Pionierphase muss man sich nicht allzu lang gedulden. Bereits Ende November geht es mit dem nächsten Frankfurter "Tatort" weiter.

Quelle: ntv.de

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