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Der "Tatort" im Schnellcheck Putschversuch statt Schnittchen zum Dienstantritt

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Neu an Karows (Mark Waschke) Seite: Kommissarin Bonard (Corinna Harfouch).

Neu an Karows (Mark Waschke) Seite: Kommissarin Bonard (Corinna Harfouch).

(Foto: rbb / Pascal Bünning)

Corinna Harfouch feiert "nur für den einen Fall" ihren Einstand als Berliner Kommissarin Bonard - und deckt mit ihrem Kollegen Karow gleich mal eine ganz dicke Verschwörung von rechts auf. Ob sich die ersten 90 Minuten dieses Doppel-"Tatorts" lohnen, lesen Sie hier.

Was passiert?

Der Tod einer Berliner Schutzpolizistin gibt Kommissar Karow (Mark Waschke) Rätsel auf: Die Frau starb durch einen Kopfschuss aus ihrer eigenen Waffe, in der Nase Kokain und auf dem Tisch eine leere Flasche Rotwein. Selbst die Spurensicherung geht von einem Selbstmord aus, doch die Anwesenheit des vierjährigen Sohnes passt nicht ins Bild: Welche Mutter schießt sich vor ihrem eigenen Kind in den Kopf? Und warum reagieren die Kollegen und der getrennt lebende Ehemann so merkwürdig auf den Tod der Polizistin?

Karow, der seit dem Tod seiner Kollegin Rubin (Meret Becker) allein ermittelt, erhält "nur für diesen Fall" Unterstützung von Susanne Bonard (Corinna Harfouch). Die LKA-Koryphäe lehrt zwar bereits seit mehr als zehn Jahren an der Polizeischule, bekam dort aber von ihrem Chef einen Maulkorb verpasst, weil sie rechte Tendenzen an der Akademie aufdeckte. Die vermutet Bonard nun auch bei dem Tod der jungen Polizistin im Spiel - und zieht zusammen mit Karow an einem rechtsradikalen Faden, der immer länger wird und sich als gewaltiges Verschwörungs-Netzwerk herausstellt.

Worum geht es wirklich?

Bei dieser Einheit der Berliner Polizei herrschen harte und ziemlich rechte Sitten.

Bei dieser Einheit der Berliner Polizei herrschen harte und ziemlich rechte Sitten.

(Foto: rbb / Marcus Glahn)

Um strukturellen und institutionalisierten Rassismus, in diesem Fall bei gleich mehreren staatlichen Organen. Und um die perfiden und mittlerweile gar nicht mehr so neuen Methoden der "Neuen Rechten", ganz ohne Bomberjacke unsere Gesellschaft in den unterschiedlichsten Bereichen zu unterwandern. Drehbuchautorin Katja Wenzel: "Es gibt Menschen, die sich nicht sicher sein können, dass sie in Deutschland ausreichend geschützt werden; dass unterteilt wird in 'Wir und die Anderen'. Weitere Opfer von Angriffen in ostdeutschen Städten wie Hoyerswerda oder Rostock Lichtenhagen und den westdeutschen Städten Mölln oder Solingen über den NSU-Skandal, Hanau bis hin zum 'Neukölln-Komplex' haben gezeigt, dass wir es keineswegs mit Einzelfällen zu tun haben."

Wegzapp-Moment?

Den einen Wegzapp-Moment gibt es nicht, aber einige Zuschauer dürfte der - wegen der Doppelfolge - deutlich langsamere Aufbau des Spannungsbogens dazu reizen, auf den Knopf zu drücken.

Wow-Faktor?

Rechtsradikale Gruppenchats, verbale und körperliche Polizeigewalt, Reichsbürger und andere Demokratiefeinde in Staatsämtern: Das alles und viel mehr kommt in diesem "Tatort" vor. Wow ist daran aber vor allem, dass die Realität den im Sommer gedrehten Film längst überholt hat.

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Wie ist es?

7,5 von 10 Punkten. "Nichts als die Wahrheit" beginnt mit einer Polizistin, die dem Korpsgeist ihrer ziemlich weit rechts stehenden Einheit widersteht - und dafür mutmaßlich mit dem Leben bezahlt. Der Film bricht dann aber relativ schnell aus dem anfangs noch ziemlich klassischen "Tatort"-Muster aus und zieht immer weitere Kreise. Am Ende der ersten Episode ist, mit etwas Luft nach oben, die Bühne für einen echten Politthriller bereitet: "Der Tag X kommt", liest Kommissar Karow am Ende der Folge in einem rechten Polizeichat. Wie sehenswert der am Ende wird, zeigt die zweite Folge des Berliner "Tatorts" am Ostermontag.

Quelle: ntv.de

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