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Vorbild für den "Polizeiruf" So wütet die Schweinepest im Osten

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Diese Schweine müssen sterben: Szene aus dem "Polizeiruf".

Diese Schweine müssen sterben: Szene aus dem "Polizeiruf".

(Foto: rbb / Christoph Assmann)

Eine fast hundertprozentige Sterblichkeit, drakonische staatliche Maßnahmen bei einem Ausbruch und ein neuer Zaun, der Grenzübertritte verhindern soll: ASP ist die Blaupause für einen echten Albtraum.

Es gibt in "Schweine" eine Szene, die jeden Landwirt ins Mark treffen dürfte und auch für unbeteiligte Zuschauer schwer zu verdauen ist: Ein Van fährt über schmale Landstraßen bis zu einem Bauernhof, Gestalten in weißer Schutzkleidung steigen aus und betreten eines der Gebäude. Es ist offenbar der Stall, denn während es nichts zu sehen gibt, hört man mehr, als man möchte: Die vielstimmigen Todesschreie von Schweinen, die gerade noch quicklebendig und gesund durch die Kamera gelaufen sind - und jetzt aus Sicherheitsgründen gekeult werden.

ASP-Ausbrüche haben gravierende Folgen für die betroffenen Landwirte.

ASP-Ausbrüche haben gravierende Folgen für die betroffenen Landwirte.

(Foto: rbb / Christoph Assmann)

Es geht im neuen Brandenburger "Polizeiruf" um den Mord an einem Berliner Anwalt und seine ziemlich unappetitliche Bande von Kollegen, die ihre Freizeit besoffen und jagend in polnischen Wäldern verbringen. Zumindest als Aufhänger, denn der eigentliche Hauptdarsteller des Films ist die Afrikanische Schweinepest (ASP), die seit einigen Jahren im deutsch-polnischen Grenzgebiet grassiert: Hochansteckend befällt das Virus Haus- und Wildschweine und sorgt für eine nahezu hundertprozentige Sterblichkeit unter seinen Opfern. Für den Menschen selbst ist die Krankheit ungefährlich, aber ihre Ausbreitung kann verheerende wirtschaftliche Auswirkungen haben, insbesondere für Landwirte und Betriebe, die von der Schweinehaltung abhängig sind.

"Angst macht sich breit"

Die beispiellose Sterblichkeitsrate des 2007 erstmals in Georgien diagnostizierten Virus ist einer der Gründe für die drakonischen Maßnahmen, die im Falle eines ASP-Ausbruchs in Kraft treten: In einem Umkreis von drei Kilometern werden alle Hausschweine auf Anordnung der Veterinärbehörde getötet, selbst wenn sie nicht erkrankt sind - erweitert in vielen Fällen um eine bis zu sieben Kilometer breite Pufferzone. "Zehntausende gekeulte Schweine, leere Ställe und zerstörte Existenzen dies- und jenseits der Grenze", fasst "Polizeiruf"-Regisseur Tomasz E. Rudzik die Auswirkungen auf die Bewohner betroffener Gebiete zusammen.

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Wie groß die emotionale Belastung ist, zeigt der Film. Rudzik: "Angst macht sich breit, es wächst das Misstrauen gegenüber Fremden, die sich aus Ignoranz und Unwissenheit nicht an die staatlichen Schutzmaßnahmen halten und dadurch das Virus verbreiten. Aber auch alte Ressentiments ploppen wieder auf, gegenseitige Schuldzuweisungen belasten das Verhältnis mit den Polen. Die Gefahr kommt mal wieder aus dem Osten."

Zur Eindämmung der Seuche wurde 2020 auf deutscher Seite ein 450 Kilometer langer Schutzzaun installiert, um infizierte Wildschweine am Grenzübertritt nach Deutschland zu hindern. Sinkende Fallzahlen im vergangenen Jahr deuten darauf hin, dass die Maßnahme vorläufig erfolgreich ist, aber der Zaun "symbolisiert auch eine neue Grenze, zumindest in den Köpfen", so Rudzik. Zumal es 2023 auch Fälle in Norditalien und Schweden gab und das Virus mittlerweile in 20 EU-Staaten zirkuliert - und damit am Ende einmal mehr die ernüchternde Erkenntnis steht: Viren halten sich nicht an menschengemachte Grenzen.

Quelle: ntv.de

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