Der "Tatort" im Schnellcheck Verdammte Freaks
15.10.2022, 15:37 Uhr
Was stimmt bei dem denn nicht? Dr. Adrian Goser (Martin Wuttke) gibt Rätsel auf.
(Foto: HR)
Wer sich beim Exorzisten-"Tatort" vor zwei Wochen vergnügt hat, wird möglicherweise auch seinen Spaß an "Leben Tod Ekstase" haben. Gewarnt sei dennoch: So psychedelisch-psycholytisch ging es selbst im wilden Frankfurt bislang noch nicht zu.
Was passiert?
Dr. Adrian Goser (Martin Wuttke) hat seine Therapie-Gruppe um sich versammelt, alles ist angerichtet für eine schmucke Psycholyse-Sitzung. Das Setting ist hochherrschaftlich edel, die Villa ein Träumchen, es gibt Schampus mit Schuss. Doch der Selbstfindungstrip wird zum Alptraum, die Anwesenden drehen kurze Zeit später völlig durch, werden buchstäblich vom Irrsinn geritten. Am Ende sind alle tot - bis auf Doc Goser.
Janneke (Margarita Broich) und Brix (Wolfram Koch) saßen eben noch beim Bierchen an Fannys Tresen, nun stehen sie in einem bizarren Schlachtfeld, das Rätsel aufgibt. Dr. Goser hat es sich wenig später schon in der U-Haft gemütlich gemacht, hält sich ein kleines Vögelchen als Haustier und rezitiert Rilke. Viel mehr Brauchbares ist aus ihm jedoch nicht herauszubekommen, erst recht nicht, als sich seine Anwältin Isabelle von Kanis (Uisenma Borchu) einschaltet.
In Rückblenden lernt man schließlich Ellen Jensen (Aenne Schwarz) kennen, die ein tragisches Geheimnis mit sich trägt und versucht, es mit Ritzen, Fesseln und Kokain zu verdrängen. Und den Ex-Bundi Syd (Frederick von Lüttichau), der aus seiner Zeit bei der Armee einiges an Psycho-Baustellen davongetragen hat. Hat er etwas mit den Toten zu tun? Oder doch vielleicht der psychisch fragile John (Pit Bukowski), ein Wolkenkuckucksheim-Insasse mit ausufernden Wahnvorstellungen?
Worum geht es wirklich?
Tja ... unter anderem um die besten Filme von Arnold Schwarzenegger. Was das jetzt mit dem obigen Resumée zu tun hat? Finden Sie es heraus!
Wegzapp-Moment?
Eigentlich ist schon der Psychotrip zu Beginn eine einzige Aufforderung, lieber zu einem guten Buch zu greifen, zum "Inspector Barnaby"-Boxset oder einem Fläschchen Klosterfrau Melissengeist. Gleichzeitig macht es aber auch neugierig, was das Leben, der Tod, die Ekstase noch so zu bieten haben. Wer hier den Absprung verpasst, hat in den folgenden 85 Minuten noch ausreichend Gelegenheit zu zappen. Und wem es gefällt, der bleibt eh dran.
Wow-Faktor?
Die Chuzpe, mit der Regisseur und Drehbuch-Co-Autor Nikias Chryssos hier sein "Tatort"-Debüt über die Rampe bringt, ringt Respekt ab. Der Spaß am Wahnsinn ist den Beteiligten anzumerken, vom irren Syd über die schöne Ellen bis zum zerschossenen Dr. Goser. Die Bildkomposition ist halluzinogen, der Score stimmungsvoll, auch wenn man als Zuschauer so etwa nach einer Stunde den dramaturgischen Faden verliert. Da sind doch nicht etwa Drogen im Spiel?
Wie war's?
Alles von 0 bis 10 - ein "Tatort", der die Gemüter spalten wird, dass es nur so kracht. Für jedes "Und dafür zahle ich GEZ" einen Euro und man könnte sich die Villa aus dem Film kaufen.
Quelle: ntv.de