Letzter "Tatort" für Ringelhahn Wenn's am schönsten ist …
06.10.2024, 21:49 Uhr Artikel anhören
Verlässt den Franken-"Tatort": Dagmar Manzel.
(Foto: picture alliance/dpa)
… soll man aufhören, so Dagmar Manzel über ihren "Tatort"-Ausstieg. In der Tat, "Trotzdem", ihr letzter Fall, bot eine Menge Spannung und Klasse. Nach dem Knalleffekt zuletzt beim Frankfurter Gespann ein fast wohltuendes Farewell.
An den Jahresringen der "Tatort"-Teams lässt sich zuweilen das schnelle Vergehen der Zeit ablesen, gerade dann, wenn mal wieder ein Abschied ansteht. Neben runden Jubiläen immer Anlass für den Blick zurück: wenn jemand aus Ermittlerkreisen die Segel streicht. Zuletzt wurden Janneke und Brix in die Luft gejagt, im Mai 2015 hatten Margarita Broich und Wolfram Koch in Frankfurt den Dienst angetreten. Nun also sagte Dagmar Manzel alias Paula Ringelhahn beim "Tatort" aus Franken leise Adieu.
"Wenn's am schönsten ist, soll man aufhören. Paula ist eine spannende und vielschichtige Figur, und ich bin sehr dankbar, dass ich sie gestalten durfte", so Manzel über ihre Gründe. "Gleichzeitig gibt es noch viele andere Sachen, auf die ich unglaublich viel Bock habe. Zum Beispiel Oper inszenieren, mit den Enkelkindern spielen oder mehrere Wochen am Stück Urlaub machen."
Dienstantritt im April 2015
Einen Monat vor den Frankfurtern, im April 2015, hatte sie ihren Dienst angetreten, "Der Himmel ist ein Platz auf Erden", der Titel des Falles aus der Feder von Catharina Schuchmann und Max Färberböck, der damals wie heute zum Abschied, zudem weitere drei Male im Laufe der Jahre, Regie führte. "Der Start gerät solide, auch wenn Provinz und Pentagon nicht so ganz zusammengehen. Eins ist jedoch klar: In Nürnberg wird gern gestritten.", so hieß es an dieser Stelle. Von einem "vielversprrrechenden" Start war mit regionalem Sprachkolorit die Rede.

Kriminalhauptkommissarin Paula Ringelhahn (Dagmar Manzel) und ihre Kollegen bei der Arbeit.
(Foto: picture alliance/dpa/ARD/BR)
Im Fokus bei den Franken, wie in den meisten anderen "Tatort"-Filialen auch, das Zusammenspiel des Protagonisten-Duos. Mit Fabian Hinrichs als Felix Voss hatte Manzel/Ringelhahn ein durchaus eigenwilliges Gegenüber. In der Rolle des Gisbert Engelhardt war Voss im Bayern-Tatort "Der tiefe Schlaf" (2012) um die Ecke gebracht worden, hatte jedoch so viel Eindruck hinterlassen, dass Fans den Bayrischen Rundfunk schließlich zu einer Wiederaufstehung als Felix Voss überredeten.
So unterschiedlich Voss und Ringelhahn auch sein mochten - sie die pragmatische, dabei empathische Analytikerin, er der etwas schratige Luftikus - die beiden ruckelten sich zurecht und das überaus unterhaltsam. "Auch Polizisten haben Gefühle. Und am Ende ist Teamgeist immer noch das beste Erfolgsrezept", so das n-tv.de-Urteil über "Ein Tag wie jeder andere".
Zehn Fälle in zehn Jahren
Mit "Trotzdem" nun sagt Dagmar Manzel oder zumindest Paula Ringelhahn dem "Tatort" Adieu. Zehn Fälle in zehn Jahren sind es geworden, eine runde Bilanz nach Tarantino-Art. So wie der Hollywood-Regisseur sein filmisches Schaffen mit der Zahl zehn beenden will, so geht nun auch Manzel: "Es war eine wunderbare, beglückende, intensive, zehnjährige Arbeit mit dem Bayerischen Rundfunk, besonders mit Stephanie Heckner, die leider viel zu früh verstorben ist. Ihr habe ich sehr viel zu verdanken."
Bei der Art und Weise ihres Abschiedes fühlt man sich fast an den Fall aus dem Jahr 2017 erinnert oder besser gesagt, an den Titel dieser dritten Episode: "Am Ende geht man nackt". Ein überraschender Schnitt war das, als Manzel im großen Showdown in freier Wildbahn plötzlich ohne Kleidung dastand - ein dramaturgischer Kniff, der gleichsam verstörte und faszinierte. Am Ende wurde das getan, was über all die "Tatort"-Jahrzehnte immer mal wieder zu sehen und zu hören war. Es wurde gesungen. Ringelhahns A-cappella-Version von Simon & Garfunkels "The Sound Of Silence", ein schmucker Schlusspunkt. Wer in Zukunft an der Seite von Felix Voss ermittelt? Lassen wir uns überraschen.
Quelle: ntv.de