Onefootball-Gründer von Cranach "Wir halten am Claim 'Hype The Game' fest"
14.05.2020, 20:03 Uhr
Der Shutdown im Fußball hat Onefootball hart erwischt.
(Foto: picture alliance/dpa)
Als der Shutdown im Fußball kommt, entwickelt das Berliner Startup Onefootball schnell einen Notfallplan. Mit kreativen Inhalten, neuen Partnerschaften und Kosteneinsparungen kann es die Krise gut meistern. Zum Start der Liga zeigt sich Gründer Lucas von Cranach kämpferisch.
Als Mitte März der Fußball weltweit ruht, steht auch ein erfolgsverwöhntes Tech-Unternehmen in Berlin vor einem großen schwarzen Loch: Onefootball. Das 2008 gegründete Startup bezeichnet sich als "die ultimative Medienplattform für Fußballfans auf der ganzen Welt", das jeden Monat Millionen Fans erreicht, mit Spielberichten, Ergebnissen und Statistiken - das Ganze in einer App, personalisiert, in zwölf Sprachen aus über 100 Ligen weltweit. "We tell the world's football stories", so das Motto von Onefootball.

Ein "Facebook für Fußball plus Daten und Statistiken" nannte Onefootball-Gründer Lucas von Cranach Onefootball einmal.
(Foto: imago images/Jörg Schüler)
Gründer Lucas von Cranach hat zum Start der Bundesliga nun erstmals ein Interview gegeben. Onefootball mit seinen 220 Mitarbeitern sei gut durch den Shutdown gekommen und sicher finanziert, berichtet er. "Wir haben damit kalkuliert, dass wir bis August keinen Fußball sehen werden, insofern ist der Start für uns eine frohe Botschaft", sagt von Cranach im Podcast "Die Stunde Null". Wie alle Unternehmen habe der Shutdown im Fußball Onefootball natürlich hart erwischt. "Wir reden von Millionen von Umsätzen, die geplant und gebucht waren, aber nicht gekommen sind."
Schnell habe er mit seinem Managementteam - zu dem auch der ehemalige Puma-Chef Franz Koch als COO und somit Verantwortlicher für das Tagesgeschäft gehört - einen Notfallplan aufgesetzt. Mit Kurzarbeit von im Schnitt 20 Prozent und Kosteneinsparungen habe man den Einbruch mehr als ausgleichen können. Früh habe es ein Signal an die Mitarbeiter gegeben, dass niemand entlassen werde. Für ihn sei klar gewesen, "dass die Reaktion auf die Krise nicht heißen kann, dass ich die Geschäftsbasis ins Risiko stelle".
"Ich habe ganz andere Situationen erlebt"
Lucas von Cranach erzählt auch von früheren Existenzkrisen: "Ich bin jetzt seit zwölf Jahren mit Onefootball unterwegs, und ich kann sagen, ich habe ganz andere Situationen erlebt, bei denen es um die Existenz des Unternehmens ging, vor allem in den ersten fünf Jahren. Aus diesen Jahren habe ich sehr gut gelernt, wie ich mit solchen Extremsituationen umgehen kann, dass ich nicht in Hektik verfalle."
Von Cranach nennt Onefootball einmal ein "Facebook für Fußball plus Daten und Statistiken". Seit der Gründung will er ein Angebot bauen, das nicht einfach nur über Fußball berichtet, sondern ein Aggregator ist - eine Plattform, und das nicht nur für Deutschland und die Bundesliga, sondern für die ganze Welt. Und vor allem: keine Website, sondern eine App. Im Jahr 2009 gehört Onefootball zu den ersten 1000 Apps auf iOS, dem Betriebssystem von Apple. Viele Jahre muss von Cranach für seine Idee werben und kämpfen, denn in den USA - wo das große Geld sitzt - versteht man den Namen Onefootball nicht so ganz, und Fußball ist nicht so populär. Dafür versteht man in Europa die Idee der Plattform nicht. Längst hat Onefootball trotzdem namhafte Investoren, darunter Union Square Ventures, Lakestar, Earlybird, Adidas und Daniel Hopp, den Sohn des SAP-Gründers Dietmar Hopp.
Mit einer 24-Stunden-Nachrichtenredaktion, die in zwölf Sprachen arbeitet, aus Tausenden Nachrichtenquellen alles filtert und zusammenstellt, operiert Onefootball heute von Berlin aus, hat aber auch Büros in New York, Mexiko-Stadt und São Paulo. Inzwischen gibt es nicht mehr nur Berichte und Ergebnisse, sondern man kann auch Spiele etwa aus der 2. Bundesliga anschauen. Dazu hat Onefootball eine Kooperation mit dem Bezahlsender Sky geschlossen. Pay-per-view heißt das Ganze. Weitere Video-Angebote sollen folgen.
"Unser Redaktionsteam ist sehr kreativ gewesen in der Krise", berichtet von Cranach in dem Podcast. Man habe E-Sports gezeigt, viele Partnerschaften aufgesetzt, zum Beispiel mit dem Portal Dugout - hinter dem große Fußballklubs stehen. Dort habe man etwa "Evergreen Tore" gezeigt und die besten Szenen von Lionel Messi. Onefootball hatte natürlich Einbußen beim Traffic, im "niedrigen zweistelligen Prozentbereich", sagte von Cranach. "Aber wir gehen davon aus, dass diese Nutzer nicht weg sind, die sind nur gerade nicht so aktiv." Er erwartet und hofft, dass man bald das Niveau vor der Pandemie erreichen werde. "Wir halten an unserem Claim 'Hype the Game' fest."
Das gesamte Interview hören Sie in der neuen Folge von "Die Stunde Null - Deutschlands Weg aus der Krise". Der Corona-Schock hat Deutschland und die ganze Welt in eine tiefe Krise gestürzt. Wie verändert die Krise unser Leben? Und welche Auswege gibt es? Der Podcast "Die Stunde Null – Deutschlands Weg aus der Krise" stellt diese Fragen den Menschen, die durch die Krise steuern: Unternehmern, Wissenschaftlern, Managern, Philosophen und Ökonomen.
Quelle: ntv.de, ddi