

Der Literaturnobelpreis ist die Krönung jeder schriftstellerischen Karriere.
In diesem Jahr erhält ihn die Südkoreanerin Han Kang.
Gewürdigt werden "ihre intensive poetische Prosa, die sich historischen Traumata stellt und die Zerbrechlichkeit des menschlichen Lebens offenlegt".
Feste Regeln gibt es nicht, wenn die Akademie den bedeutendsten Literaturpreis der Welt verleiht. Nicht immer gewinnt die bedeutendste Autorin oder der Favorit der Leserinnen und Leser.
Oft gehen Autoren leer aus, die heute als Klassiker gelten - darunter Bert Brecht ("Dreigroschenoper"), …
... Virginia Woolf ("Orlando") ...
… und Marcel Proust ("Auf der Suche nach der verlorenen Zeit").
Dagegen sind einige der Ausgezeichneten heute vergessen und nur noch antiquarisch zu erhalten.
Der Preis soll nach dem Willen seines Stifters Alfred Nobel "das Beste in idealistischer Richtung geschaffen haben" - dementsprechend sind die Preisverleihungen immer auch ein Spiegel gesellschaftlicher Entwicklungen, obwohl freilich bis 1944 nur vier Nichteuropäer geehrt werden.
Auch Frauen gehören nur äußerst selten zu den Ausgezeichneten: Von den insgesamt 119 verliehenen Preisen gingen bisher nur 18 an Schriftstellerinnen.
Die letzte Frau vor Han Kang war 2022 die französische Schriftstellerin Annie Ernaux. Sie erhielt die Auszeichnung "für den Mut und die klinische Schärfe, ...
... mit der sie die Wurzeln, Entfremdungen und kollektiven Beschränkungen der persönlichen Erinnerung aufdeckt", so die Jury.
Den Anfang in der Reihe der Literaturnobelpreise macht 1901 mit Sully Prudhomme ein Franzose, der vor allem für seine Gedichte bekannt ist. Er ist Mitglied der Académie française und wird in die Ehrenlegion aufgenommen.
Mit Theodor Mommsen wird im darauffolgenden Jahr "dem gegenwärtig größten lebenden Meister der historischen Darstellungskunst" der Preis verliehen. Der erste ausgezeichnete Deutsche beeindruckt vor allem mit seinem Monumentalwerk "Römische Geschichte".
Der 1907 geehrte Autor Rudyard Kipling wird vor allem mit einem Buch verbunden: "Das Dschungelbuch" fasziniert immer wieder neue Generationen. Der in Bombay geborene Brite war 41 Jahre alt, als er den Preis entgegennahm, und ist der bisher jüngste ausgezeichnete Schriftsteller.
Ein Jahr später ist wieder ein Deutscher an der Reihe: Der Philosoph Rudolf Eucken erhält den Preis "auf Grund des ernsten Suchens nach Wahrheit, der durchdringenden Gedankenkraft und des Weitblicks, der Wärme und Kraft der Darstellung".
Die Schwedin Selma Lagerlöf ist 1909 die erste Frau, die den Literaturnobelpreis "auf Grund des edlen Idealismus, des Phantasiereichtums und der seelenvollen Darstellung" in ihren Werken erhält.
Paul Heyse ist 1910 - nach einem Historiker und einem Philosophen - der erste deutsche Belletrist, der zu Nobelpreisehren kommt. Die Jury würdigt ihn als "Lyriker, Dramatiker, Romanschriftsteller und Dichter von weltberühmten Novellen".
Zwei Jahre später wird mit Gerhart Hauptmann erneut ein Deutscher ausgezeichnet. Der Autor von "Bahnwärter Thiel", "Die Weber", "Der Biberpelz" und etlicher anderer Werke wird auch heute noch gelesen und aufgeführt. Er gilt als wichtiger Vertreter des Naturalismus.
1913 geht der Preis erstmals an einen Nicht-Europäer: Rabindranath Tagore aus Indien gilt als Erneuerer der bengalischen Literatur. Er ist auch Philosoph, Maler, Musiker und Autor der heutigen Nationalhymnen von Indien und Bangladesch.
Der Norweger Knut Hamsun wird 1920 für "Segen der Erde" ausgezeichnet. Sein literarisches Schaffen wird jedoch bis heute durch seine spätere Begeisterung und sein Eintreten für den deutschen Nationalsozialismus überschattet.
Mit William Butler Yeats wird 1923 der erste irische Schriftsteller ausgezeichnet. Er erhält den Preis nicht nur für seine noch heute rezipierten Gedichte, sondern auch, weil er in seinen Werken "dem Geiste eines Volkes Ausdruck verleiht" - Yeats beschäftigte sich eingehend mit dem Erbe der irischen Kultur.
Nur zwei Jahre später bekommt ein weiterer irischer Autor den Preis: George Bernhard Shaw wird für Idealismus und Humanität gewürdigt, für "frische Satire" und "poetische Schönheit". Er erhält 1939 einen Oscar für das Drehbuch zur Verfilmung seines Werkes "Pygmalion" - und ist damit einer von zwei Nobelpreisträgern mit dieser Doppelehrung.
1929 ist der fünfte Nobelpreis für einen Deutschen fällig: Thomas Mann erhält den Preis vor allem für seine "Buddenbrooks". Mann gilt als begnadeter Stilist mit außerordentlicher sprachlicher Prägnanz.
Der erste ausgezeichnete Amerikaner ist ein Jahr später Sinclair Lewis. "Elmer Gantry" zählt zu seinen bekanntesten Werken, die durch ihre Satire bestechen.
Seit 1936 steht ein weiterer Amerikaner auf der Literaturnobelpreis-Liste. Eugene O'Neill wird für seine Dramen geehrt, die "Kraft, Ehrlichkeit und starkes Gefühl" ausstrahlen. "Eines langen Tages Reise in die Nacht" wird später verfilmt.
Zwischen 1940 bis 1943 wird der Literaturnobelpreis aufgrund des Zweiten Weltkriegs nicht verliehen - stattdessen verbrennen die Deutschen ihre Bücher. 1944 erhält der Däne Johannes Vilhelm Jensen den begehrten Preis.
Den ersten Literaturnobelpreis für Lateinamerika geht an die Chilenin Gabriela Mistral (vorn) für ihre "von mächtigen Gefühlen inspirierte Lyrik".
Ein auch noch heute überaus populärer Schriftsteller wird 1946 - auch auf Vorschlag Thomas Manns hin - ausgezeichnet. Der in Deutschland geborene Hermann Hesse erhält den Preis aber für die Schweiz, wohin der Pazifist ausgewandert war.
1948 bekommt der Brite Thomas Stearns Eliot den Literaturnobelpreis. Er gilt als Erneuerer der Lyrik und Wegbereiter der literarischen Moderne. Sein Poem "Das wüste Land" von 1922 gilt als Jahrhundertwerk.
William Faulkner, ein Jahr später geehrt, wird dagegen durch seine bahnbrechenden Romane, die meist das Leben im fiktiven Yoknapatawpha County beschreiben, zum Vorbild neuer Schriftstellergenerationen. Er spendet das Preisgeld einer Stiftung, die heute noch den bedeutenden Faulkner-Preis vergibt.
Überraschend dürfte der Preisträger von 1953 sein: Winston Churchill ist nicht nur als britischer Premier bekannt, sondern auch als Autor von "Der Zweite Weltkrieg". Ausdrücklich würdigt die Jury seine "Redekunst, mit welcher er als Verteidiger von höchsten menschlichen Werten hervortritt".
Nicht weniger bekannt als Churchill ist Ernest Hemingway (hier mit Kubas langjährigem Staatschef Fidel Castro), der ein Jahr später ausgezeichnet wird, ausdrücklich auch für das auf Kuba spielende "Der alte Mann und das Meer".
Albert Camus wird 1957 für sein Gesamtwerk ausgezeichnet. Sein vielleicht bekanntester Roman "Die Pest" gilt als eines der bedeutendsten Werke der französischen Nachkriegsliteratur.
Boris Pasternak, der Autor von "Doktor Schiwago", nimmt den Preis 1958 zunächst an, nach politischem Druck der sowjetischen Staatsführung muss er jedoch seine Meinung ändern. Der Preis wird 1989 dem Sohn Pasternaks nachträglich überreicht.
1962 wird mit John Steinbeck erneut ein US-Amerikaner ausgezeichnet. Seine "einmalige realistische und phantasievolle Erzählkunst" zeigt sich in Werken wie "Von Mäusen und Menschen", "Früchte des Zorns" und "Jenseits von Eden".
Jean-Paul Sartre - Autor unter anderem von "Der Ekel" - ist der einzige Autor, der den Literaturnobelpreis aus freien Stücken ablehnt (im Bild mit seiner Lebensgefährtin Simone de Beauvoir). Die Begründung des französischen Existentialisten: Er wolle sich seine Unabhängigkeit bewahren und sich weder vom Westen noch vom Osten vereinnahmen lassen.
1966 wird der Preis - wie auch 1904, 1917 und 1974 - an zwei Personen verliehen. Neben dem israelischen Autor Samuel Josef Agnon erhält ihn auch die schwedisch-deutsche Autorin Nelly Sachs, die als Jüdin vor dem Nationalsozialismus aus Deutschland geflohen war.
Der Ire Samuel Beckett, dessen bekanntestes Werk "Warten auf Godot" ist, wird 1969 ausgezeichnet. Die Jury begründet die Entscheidung mit den neuen Formen, die Beckett in Roman und Drama eingeführt hat.
Der russische Schriftsteller und Dramatiker Alexander Solschenizyn erhält den Nobelpreis 1970. Vier Jahre später, nach der Veröffentlichung von "Archipel Gulag", in dem er das Leben in einem Gefangenenlager beschreibt, wird er aus der Sowjetunion ausgewiesen und geht ins Exil - erst jetzt nimmt er den Preis persönlich entgegen.
Pablo Neruda aus Chile wird 1971 "für eine Poesie, die mit der Wirkung einer Naturkraft Schicksal und Träume eines Kontinents lebendig macht", gewürdigt. Neruda ist im Kampf gegen den Faschismus auch immer politisch engagiert und lebt lange im europäischen Exil.
Heinrich Böll ist - nach Mann 1929 - der nächste deutsche Preisträger. Die Jury erkennt seine "Verbindung von zeitgeschichtlichem Weitblick und liebevoller Gestaltungskraft" an. Der bedeutende Autor der Nachkriegszeit engagiert sich auch politisch.
Saul Bellow wird 1976 "für das menschliche Verständnis und die subtile Kulturanalyse, die in seinem Werk vereinigt sind", geehrt. Er zählt zu den wichtigsten amerikanischen Autoren des 20. Jahrhunderts.
Wie Bellow stark durch seine jüdischen Wurzeln geprägt ist der polnisch-amerikanische Autor Isaac Bashevis Singer, der 1978 ausgezeichnet wird. Er ist der einzige jiddische Schriftsteller, der den Preis erhält.
Ein Vertreter des Magischen Realismus erhält den Nobelpreis 1982. Vom Kolumbianer Gabriel García Márquez stammen Werke wie "Hundert Jahre Einsamkeit", "Chronik eines angekündigten Todes" und "Die Liebe in den Zeiten der Cholera".
Es dauert bis 1986, dass zum ersten Mal ein Vertreter der afrikanischen Literatur ausgezeichnet wird. Der Nigerianer Wole Soyinka gestaltet "in breiter kultureller Perspektive und mit poetischen Obertönen das Drama des menschlichen Seins", so die Jury. Er mischt sich zudem aktiv in die Politik seines Heimatlandes ein.
Toni Morrison ist die Literaturnobelpreisträgerin von 1993. Sie ist eine der bedeutendsten afroamerikanischen Autorinnen - fördert die Literatur aber auch als langjährige Lektorin. Sie wird für ihr Gesamtwerk ausgezeichnet.
Kenzaburo Oe ist, nach Yasunari Kawabata 1968, der zweite japanische Preisträger. Er wird unter anderem mit "Reißt die Knospen ab …" und "Eine persönliche Erfahrung", ein halbautobiografischer Roman über seinen autistischen Sohn, bekannt.
Verwunderung und Heiterkeit löst 1997 die Ehrung von Dario Fo aus. Der italienische Dramatiker, der als Spaßvogel bekannt ist, wird "für sein volkstümlich-politisches Agitationstheater" gewürdigt.
1999 erhält ein weiterer bedeutender Vertreter der deutschen Literatur den ersehnten Anruf des Nobel-Komitees. Günter Grass erhält den Preis, "weil er in munterschwarzen Fabeln das vergessene Gesicht der Geschichte gezeichnet hat" - vor allem aber für seine "Blechtrommel".
Wieder eine Überraschung gelingt der Jury mit der Würdigung des in China geborenen Franzosen Gao Xingjian. Während der chinesischen Kulturrevolution wird er inhaftiert, 1987 siedelt er nach Paris über. Chinas Machthaber kritisieren, er sei in seiner Heimat völlig unbekannt, man hätte lieber einen in China lebenden Autor auszeichnen sollen.
Der westindische Autor V.S. Naipaul, der in Trinidad und Tobago geboren ist, erhält ein Jahr später den Preis. Bekannt ist er für seine Romane und Reiseberichte aus aller Welt.
Der Ungar Imre Kertész verarbeitete in dem "Roman eines Schicksallosen" seine Erlebnisse in den Konzentrationslagern Auschwitz und Buchenwald. Er wird 2002 mit dem Nobelpreis ausgezeichnet, da sein Werk "die zerbrechliche Erfahrung des Einzelnen gegenüber der barbarischen Willkür der Geschichte behauptet".
J.M. Coetzee aus Südafrika, "der in zahlreichen Verkleidungen die überrumpelnde Teilhabe des Außenseitertums darstellt", ist der Literaturnobelpreisträger 2003.
Die Auszeichnung an die provokante österreichische Gesellschaftskritikerin Elfriede Jelinek ("für den musikalischen Fluss von Stimmen und Gegenstimmen in Romanen und Dramen") stößt auf ein geteiltes Echo. Der Literaturhistoriker und Autor Knut Ahnlund tritt aufgrund der Juryentscheidung aus der schwedischen Akademie aus - sein Stuhl ist seither verwaist.
Harold Pinter nimmt 2005 aus Gesundheitsgründen nicht selbst an der Preisverleihung teil. Mit ihm wird ein Theaterautor und Regisseur ausgezeichnet – nach der Ehrung kommen seine Stücke wieder auf die Spielpläne, mit großer Resonanz bei Publikum und Kritik.
Orhan Pamuk ist der erste türkische Autor, der den Literaturnobelpreis erhält. Die Jury würdigt 2006, dass der auch politisch aktive Autor "neue Sinnbilder für Zusammenstoß und Verflechtung der Kulturen gefunden hat".
"Die Epikerin weiblicher Erfahrung, die sich mit Skepsis, Leidenschaft und visionärer Kraft eine zersplitterte Zivilisation zur Prüfung vorgenommen hat" wird im folgenden Jahr ausgezeichnet - mit 88 Jahren als bisher älteste Preisträgerin. In Deutschland erregt die Ehrung von Doris Lessing Aufsehen, da sie eine Tante des Politikers Gregor Gysi ist.
Die Jury bleibt sich wie in den letzten Jahren auch 2008 treu: Keiner der oft genannten Favoriten erhält den Preis, sondern Jean-Marie Gustave Le Clézio als "Verfasser des Aufbruchs, des poetischen Abenteuers und der sinnlichen Ekstase".
Nur zehn Jahre nach Grass wird die Deutsche Herta Müller geehrt. Sie war nach Repressionen durch die rumänische Staatsführung 1987 nach Deutschland ausgewandert. Diese Erfahrung verarbeite sie in ihren Werken, so die Akademie. Von ihr stammen unter anderem die Romane "Der Fuchs war damals schon der Jäger" und "Herztier".
Im Jahr 2010 wird mit dem Peruaner Mario Vargas Llosa mal wieder einer der ewigen Favoriten ausgezeichnet.
Für Überraschung sorgt dann 2011 die Auszeichnung des schwedischen Poeten Tomas Tranströmers. Er ist seit 15 Jahren der erste Lyriker, der mit höchsten literarischen Auszeichnung der Welt geehrt wird. Damals, 1996, ging der Nobelpreis an die Polin Wislawa Szymborska.
Überraschend und nicht unumstritten ist die Preisverleihung an den chinesischen Schriftsteller Mo Yan ein Jahr später. Er verbinde "mit halluzinatorischem Realismus Volksmärchen, Geschichte und Zeitgenössisches", heißt es in der Begründung der Jury. Der Chinese schrieb unter anderem "Das rote Kornfeld".
Im Jahr 2013 kann sich die Kanadierin Alice Munro über die Auszeichnung freuen. Die Jury in Stockholm würdigt sie als "Meisterin der zeitgenössischen Kurzgeschichte".
2014 geht die Auszeichnung an den Franzosen Patrick Modiano. Der 69-Jährige bekomme den Preis für seine "Kunst der Erinnerung", er rufe mit seiner Sprache unbegreifliche menschliche Schicksale wach, so die Jury.
2015 bekommt Swetlana Alexijewitsch den Literaturnobelpreis für "ihr vielstimmiges Werk, das dem Leiden und Mut in unserer Zeit ein Denkmal setzt". Die Belarussin ist eine der schärfsten Kritikerinnen von Präsident Lukaschenko. Im September 2020 ist sie von Minsk nach Berlin ausgereist.
2016 folgt der nächste Jury-Coup: Mit Bob Dylan wird zum ersten Mal ein Singer-Songwriter ausgezeichnet. Er ist nach Shaw der zweite Preisträger mit einem "Oscar" (für den Song "Things Have Changed" zu dem Film "Wonder Boys").
Kazuo Ishiguro ist der Preisträger im Jahr 2017. Der Brite japanischer Herkunft sei ein Schriftsteller, der "in Romanen von starker emotionaler Wirkung den Abgrund in unserer vermeintlichen Verbundenheit mit der Welt aufgedeckt hat", begründet das Komitee.
Olga Tokarczuk wurde 2018 für ihre "erzählerische Vorstellungskraft" geehrt, die "mit einer enzyklopädischen Leidenschaft das Überschreiten von Grenzen als Lebensform symbolisiert". Der Preis wurde ihr erst 2019 für das vorhergehende Jahr zuerkannt, da die Verleihung 2018 wegen eines Missbrauchsskandals innerhalb der schwedischen Jury ausgesetzt war.
Skandal ist das Wort, das im Zusammenhang mit dem Preisträger 2019 häufig verwendet wird: Die Auszeichnung des Österreichers Peter Handke löst Proteste aus. Handke hatte sich in den Jugoslawienkriegen mit Serbien solidarisiert und nach Ansicht von Kritikern die von Serben begangenen Kriegsverbrechen bagatellisiert und sogar geleugnet.
Für die nächste echte Überraschung sorgte die Jury 2020, als sie den Preis Louise Glück zusprach. Die amerikanische Lyrikerin wurde "für ihre unverkennbare poetische Stimme" geehrt, mit der sie "mit strenger Schönheit die individuelle Existenz universell" mache, hieß es in der Begründung.
2021 ging der Preis an den tansanischen Schriftsteller Abdulrazak Gurnah für seine "kompromisslose und mitfühlende" Schilderung des Schicksals von Flüchtlingen und der Auswirkungen von Kolonialismus. Gurnah weiß, wovon er schreibt. Er kam Ende der 1960er-Jahre selbst als Flüchtling von Sansibar nach Großbritannien, wo er bis heute lebt.
2023 würdigte das Nobel-Komitee den norwegischen Autor und Dramatiker Jon Fosse "für seine innovativen Stücke und Prosa", die "dem Unsagbaren eine Stimme geben".