

In insgesamt 28 Sportarten wurde bei den Olympischen Spielen in Peking um Medaillen in 302 Wettbewerben gerungen, ... (Bild: Piktogramm für die Ringer bei den Spielen in Athen 2004)
... in klassischen Olympia-Disziplinen wie Boxen und Fechten, ... (Piktogramme der Spiele in Sydney)
... und in neueren wie Judo und Taekwondo.
Und seit sich die Basketballmannschaft qualifizieren konnte, ist klar: Deutschland nimmt an allen olympischen Wettbewerben teil - außer beim Baseball und dessen Variante Softball.
Gerade diese beiden sind in Peking vorerst zum letzten Mal vertreten, 2012 in London fehlen sie. Seit 1936 fallen damit erstmals wieder Sportarten aus dem Programm. (Einer der Gründe soll der laxe Umgang der US-Baseball-Profis mit Doping sein.)
Dieses Schicksal teilen Base- und Softball jedoch mit anderen Disziplinen. Das Olympia-Programm hat sich in den letzten 100 Jahren oft verändert, nur vier Sportarten erlebten alle Spiele seit 1896. (Eröffnung der Spiele 1896 in Athen)
Etliche Sportarten sind wieder herausgefallen. Andere waren nur einmal vertreten, teils auch nur als Demonstrationsportart, wie Wasserski 1972 in München.
Die genaue Anzahl der ausgetragenen Sportarten lässt sich nur schwer nachvollziehen. Schuld daran sind die Spiele in Paris 1900, die lediglich ein Rahmenprogramm der Weltausstellung sind.
In welchen Sportarten es um olympische Medaillen ging und welche nur Teil des Unterhaltungsprogramms waren, ist unklar. Boule jedenfalls war nicht olympisch - das IOC hatte 1900 Boule die offizielle Anerkennung als Olympische Sportart versagt.
Auch das Ballonfahren, ...
... das Drachen-Steigen-Lassen ...
... und das Fahren mit dem Vierergespann war nicht olympisch (Charlton Heston in dem Film "Ben Hur").
Auch Armbrust- ...
... und Kanonenschießen klingen nicht olympisch.
Schade auch ums Angeln - hier wären sicher spannende Wettbewerbe zu erwarten.
Andere Sportarten könnten durchaus dem olympischen Wettstreit gedient haben: Cricketwettbewerbe fanden in Paris statt, danach aber nie wieder, ...
... auch die besten Croquet- ...
... und Pelotaspieler (ein spanisches Ballspiel) messen nur in der französischen Hauptstadt ihre Fähigkeiten, werden dann wieder verbannt. Ob's an den brennenden Bällen liegt?
Aber nicht nur Paris hat seine Exoten: Zu den Olympischen Spielen 1912 bis 1948 zählen auch künstlerische Wettbewerbe. (Dieses nicht-olympische Kuchen-Kunstwerk stellt Ex-IOC-Präsident Samaranch dar.)
Diese Wettbewerbe verändern sich mehrmals. Vorgestellt werden etwa Werke aus der Architektur (Disziplinen: allgemeine Architektur, Städtebau). Der Bezug zum Sport muss gegeben sein. Das Olympiastadion 1928 in Amsterdam gewinnt Gold.
Der spätere IOC-Präsident Avery Brundage nimmt zweimal an den literarischen Wettbewerben (Disziplinen: Drama, Epik, Lyrik) teil, gewinnt aber nichts.
Die musikalischen Stücke (Disziplinen: Orchester, Instrumental, Solo, Chor) werden NICHT vorgetragen, die Jury liest lediglich die Notenblätter. (Orchester der Roten Armee 1980 in Moskau)
Der Nazi-Künstler Arno Breker gewinnt 1936 Silber (allerdings nicht mit der hier abgebildeten Statue "Prometheus"). Neben der Bildhauerei (Disziplinen: Statue, Relief, Medaille) ...
... gibt es auch noch Malerei-Wettbewerbe (Disziplinen: Zeichnungen, Grafikdesign, Gemälde, später noch Werbegrafik, Aquarelle).
Der "Vater" der Spiele der Neuzeit, Pierre de Coubertin, wird 1912 unter Pseudonym Olympiasieger in Literatur. Sein Entwurf der olympischen Ringe von 1912, die seit 1920 offizielles Symbol sind, hätte aber auch einen Preis verdient.
1904 in St. Louis gibt es zudem "Anthropologische Tage". "Primitive Stämme" treten in sportlichen Wettkämpfen gegeneinander an. (Pygmäen beim Bogenschießen)
Doch wieder zum Sport: 1896 wird ein Seilkletter-Wettbewerb ausgetragen.
Selbst beim Sackhüpfen wird ernsthaft um Medaillen gerungen - 1904 in St. Louis.
Jeu de Paume (etwa "Spiel mit der Handfläche"), ein Vorgänger des Tennis, wird 1908 ausgetragen, 1928 nochmals vorgestellt, verschwindet aber danach, ...
... der kanadische Nationalsport Lacrosse spielt 1904 und 1908 bei Olympia mit. Danach wird er noch ein paar Mal vorgestellt, aber vergeblich.
Das aus Persien stammende Polo gibt es immerhin 1900, 1908, 1920, 1924 und letztmalig 1936 in Berlin. Briten und Argentinier teilen sich die Titel. (Im Bild Prinz Charles und Sohn William)
Tauziehen schafft es zwischen den Jahren 1900 und 1912 ins olympische Programm, ...
... Golf nur 1900 und 1904. Allerdings wird für diese Sportart durchaus eine Wiedereinführung diskutiert - wenn sich denn im IOC eine Mehrheit findet.
Doch noch ist es nicht soweit. Auch Sportarten wie Squash und Karate müssen sich noch etwas gedulden, bevor sie höchste Weihen erhalten.
Rugby, 1900, 1908, 1920 und 1924 dabei, könnte ebenfalls zurückkehren, ...
... die Motorbootrennen von 1908 werden aber wohl keine Wiederholung finden.
Andere Sportarten bekommen nie die Chance auf das olympische Programm, werden jedoch immerhin vorgestellt, meist abhängig vom Austragungsort, wie American Football 1932 in Los Angeles, ...
... Australian Rugby in Melbourne 1956, die Kampfkunsttechnik Budo 1964 in Tokio. Rollhockey (im Bild) stellt sich 1992 in Barcelona vor.
Andere Sportarten, wie das Taekwondo, haben den Sprung von der Demonstrations- zur festen Sportart geschafft. Hier nun die 28 olympischen Sportarten von Peking in alphabetischer Reihenfolge.
Badminton ist 1972 und 1988 Demonstrationssportart, vergibt seit 1992 olympische Medaillen.
Im gleichen Jahr kommt auch Baseball hinzu, nach sechs Demonstrationswettbewerben. Das Ende naht 2012.
Basketball, der ur-amerikanische Sport, findet 1936 in Berlin seine Einführung. (Hier spielen Frankreich und Brasilien 1948)
Bogenschießen, seit der Antike bekannt, ist 1900, 1904, 1908, 1920 und wieder seit 1972 in München dabei - allerdings werden die Sportgeräte immer moderner. (Bild von 1984)
Geboxt wird 1904, 1908 und seit 1920. 1912 in Stockholm fehlt die Disziplin, weil sie damals in Schweden verboten ist. (Muhammed Ali [r.] wird 1960 Olympiasieger)
Fechten gehört zu den Sportarten, die seit 1896 ununterbrochen dabei sind. (Hier das US-Team von 1928)
Der Fußball spielt ab 1900 mit, ist 1904 nochmals Demonstrationssportart und fehlt 1932. Nigeria holt 1996 in Atlanta den ersten großen internationalen Fußball-Titel nach Afrika.
Gewichtheben ist fast immer dabei, fehlt nur 1900, 1908 und 1912.
Handball wird 1936 als Feldhandball auf einem Fußballfeld gespielt - Deutschland gewinnt das Finale 10:6 gegen Österreich. Ab 1972 gibt es Handball in der Halle - die DDR siegt 1980.
Die Hockeyschläger werden erstmals 1908 ausgepackt und dann seit 1920 durchgehend. Die deutschen Damen triumphieren 2004 in Athen überraschend gegen die Niederländerinnen.
1964 in Tokio (wo sonst) kommt Judo ins Programm, durchgehend dann ab 1972.
Kanuten gehen ab 1936 an den Start. Die Demonstration war bereits 1924. Dies gilt zumindest für den Rennsport, den die deutsche Rekord-Olympionikin Birgit Fischer lange dominiert, ...
... der Kanu-Slalom muss sich noch gedulden, steht 1972 und ab 1992 auf dem Programm.
Zu den wichtigsten Sportarten der Olympischen Spiele, durchgehend seit 1896, zählt die Leichtathletik. Unzählige Stars werden hier geboren: Vom ersten Olympiasieger der Neuzeit, US-Dreispringer James Connolly, ...
... über den finnischen Langstreckenläufer Paavo Nurmi 1924, ...
... US-Sprinter und Weitspringer Jesse Owens 1936 ...
... und Bob Beamon aus den USA, dessen Weitsprung-Fabelweltrekord von 1968 bis 1991 Bestand hat, ...
... bis zu DDR-Marathonläufer "Nennen Sie Ihr Kind Waldemar" Cierpinski (r.), der den Titel 1976 und 1980 holt.
1972 gewinnt Heidemarie Rosendahl aus der Bundesrepublik Gold im Weitsprung und mit der 4x100-Meter-Staffel, ...
... Ulrike Meyfarth siegt mit 16 Jahren sensationell im Hochsprungwettbewerb - mit neuem Weltrekord.
Carl Lewis dominiert die Leichtathletik der 80er Jahre. Neun Goldmedaillen werden aber durch spätere Dopingvorwürfe relativiert.
Der Moderne Fünfkampf gastiert seit 1912 bei Olympia und besteht aus Schwimmen, Reiten, Schießen, Fechten und Laufen. 1912 wird der spätere US-General Patton Fünfter.
Den Radsport auf der Bahn gibt es bereits 1896, er fehlt nur noch 1912.
Das Pendant auf der Straße ist ebenfalls in Athen 1896 dabei, dann aber erst wieder ab 1912.
Mountainbikes sind seit 1996 dabei, ...
... BMX-Räder erstmals 2008 in Peking - die einzige neue Sportart bei den XXIX. Olympischen Spielen.
1912 feiert der Reitsport seine Premiere. Das gilt sowohl für die Dressur, ...
... als auch für die Vielseitigkeit (Military) ...
... und das Springen. Einzige Ausnahme: Letzteres war auch 1900 schon mal dabei - bei den Spielen der Weltausstellung.
Der Pferdesport weist eine Besonderheit auf: 1956 können die Pferde aufgrund strenger Quarantänebestimmungen nicht nach Melbourne reisen - die Wettkämpfe finden dafür in Stockholm statt.
Zu den klassischen Sportarten zählt auch das Ringen. Kein Wunder also, dass der griechisch-römische Stil seit 1896 dabei ist (allerdings 1900 fehlt). Der Freistil folgt ab 1904.
Der Rudersport verpasst nur die Spiele von 1896.
Bis heute ist Deutschland die erfolgreichste Rudernation bei Olympischen Spielen - mit deutlichem Vorsprung.
Das Sportschießen fehlt nur 1928 in Amsterdam.
Der Wassersport umfasst mehrere Unterarten: Das Schwimmen ist von Beginn an im Programm ...
... und vergibt in Peking Medaillen in 36 Wettbewerben von der 50-m-Kurzstrecke bis zur 10-km-Langstrecke im Freiwasser.
Das Turmspringen verstärkt den Wassersport ab 1904.
Als weitere Disziplin folgt 1988 das Synchronschwimmen.
Ebenfalls zum Wassersport wird der Wasserball gezählt. Seit 1900 planscht man im kühlen Nass.
Apropos kühl: 1920 in Antwerpen tritt die italienische Mannschaft mit nur einem Mann an - den anderen ist das Wasser zu kalt. Nach dem 0:7 gibt er auf.
Auch dem Wasser verbunden, aber eine andere Disziplin ist das Segeln - erstmals 1900 dabei, wird ab 1908 regelmäßig das weiße Tuch gesetzt.
Softball erlebt nur ein kurzes Gastspiel, von 2000 bis 2008. Vielleicht sehen wir die Variante des Baseball bald wieder.
Taekewondo wird 1988 und 1992 vorgestellt, 1996 erhebt es das IOC ins Programm.
Tennis ist das Musterbeispiel eines Comebacks: 1896 bis 1924 ist es dabei, dann erst wieder ab 1988. Zum Glück - Boris Becker (r.) und Michael Stich schaffen 1992 den Doppel-Titel.
Tischtennis erlebt natürlich in Asien seine Premiere, 1988 in Seoul.
Noch später kommt der Triathlon hinzu, 2000 in Sydney.
Doch nun wieder zu einem Dauerbrenner: Kunstturnen ist schon immer dabei, ...
... und beschert den Deutschen die erste Goldmedaille für Carl Schuhmann. Doch nach den Spielen wird er vom Deutschen Turnverband ausgeschlossen, ...
... genau wie die Gebrüder Flatow und andere Sportler. Zu diesem Zeitpunkt hält der Deutsche Turnerverband noch nichts von der Olympischen Idee; das Turnen im Wettkampf sei unwürdig, heißt es.
In Peking gibt es Wettbewerbe im Mehrkampf, im Team, am Sprung (Damen und Herren), an Schwebebalken und Stufenbarren (Damen), sowie an den Ringen, dem Barren, dem Reck und dem Seitpferd (Herren).
Die Rhythmische Sportgymnastik als Turn-Teildisziplin debütiert 1984 in Los Angeles, ...
... bleibt aber ein Damensport, ...
... das jüngste "Turn-Kind" Trampolin kommt 2000 hinzu.
Die 28 Sportarten macht der Volleyball voll. Seit 1964 treten die Mannschaften an, ...
... seit 1996 auch auf Sand.
Einige letzte olympische Sportarten dürfen nicht vergessen werden: Das Fahnentragen, ...
... mit der Unterkategorie Schwenken, das sicher die Chinesen gewinnen werden, ...
... das Dauerlächeln der Hostessen ...
... und Sicherheitskräfte, ...
... Maskottchen-Namen lernen (Beibei - Fisch, Jingjing - Panda, Huanhuan - Olympisches Feuer, Yingying - Antilope und Nini - Schwalbe, v.l.) ...
... und als Pekinger Königsdisziplin: die Internet-Recherche der Journalisten. (Text: Markus Lippold, Bilder: AP, dpa, rts, Wikipedia)