Gericht kassiert Freispruch Amanda Knox ist "bestürzt"
26.03.2013, 10:29 Uhr
Vier Jahre saß Knox im Gefängnis.
(Foto: REUTERS)
Die Familie der ermordeten Britin Meredith Kercher zeigt sich zufrieden. Das höchste italienische Gericht kassiert den Freispruch für den "Engel mit den Eisaugen". Damit muss es einen weiteren Prozess gegen Amanda Knox und ihren italienischen Ex-Freund geben.
Knapp fünfeinhalb Jahre nach dem Mord an einer Britin in Italien muss der spektakuläre Prozess gegen die US-Studentin Amanda Knox neu aufgerollt werden. Das höchste italienische Gericht hob den Freispruch für die 25-Jährige - die auch "Engel mit den Eisaugen" genannt wird - und ihren Ex-Freund Raffaele Sollecito auf. Knox ist seit ihrem Freispruch im Herbst 2011 wieder in den USA. Der neue Prozess soll in Florenz stattfinden.
Knox und dem Italiener Sollecito wird vorgeworfen, die britische Austauschstudentin Meredith Kercher 2007 im umbrischen Perugia bei ausufernden Sexspielen getötet zu haben. Nach einer ersten Verurteilung waren sie im Oktober 2011 in zweiter Instanz in einem Indizienprozess freigesprochen worden, nachdem Zweifel an DNA-Tests laut geworden waren, die zuerst zur Verurteilung geführt hatten. Dagegen hatten die Familie des Opfers und die Staatsanwaltschaft Berufung eingelegt.
Knox zeigte sich nach dem Urteil entsetzt. Die junge Frau sei "bestürzt, überrascht, weil wir dachten, dass der Fall abgeschlossen ist", sagte ihr Anwalt Carlo Dalla Vedova dem Nachrichtensender CNN. Knox sei aber "bereit weiter zu kämpfen". Nach Angaben des Anwalts hatte Knox in den USA eine schlaflose Nacht in Erwartung des Urteils verbracht. Auch der in Verona studierende Sollecito hatte gehofft, "man könnte einen Schlussstrich unter diese Sache ziehen". Das sagte der 29-Jährige seinem Verteidiger Luca Mauri, wie die Nachrichtenagentur Ansa berichtete.
Familie Kercher ist zufrieden
Als die Entscheidung des Kassationsgerichts in Rom verlesen wurde, begrüßte es der Anwalt der Familie Kercher, Francesco Maresca, mit einer geballten Faust als Siegeszeichen. "Ich bin glücklich", sagte die ältere Schwester der Getöteten, Stephanie Kercher, dem Anwalt. Es gebe "noch immer unbeantwortete Fragen, und wir suchen alle nach der Wahrheit", so Kercher. "Wir begrüßten die Entscheidung, dass ein neues Verfahren angeordnet wurde und glauben, dass es ein Schritt nach vorne ist, um einige dieser Fragen zu beantworten", sagte sie dem Sender Sky News.
Das Gericht hatte am Montag ungewöhnlich lange beraten und nicht, wie zunächst angenommen, bis zum Abend das Urteil gefällt. Die Staatsanwaltschaft hatte argumentiert, die Richter hätten in dem Berufungsverfahren mit dem Freispruch "den Kompass verloren". Eine Urteilsbegründung liegt noch nicht vor.
Die weltweite Aufmerksamkeit nutzte Knox auch für sich. Sie schrieb ein Buch, Ende April will der US-Fernsehsender ABC ein exklusives Interview mit ihr ausstrahlen. Ihre Autobiografie erscheint strategisch klug am selben Tag. Dass der "Engel mit den Eisaugen" zu seinem Berufungsprozess kommt, gilt als unwahrscheinlich.
Quelle: ntv.de, dpa/AFP