Panorama

Messerstecherei in Grafing Amokläufer stand wohl unter Drogen

Bei einer Messerattacke im bayrischen Grafing gab es einen Toten, drei Männer  wurden verletzt, einer von ihnen schwer.

Bei einer Messerattacke im bayrischen Grafing gab es einen Toten, drei Männer wurden verletzt, einer von ihnen schwer.

(Foto: dpa)

Der Messerstecher von Grafing ist bereits vor Tagen in seelischem Ausnahmezustand aufgegriffen worden. Bei seiner Vernehmung gab er an, Wanzen an den Füßen gespürt zu haben und deshalb seine Schuhe ausgezogen zu haben. Zudem habe er Drogen konsumiert.

Paul H. hat zugegeben, in einer S-Bahn sowie am Bahnhofsvorplatz in Grafing unvermittelt auf mehrere Männer eingestochen zu haben. Dem Staatsschutz war der 27 Jahre alte Mann aus Hessen bislang nicht bekannt, hieß es auf einer gemeinsamen Pressekonferenz des Bayerischen Landeskriminalamts und der der Staatsanwaltschaft. Auch habe es eine Anzeichen gegeben, dass er sich in jüngster Zeit radikalisiert habe.

Wahrscheinlicher ist, dass H. psychisch krank ist. Nach Angaben von Kriminaldirektor Lothar Köhler wurde der 27-Jährige vor einigen Tagen in seinem Heimatort in Hessen von der Polizei in einem seelischen Ausnahmezustand aufgegriffen und soll auch im Zusammenhang mit Drogenkonsum auffällig gewesen sein.

Ob H. zur Tatzeit am Dienstagmorgen unter Drogeneinfluss stand, ist jedoch unklar. Der Mann habe selbst angegeben, Drogen konsumiert zu haben. Dies könne mit ein Grund für seine Verwirrtheit sein. In jüngster Zeit habe der Mann Cannabis konsumiert, so Köhler. Er wisse aber nicht, welche Drogen der Mann in Hessen genommen habe. Bei seiner Vernehmung gab er an, Wanzen an den Füßen gespürt zu haben und deshalb seine Schuhe ausgezogen zu haben. Bisher ist kein Strafverfahren gegen H. im Zusammenhang mit dem Besitz von Betäubungsmitteln bekannt. Laut Köhler ist H. seit zwei Jahren arbeitslos, davor habe er als Schreiner gearbeitet.

"Ungläubiger, du musst jetzt sterben".

H. reiste den Angaben zufolge bereits am Montag mit dem Zug über Fulda nach München. In der Nähe des Hauptbahnhofs suchte er nach einem Hotel. Weil er aber nicht genug Bargeld dabei hatte, kehrte er zum Hauptbahnhof zurück. Von dort macht er sich mit der S-Bahn auf den Weg nach Grafing, wo er um 4.45 Uhr mit einem 10 Zentimeter langen und 3 Zentimeter breiten Messer auf das erste Opfer einstach. Die anderen drei Männer attackierte er auf dem Bahnsteig und dem Vorplatz. Der genaue Tatablauf ist aber noch unklar, der Täter habe bei seiner Vernehmung einen wirren Eindruck gemacht. Laut Polizei soll er bei einem Angriff gerufen haben: "Ungläubiger, du musst jetzt sterben".

An der Schuldfähigkeit des 27-Jährigen gibt es nach Angaben von Oberstaatsanwalt Ken Heidenreich Zweifel. Die Aussagen des Mannes bei den bisherigen Vernehmungen seien "verwirrend" gewesen. Der Mann soll am Mittwoch dem Ermittlungsrichter vorgeführt werden.

Hinweise auf einen islamistischen Hintergrund haben die Ermittler nicht. Weder aus dem Staatsschutzbereich noch von Nachrichtendiensten gebe es Hinweise darauf, dass der Täter "in irgendeiner Form" Bezüge zu islamistischen, salafistischen Gruppierungen oder Personen gehabt habe, so Köhler. Es gebe auch keine Hinweise darauf, dass etwa Videos zur Radikalisierung des 27-Jährigen beigetragen hätten.

Bei der Festnahme habe H. ein Messer am Gürtel getragen, sagte Polizeivizepräsident Günther Gietl vom Polizeipräsidium Oberbayern Nord. In der Nähe des Tatorts seien ein Personalausweis, ein Führerschein, persönliche Unterlagen, ein Rucksack und Schuhe gefunden worden.

Quelle: ntv.de, dsi

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