Urlauber auf der Flucht Auf den Ferieninseln wüten die Flammen
28.07.2013, 18:27 Uhr
Bis zu 100.000 Liter Wasser können mit einem Spezialflugzeug bei einem Einsatz abgeworfen werden.
(Foto: dpa)
Gleich auf drei beliebten Ferieninseln brennen die Wälder. Binnen Minuten verwandeln sich auf Mallorca, Kreta und Rhodos grüne Landschaften in kahle Aschewüsten. Fassungslos sind viele aber vor allem wegen der unnötigen Auslöser der Naturkatastrophen.
Der beißende Rauchgeruch war bereits deutlich zu spüren, als die rund 700 Einwohner und Touristen in Estellencs mitten in der Nacht von Beamten hektisch aus dem Schlaf gerissen wurden. Die Gemeinde im Westen von Mallorca wurde am frühen Sonntag wegen des seit zwei Tagen wütenden Waldbrandes in Windeseile evakuiert. Am Vormittag hatten sich die Flammen schon bis auf tausend Meter an das Dorf herangefressen. Beim Verlassen der Häuser und Hotels weinten viele Menschen, unter ihnen auch Deutsche.
Flammen zerstören Weltnaturerbe
"Hunderte Jahre wurden innerhalb von wenigen Minuten zerstört", klagte der sichtlich mitgenommene Regierungschef der Region Balearen, José Ramón Bauzà. Er meinte die mehr als 2000 Hektar Kiefern- und Steineichenwald, die nach jüngsten Schätzungen in Asche verwandelt wurden. Damit wäre der Brand im Gebiet um die Luxusorte Andratx und Estellencs der schlimmste in der Geschichte Mallorcas. Beim bisher verheerendsten Feuer waren 1992 im östlichen Gebiet um Artà 1960 Hektar Wald den Flammen zum Opfer gefallen.
Bei den momentan wütenden Flammen wurden auch Teile des Tramuntana-Gebirges zerstört, das zum UNESCO-Weltnaturerbe zählt. Die dortige Finca "La Trapa" im Gebiet von Sa Dragonera wurde Opfer des Feuers. Das Grundstück hatte die balearische Umweltorganisation GOB vor mehr als 30 Jahren gekauft, um es vor der Bauwut zu schützen. Bereits 1994 war "La Trapa" von einem Waldbrand weitgehend vernichtet worden. Die Umweltschützer, die das Gebiet in den vergangenen Jahren mühevoll wiederaufgeforstet hatten, bedauern nun, man werde wieder von vorn anfangen müssen.
Starke Winde treiben die Feuer an
Binnen Minuten können im Sommer schon kleine Funken ganze Landstriche in Flammen setzen.
(Foto: dpa)
Mallorca war nicht die einzige Mittelmeer-Insel, die am Wochenende von einem Feuerinferno heimgesucht wurde. Auch auf den griechischen Inseln Rhodos und Kreta brannte es lichterloh. Allein ein einziges Feuer im Süden von Rhodos vernichtete schätzungsweise 4000 bis 5000 Hektar. "Noch nie ist in so kurzer Zeit so viel verbrannt", sagte der Bürgermeister der Insel, Stathis Koussournas. Das Feuer im Süden der Insel war am Samstagnachmittag ausgebrochen und hatte sich wegen starker Winde rasch ausgebreitet. "Bis zum Abend wollen wir die Front auf Rhodos soweit wie möglich unter Kontrolle bekommen. Die Winde sind noch stark, behindern aber die Arbeit unserer fünf Löschflugzeuge und zwei Hubschrauber nicht", sagte Nikos Tsongas, Sprecher der griechischen Feuerwehr, in einem Radio-Interview.
Auf Kreta war das Feuer zwischenzeitlich unter Kontrolle - wurde Sonntagabend aber wieder vom Wind entfacht. Wegen der großen Ausdehnung und der starken Winde gebe es aber noch Brandherde, sagte die Bürgermeisterin von Festos, Maria Patrakogiorgi-Anyfantaki, im Radio: "Es sieht hier aus wie eine Mondlandschaft. Ein riesiges Gebiet ist verbrannt, wir hatten große Schäden an der Infrastruktur. Gewächshäuser, Schafe und Ziegen wurden Opfer der Flammen." Zuvor hatte sich das Stadtoberhaupt der südkretischen Gemeinde im Radio über die Feuerwehr beschwert: deren Hubschrauber sei am Samstag erst vier Stunden nach dem Alarm eingetroffen.
Unbesonnenheit als Ursache der Tragödie
Auch auf Mallorca gibt es immer wieder große Probleme bei der Brandbekämpfung. "Sehr starke Winde, Rekordhitze, alles ist gegen uns", schimpfte ein Feuerwehrmann vor Journalisten. Es gebe im betroffenen Gebirge oft keine Zugangs- und auch keine Fluchtwege. Man setzte daher vor allem auf die 26 Flugzeuge und Hubschrauber, die bei jeder Einsatzrunde zusammengenommen 100.000 Liter auf die Flammen warfen. Optimismus war aber rar.
Regierungschef Bauzà sagte, er habe ein "Gefühl der Machtlosigkeit", weil "die Unbesonnenheit eines Menschen" zu der Tragödie geführt habe. Er meinte einen Landarbeiter aus Es Capdellá, der Pflanzenreste abgefackelt und so das Feuer ausgelöst haben soll. Der Mann wurde festgenommen, verhört und dann wieder vorläufig auf freien Fuß gesetzt. Aus seiner Unbesonnenheit machte er offenbar keinen Hehl: "Ich war auf dem Sofa", sagte der 42-Jährige nach Medienberichten der Polizei.
Quelle: ntv.de, Emilio Rappold und Andreas Krause, dpa