Panorama

Klima-Chaos Bahn wehrt sich

Die Bahn will von Wartungsmängeln an den Klimaanlagen ihrer ICE nichts wissen. Alles sei normal, die Störungen Folge der extremen Hitze.

Die Bahn hat Vorwürfe zurückgewiesen, wonach Wartungsmängel zum Ausfall der Klimaanlagen in zahlreichen Fernzügen geführt hätten. Untersuchungen hätten gezeigt, dass "weder ein Wartungsmangel noch ein systematischer technischer Fehler" bei den Klimaanlagen der besonders betroffenen ICE-2-Züge vorliege, erklärte der für Personenverkehr zuständige Bahn-Vorstand Ulrich Homburg. Die Wartung der Züge sei gemäß des geltenden Regelwerks und der Empfehlungen der Hersteller durchgeführt worden. Dies hätte die Untersuchung der gemeinsamen Task Force von Bahn und Herstellern gezeigt.

Die Klimaanlagen hätten bislang gemäß ihrer zum Zeitpunkt der Produktion geltenden Auslegung "ohne Auffälligkeiten funktioniert", betonte Homburg. Erst jetzt seien die Kühlsysteme bei Teilen der ICE-2-Flotte durch die extreme Hitze "an die Grenze ihrer Belastbarkeit gekommen". Die ICE-2-Flotte umfasst demnach 44 Fahrzeuge. Auf längere Sicht sollen die Klimaanlagen dieser Züge laut Bahn in die bereits beschlossene Generalüberholung einbezogen werden.

Die Klimaanlagen in den Fernzügen funktionieren offenbar nur bei Temperaturen bis 32 Grad Celsius völlig störungsfrei. Bei höheren Temperaturen ist laut eines Schreibens des Eisenbahnbundesamtes "ein Abkühlen grundsätzlich nicht mehr gewährleistet".

SPD will Bundestag einschalten

Der stellvertretende Vorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion, Florian Pronold, forderte wegen des Hitze-Chaos bei der Bahn einen Untersuchungsausschuss. Die Total-Ausfälle von Klimaanlagen in ICE-Zügen brauchten eine umfassende parlamentarische Untersuchung, bei der auch die Rolle des Bundes als Eigentümer geklärt werden müsse, sagte Pronold der "Bild-Zeitung". "Wir wollen wissen, ob die Bahn zulasten der Sicherheit gespart hat, welchen Zusammenhang es zu den Hitzeproblemen gibt und wer dafür die Verantwortung trägt."

Am Wochenende war in drei ICEs die Klimaanlage komplett ausgefallen, weshalb zwei der Züge in Hannover und einer in Bielefeld geräumt werden mussten. Zahlreiche Schüler von zwei Schulen in Nordrhein-Westfalen kamen dehydriert ins Krankenhaus. Auch in weiteren Zügen fielen in den vergangenen Tagen in einzelnen Waggons die Klimaanlagen aus.

Dem "Westfalen-Blatt" zufolge ging inzwischen eine erste Strafanzeige von hitzegeschädigten Reisenden bei der Bundespolizei Münster ein. Da sich der Vorfall in Berlin ereignet habe, sei die Anzeige an die Bundespolizei Berlin weitergeleitet worden. Insgesamt sind bei der Bundespolizei in Münster nach dem ICE-Hitzeunfall in Bielefeld schon 66 Beschwerden von Reisenden über unhaltbare Zustände in Fernzügen eingegangen. Da sich aus den Beschwerden keine Straftatbestände ergeben hätten, seien die Schreiben an die Bahn weitergeleitet worden, sagte Oberkommissar Rainer Kerstiens der Zeitung.

Quelle: ntv.de, dpa/rts/AFP

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