Tödliche Gefahr für Schatzjäger Behörden warnen vor Minen im Nazi-Zug
27.08.2015, 15:44 Uhr
Viel beachtete Pressekonferenz: Walbrzychs Vize-Bürgermeister Zygmunt Nowaczyk (r.) erläutert die Lage. Neben ihm sitzt Malgorzata Sosnowska. Sie vertritt die beiden Männer, die den Zug entdeckt haben wollen.
(Foto: picture alliance / dpa)
Die Gerüchte um einen Nazi-Zug voller Gold locken hordenweise Abenteurer an. Die Behörden in Polen sprechen eine deutliche Warnung aus: Gefährliche Relikte aus Kriegstagen könnten Schatzsucher das Leben kosten.
Polens oberster Denkmalpfleger hat Schatzsucher vor möglichen Minen im sagenumwobenen "Nazi-Zug" gewarnt. In dem versteckten Zug, von dessen Existenz er überzeugt sei, könnten sich "gefährliche Stoffe aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs" befinden, erklärte der nationale Denkmalkonservator Pjotr Zuchowski. "Es ist sehr wahrscheinlich, dass der Zug vermint ist."

"Verstärkte Aktivität von Schatzsuchern": Die Gerüchte über den "Nazi-Zug" lösen im Süden Polens eine Art Goldrausch aus.
(Foto: n-tv.de / stepmap.de)
Zuchowski rief dazu auf, alle Suchaktionen einzustellen. Zunächst müssten die offiziellen Prozeduren zur Sicherung des Fundes abgeschlossen werden. Verteidigungsminister Tomasz Siemoniak versprach bereits Unterstützung durch das Militär, falls das zur Sicherung des Fundorts und zur Bergung des angeblichen Panzerzuges nötig sein sollte, berichtete die "Gazeta Wroclawska". Lokalen Medienberichten zufolge haben bereits illegale Grabungen in der Umgebung von Walbrzych begonnen. "Ich habe selbst schon gesehen, dass am Wochenende Leute aus ganz Polen (entlang der vermuteten Strecke des Zuges) graben", sagte ein Lokalhistoriker im Rundfunksender "Radio Wroclaw".
Am Vortag hatte der Vize-Bürgermeister von Walbrzych, Zygmunt Nowaczyk, offiziell die Existenz des "Nazi-Zugs" bestätigt. Dieser befinde sich auf dem Gelände der Stadt, der genaue Fundort bleibe jedoch vorerst geheim. Ein Deutscher und ein Pole hatten vor einer Woche über einen Anwalt mitteilen lassen, sie hätten Hinweise auf einen 120 bis 150 Meter langen "Panzerzug", der in den letzten Tagen des Zweiten Weltkriegs in der Region verschollen sein soll.
In der Nähe von Walbrzych gibt es eine ganze Reihe unterirdischer Stollen, die die Nazis unter dem Codenamen "Riese" hatten bauen lassen. Geschützt vor Luftangriffen der Alliierten sollten dort ursprünglich Waffen produziert werden. Historiker gehen davon aus, dass Teile der Anlage zudem als neues "Führerhauptquartier" dienen sollten. In den Wirren der letzten Kriegstage gingen die Pläne verloren. Ein Teil der Stollen ist heute für Touristen offen. Das Tunnelsystem zieht seit Jahren allerdings auch viele Schatzsucher an.
Polen im Goldrausch
Kürzlich war bekanntgeworden, dass zwei Männer in der Region einen deutschen Panzerzug aus dem Zweiten Weltkrieg entdeckt haben wollen. Die beiden Unbekannten hatten den Fund über ihren Anwalt den örtlichen Behörden gemeldet. Der Fremdenführer Andrzej Gaik, der in der Vergangenheit selbst nach einem legendären Zug mit Nazigold gesucht hatte, sagte dem Sender, er vermute den Zug entlang der Bahnstrecke zwischen Breslau (Wroclaw) und Walbrzych.
Der Stadtrat von Walbrzych hatte die Informationen über den Fund des angeblich unterirdisch versteckten Zugs an die zuständigen Warschauer Ministerien weiter gereicht. Angesichts der illegalen Grabungen in dem Bergbaugebiet sprechen sich Experten vor allem für eine schnelle Sicherung des Fundortes aus. Bis der geheimnisvolle Zug, über dessen Inhalt bisher nur spekuliert wird, zutage gefördert ist, könnten nach Gaiks Angaben bis zu sechs Monate vergehen. Nowaczyk stellte klar, dass der "Fund" dem polnischen Staat gehöre - unabhängig von seinem Wert.
Quelle: ntv.de, spt/AFP