Deutliche Kritik an der Polizei Berliner Schüler bei Klassenfahrt an der Nordsee angegriffen
20.06.2023, 17:44 Uhr Artikel anhören
Es soll eine regelrechte "Hetzjagd" durch das Hafenviertel von Cuxhaven (Archivbild) gegeben haben.
(Foto: picture alliance/dpa)
Zum zweiten Mal innerhalb einiger Wochen werden Schüler einer Schule aus Berlin angegangen - dieses Mal kommt es sogar zu tätlichen Angriffen. Wieder steht dabei der Vorwurf Rassismus im Raum. Auch gegen Polizisten in Cuxhaven gibt es schwere Vorwürfe.
Erneuter Zwischenfall bei einer Klassenfahrt Berliner Schüler: In Cuxhaven in Niedersachsen sollen zwei Erwachsene Jugendliche einer Kreuzberger Schule angegriffen haben. Dabei erlitt ein 16-Jähriger einen doppelten Kieferbruch, wie der "Tagesspiegel" berichtet. Anke Schmidt, Direktorin der Ferdinand-Freiligrath-Schule, bestätigte den Vorfall. "Wir sind jetzt in dem Prozess, mit dem Kollegium zu besprechen, welche Konsequenzen der Fall haben könnte", sagte Schmidt.
Laut "Tagesspiegel" waren zwei Erwachsene am 12. Juni im Cuxhavener Hafenviertel auf vier Achtklässler losgegangen, nachdem diese ein Handy an einem Elektroroller entdeckt hatten. Dem Bericht zufolge wollten die Jugendlichen nur schauen, ob jemand das Telefon vergessen hatte. Die Erwachsenen sollen die Schüler dann regelrecht gejagt haben. Ein 16-jähriger Junge soll mit einem Motorradhelm geschlagen worden sein. Die beiden Männer alarmierten demnach selbst die Polizei und behaupteten, die Schüler hätten versucht, ihr Handy zu stehlen.
Schließlich hätten die Polizisten die Jugendlichen wie Täter verhört, statt dem stark blutenden Schüler zu helfen, sagte ein Lehrer. Das mutmaßliche Tatwerkzeug, der Motorradhelm, sei nicht sichergestellt worden. Einer der Männer soll seinen Angriff vor Ort zudem zugegeben haben, was die Polizei jedoch angeblich nicht protokollierte. Ein weiterer Vorwurf: Eine Klassenlehrerin soll von einem Polizisten als "kriminell" bezeichnet worden sein. Auf Anfrage vom "Tagesspiegel" erklärte die Polizei in Cuxhaven, dass eine Lehrkraft am Tag nach dem Angriff an einer lokalen Dienststelle eine Dienstaufsichtsbeschwerde eingereicht habe.
Schüler fühlten sich rassistisch behandelt
Die Ferdinand-Freiligrath-Schule hat laut Bericht einen großen Teil muslimischer Schüler. "Bei uns steht das gemeinsame Lernen und Zusammenleben von Kindern aus unterschiedlichen Kulturen im Zentrum", heißt es auf der Homepage der Einrichtung. Ein Klassenlehrer sagte, die Schüler hätten sich in Cuxhaven "rassistisch und jugendfeindlich behandelt" gefühlt.
Im Mai waren Schülerinnen und Schüler einer 10. Klasse der Lina-Morgenstern-Gemeinschaftsschule in Berlin-Kreuzberg bei einer Klassenfahrt in Brandenburg von alkoholisierten, teils vermummten Jugendlichen offenbar rassistisch beleidigt und bedroht worden.
Quelle: ntv.de, rog/dpa