Übler Geruch bei Abholung Bestatterin bewahrte Babyleichen im heimischen Wohnzimmer auf
29.08.2025, 08:58 Uhr Artikel anhören
Der Fall einer britischen Bestatterin deckt gravierende Lücken im Bestattungsrecht auf. (Symbolbild)
(Foto: David Ebener/dpa)
Eine BBC-Recherche deckt auf, dass eine britische Bestatterin seit Jahren Babyleichen in ihrer Privatwohnung lagert. Mütter finden ihre verstorbenen Kinder in einem Babywipper vor dem Fernseher – der Fall offenbart gravierende rechtliche Lücken im britischen Bestattungswesen, die solche Zustände möglich machen.
Ein schockierender Fall aus Leeds sorgt derzeit im Vereinigten Königreich für Entsetzen: Die Bestatterin Amie Upton hat über Jahre die Körper verstorbener Säuglinge in ihrem Privathaus gelagert, wie die BBC unter Berufung auf mehrere betroffenen Familien berichtet.
Demnach fand die 32-jährige Zoe Ward ihren toten Sohn Bleu in einem Babywipper vor dem Fernseher vor, auf dem Cartoons liefen. "Sie sagte zu mir: 'Komm rein, wir schauen PJ Masks'", schildert Ward der BBC. In der Wohnung bellten Hunde, auf dem Sofa lag ein weiteres totes Baby.
Ein anderes Elternpaar glaubte ihr Kind in einem Bestattungshaus aufgebahrt, bis es erfuhr, dass es in Uptons Wohnung lag. Der Körper der Tochter verströmte bei der Abholung einen "üblen Geruch", berichtet die Mutter der BBC.
Bestatterin hatte bereits Hausverbot im Krankenhaus
Uptons Vorgehen war legal möglich, da England praktisch keine Vorschriften für Bestatter kennt. Es gibt keine gesetzlichen Anforderungen zur Leichenlagerung oder Qualifikationsnachweise. "Jeder kann online gehen, Visitenkarten drucken und darauf warten, dass das Telefon klingelt", kritisiert George Roberts vom Branchenverband SAIF. Körper müssten bei vier bis sieben Grad gelagert werden - Upton besaß nur eine private Kühlvorrichtung.
Die 38-Jährige betreibt seit 2017 "Florrie's Army", eine Organisation für kostenlose Babybestattungen, die sie nach dem Tod ihrer eigenen Tochter gründete. Die Säuglinge wurden offiziell von einem autorisierten Bestattungsunternehmen aus den Krankenhäusern abgeholt, das eine fünfjährige "Arbeitsbeziehung" mit Upton unterhielt.
Der Leeds Teaching Hospitals Trust erteilte Upton jedoch bereits im Frühjahr 2024 ein Hausverbot für alle Geburtsstationen und Leichenhäuser. "Wir haben mehrere schwerwiegende Bedenken erhalten", teilte die Klinikleitung mit. Bereits seit 2021 wurden Uptons Besuche überwacht.
Die Polizei West Yorkshire untersuchte zwei Beschwerden, identifizierte aber keine Straftaten. Upton selbst behauptet, nur zwei Beschwerden in acht Jahren erhalten zu haben, und verweist auf positive Facebook-Bewertungen.
Britische Regierung kündigt Maßnahmen an
Der Fall verstärkt Rufe nach Regulierung. Schottland führte im März verbindliche Verhaltensregeln für Bestatter ein. Für England steht dies aus. In Deutschland ist die Situation anders: Alle Bundesländer haben strenge Bestattungsgesetze mit detaillierten Vorschriften zur Leichenaufbewahrung. Bestatter müssen eine dreijährige Ausbildung absolvieren. Ein britischer Regierungssprecher erklärte nach Bekanntwerden des Falls gegenüber der BBC, man sei "entschlossen, Maßnahmen zu ergreifen, um sicherzustellen, dass Bestattungsunternehmer stets die höchsten Standards erfüllen".
Für Mütter wie Zoe Ward bleibt der zusätzliche Schmerz. "Ich wollte nicht, dass er in diesem Haus bleibt", sagt sie über ihren Sohn. Die Erinnerung an den Anblick vor dem Fernseher werde sie nie loslassen.
Quelle: ntv.de, ija