Panorama

Kachelmann-Prozess Blutergüsse sorgen für Zündstoff

Der Gerichtszeichner Yann Ubbelohde zeichnet Jörg Kachelmann mit seinem Anwalt Reinhard Birkenstock.

Der Gerichtszeichner Yann Ubbelohde zeichnet Jörg Kachelmann mit seinem Anwalt Reinhard Birkenstock.

(Foto: dpa)

Kann sich das mutmaßliche Vergewaltigungsopfer Blutergüsse selbst beigebracht haben, um die Tat vorzutäuschen? Ein Gutachten der Verteidigung von Fernsehmoderator Kachelmann legt dies nahe. Die Anklage lehnt den Gutachter als befangen ab.

Im Mannheimer Prozess gegen Wettermoderator Jörg Kachelmann hat Staatsanwalt Lars-Torben Oltrogge Zweifel an der Unvoreingenommenheit eines Gutachters der Verteidigung geäußert und deshalb einen Befangenheitsantrag gestellt. Das Gericht will aber erst zu einem späteren Zeitpunkt darüber entscheiden. Zudem wurde bekannt, dass sich der Prozess bis Weihnachten hinziehen kann.

Aus Sicht des Gutachters Bernd Brinkmann kann sich das mutmaßliche Vergewaltigungsopfer die Blutergüsse selbst beigebracht haben, um die Tat vorzutäuschen. Auch wird in dem Gutachten unterstellt, dass die Geliebte Kachelmanns lange vor der angeblichen Tat "Selbststudien" gemacht habe, um herauszufinden, wie Hämatome entstehen.

Kachelmann bestreitet die Vorwürfe und spricht von einer Falschanschuldigung.

Kachelmann bestreitet die Vorwürfe und spricht von einer Falschanschuldigung.

(Foto: dpa)

Der 52 Jahre alte Wetterexperte ist angeklagt, in der Nacht zum 9. Februar seine langjährige Geliebte mit einem Messer bedroht und vergewaltigt zu haben. Er selbst beteuert seine Unschuld. Die 37-Jährige hatte unter anderem Blutergüsse an den Schenkeln und eine Verletzung am Hals. Die Verletzung entstand laut Anklage, als Kachelmann ihr ein Küchenmesser an die Kehle drückte.

Brinkmann bezweifelt sowohl, dass der Schweizer der Frau die Halsverletzung während des Geschlechtsverkehrs zugefügt haben kann, als auch, dass Kachelmann ihr die Hämatome zugefügt hat. Begründet wird dies mit der spiegelbildlichen Symmetrie der Blutergüssse. Oltrogge warf dem Gutachter vor, auf ein Szenario hingearbeitet zu haben, "das der Vorstellung seines Auftraggebers entspricht".

Saal geräumt

Unter Ausschluss der Öffentlichkeit wurde auch die 70-jährige Mutter des Opfers gehört. Die Befragung gehe in den familiären und persönlichen Bereich, begründete dies der Vorsitzende Richter Michael Seidling. Die Mutter hatte nach einer kurzen Angabe zu ihrer Person gesagt: "Ich bin sehr angespannt", bevor Medienvertreter und Zuschauer den Saal verlassen mussten.

"Er war freundlich"

Gehört wurden auch zwei Angestellte des Hotels, in dem Kachelmann am frühen Morgen des 9. Februar eingecheckt hatte, nachdem er von seiner Freundin gekommen war. "Er kam ziemlich spät", erinnerte sich eine 36-jährige Hotelfachfrau. "Er war freundlich." Für sie sei das ein ganz normales Einchecken gewesen. Verletzungen habe sie an ihm nicht bemerkt. Nach der Aussage einer anderen Angestellten war Kachelmann von 03.30 Uhr bis 10.30 Uhr in dem Hotel eingecheckt. Der Moderator war danach nach Kanada geflogen; er wurde erst nach seiner Rückkehr am 20. März am Flughafen Frankfurt/Main verhaftet.

In dem Verfahren wurden in den vorangegangenen Tagen die Anklage und die Aussage des Moderators verlesen. Außerdem wurde eine Tonbandaufnahme des Notrufs des mutmaßlichen Opfers vorgespielt. Auch eine seiner anderen Geliebten hatte unter Ausschluss der Öffentlichkeit ausgesagt.


Im Laufe des Prozesses sollen zunächst weitere Ex-Freundinnen gehört werden, erst danach das 37-jährige mutmaßliche Vergewaltigungsopfer. Kachelmanns Anwälte hatten dieses Vorgehen scharf kritisiert. Dienstaufsichtsbeschwerden seiner Anwälte gegen die ermittelnden Staatsanwälte blieben aber erfolglos.

Quelle: ntv.de, dpa

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