Panorama

Proteste gegen die Regierung Cholera und Hunger in Pakistan

Krankheit, Hunger, ohne Obdach: Die Lage der Opfer ist katastrophal.

Krankheit, Hunger, ohne Obdach: Die Lage der Opfer ist katastrophal.

(Foto: dpa)

Nach den Überschwemmungen im Norden Pakistans ist die Cholera ausgebrochen. Ein Vertreter des Deutschen Roten Kreuzes spricht von etlichen Fällen. Das Welternährungsprogramm fürchtet zudem den Ausbruch einer Hungersnot. Viele Betroffene demonstrieren derweil gegen die schleppenden Maßnahmen der Regierung.

In den überfluteten Gebieten Pakistans ist nach Angaben des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) die Cholera ausgebrochen. Der Leiter des DRK-Büros in Islamabad, Dirk Kamm, sagte dem RBB, es seien unter den betroffenen Bewohnern der Region schon etliche Fälle der Krankheit registriert worden. Außerdem gebe es viele weitere Durchfallerkrankungen. Daher sei schnelle medizinische Hilfe dringend nötig, fügte Kamm hinzu. Klamm hatte zuvor auch auf die der Helfer hingewiesen.

Viele Menschen sind zudem vom Hunger bedroht. Das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen (WFP) erklärte, Helfer versuchten mit großer Dringlichkeit, die von den Fluten abgeschnittenen Gebiete im Nordwesten des Landes zu erreichen. Die Menschen hätten ihre Lebensmittelvorräte längst aufgebraucht, sagte WFP-Sprecher Amjad Jamal. Märkte und Geschäfte seien geschlossen oder zerstört. "Die Menschen brauchen definitiv dringend Lebensmittel", sagte er. Viele Felder stünden zudem unter Wasser. Ein Großteil der Ernte dürfte zerstört sein. Zudem könnten die Menschen nichts mehr aussäen. "Es ist eine echte Hunger-Krise", sagte Jamal.

Wut auf die Regierung

Unter den Flutopfern wächst unterdessen der Ärger über die langsame Hilfe der Regierung. Hunderte aufgebrachte Pakistaner demonstrierten in der Stadt Nowshera in einer der am stärksten von den Fluten betroffenen Gegenden. Sie forderten in Sprechchören eine bessere Versorgung mit Lebensmitteln und dringend benötigten Medikamenten. Die aufgebrachte Menge blockierte eine Straße und warf mit Steinen auf vorbeifahrende Autos. "Wir sitzen hier mit leeren Händen und haben weder Geld noch etwas zu essen", sagte das Flutopfer Jalal Khan. "Unsere Kinder sterben in den Krankenhäusern, weil keine Medikamente da sind, nicht mal Impfstoff gegen die Cholera."

Menschen stehen für die wenigen Hilfslieferungen an.

Menschen stehen für die wenigen Hilfslieferungen an.

(Foto: REUTERS)

Auch Präsident Asif Ali Zardari wird heftig kritisiert, weil er trotz der schlimmen Flutkatastrophe Staatsbesuche in Frankreich und Großbritannien absolvierte. "Was ist er nur für ein Mensch? Er hat kein Herz für sein eigenes Volk", sagte Demonstrant Abdullah Jaan in Nowshehra. Vor allem ein zweistündiger Abstecher Zardaris in einem Palais seiner Familie in der Normandie erregte die Gemüter.

Die pakistanische Regierung und die Hilfsorganisationen versuchen weiter, sauberes Wasser, Lebensmittel und Medikamente in die betroffenen Gebiete zu bringen. Einige sind aber weiterhin schwer zu erreichen, weil die Verkehrsinfrastruktur weitgehend zerstört ist. Vor allem eine größere Region im Swat-Tal im Nordwesten des Landes ist von jeder Hilfe abgeschnitten. Mit 47 Armeehubschraubern und 450 Booten soll tausenden Menschen geholfen werden. Die USA kündigten an, sechs Hubschrauber zum Transport zu schicken. Auch deutsche Hilfe ist auf dem Weg. Ein Konvoi von Care aus elf Lastwagen mit Zelten, Tüchern, Moskitonetzen, Plastikmatten, Küchenutensilien, Wasserreinigungstabletten und Hygieneartikeln startete nach Pakistan. Care, das DRK und andere Organisationen helfen zudem mit mobilen Kliniken.

Drei Millionen Menschen betroffen

Vor allem Kinder leiden unter der Umweltkatastrophe.

Vor allem Kinder leiden unter der Umweltkatastrophe.

(Foto: dpa)

Nach Angaben der Verwaltung der schwer betroffenen Provinz Khyber Pakhtunkhwa starben bereits etwa 1500 Menschen in den Fluten. Helfer befürchten, dass die Zahl auf bis zu 3000 steigen könnte. Nach Schätzungen der Vereinten Nationen verloren fast eine Million Menschen ihr Dach über dem Kopf oder wurden zur Flucht gezwungen. Von den Überschwemmungen im Nordwesten des Landes sind nach UN-Angaben insgesamt mehr als drei Millionen Menschen betroffen, darunter 1,4 Millionen Kinder, von denen demnach bereits unzählige an lebensgefährlichem Durchfall erkrankt sind.

In den nördlichen Provinzen Pakistans gehe das Wasser inzwischen zurück, sagte Kamm. Das bedeute aber, dass es in den südlichen Provinzen zunehmend schwieriger werde: "Das Wasser fließt jetzt weiter südlich in Richtung der Provinz Sindh. Dort erwartet man die schlimmste Flutkatastrophe seit 33 Jahren." Die Überflutungen fließen im 3200 Kilometer langen Indus zusammen. Dieser bedroht nun zunehmend die Äcker und Orte in den Provinzen Punjab und Sindh. Dort wurden die Gebiete entlang des Flusses mit 200.000 Menschen evakuiert.

Quelle: ntv.de, dpa/AFP

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