Panorama

Unglaubliche Bilanz Der Sommer war zu warm

Herbststimmung in Deutschland. Und das seit Mitte August.

Herbststimmung in Deutschland. Und das seit Mitte August.

(Foto: dpa)

Auch wenn der kalendarische Sommer noch rund drei Wochen Zeit hat, für die Meteorologen ist es bereits Ende August Zeit, Bilanz zu ziehen. Was sagen also die Fakten: War der Sommer wirklich so schlecht, wie ihn wohl die meisten von uns erlebt haben? n-tv.de im Gespräch mit n-tv Meteorologe Björn Alexander über die Sommerbilanz und die Frage, ob wir unseren Sommerurlaub wohl im nächsten Jahr lieber in südlichen Gefilden verbringen sollten.

n-tv.de: Björn, für euch Meteorologen beginnt morgen der Herbst, oder?

Björn Alexander: Na ja, also eigentlich beginnt auch für uns der Herbst mit der Tag-und-Nacht-Gleiche im September, also mit dem kalendarischen oder astronomischen Herbstbeginn. Schlussendlich ist das wohl für alle so. Jedoch können wir mit diesem Termin keine vernünftige Statistik betreiben. Denn die astronomischen Wechsel der Jahreszeiten variieren. Deshalb beginnt der Zeitraum des meteorologischen Herbstes, der auch als statistischer Herbstbeginn bezeichnet werden kann, am 1. September und endet am 30. November. Die anderen Jahreszeiten folgen entsprechend alle drei Monate.

Das Stichwort "Statistik" ist schon gefallen. Was sagt diese über unseren Sommer 2011?

Saisonbetriebe hatten in diesem Jahr keine Freude.

Saisonbetriebe hatten in diesem Jahr keine Freude.

(Foto: dpa)

Vielleicht erst einmal so viel vorab: Alle Vergleiche - also zu warm, zu kalt oder normal - referieren auf das durchschnittliche Wetter der Sommermonate zwischen 1961 und 1990, was den internationalen Vereinbarungen für klimatische Vergleiche entspricht. Und da gibt es jetzt folgende Fakten: Der Juni war etwas über ein Grad zu warm, der Juli war knapp ein Grad zu kalt und der August war gut 1,5 Grad zu warm. Betrachtet man also den Gesamtsommer, und das wird jetzt einige überraschen, dann war er zu warm. Ein anderes Bild ergibt sich, wenn man die internationalen Konventionen verlässt und den Zeitraum der letzten 30 Jahre betrachtet. Dann war dieser Sommer tatsächlich zu kalt. Denn die letzten 30 Jahre waren eben wärmer als unser "normaler" Referenzzeitraum von 1961 bis 1990.

Dieser Sommer wird dadurch wohl als zu warm in die Statistik eingehen. Klingt unglaublich!

Ist aber so. Was allerdings – unabhängig von zu warm oder kalt – die Sommerbilanz eher unterirdisch ausfallen lässt, das ist die Betrachtung zweier weiterer Komponenten. Erst einmal die Sonne. Die brachte es im Juni auf eine normale Ausbeute, schwächelte aber im Juli und August sehr, so dass wir im Sommer zu wenig Sonne hatten. Das galt vor allem für den Juli, der nicht einmal drei Viertel der ansonsten üblichen Sonnenstunden brachte. Und das ist natürlich für den gefühlten Sommer verheerend. Verschlimmernd wirkte sich dabei noch der Regen aus ...

... Das Gefühl hatten wir hier in Berlin auch ...

... Ja, gerade die östlichen Landesteile hat es im Juli so oft und nass getroffen, dass teilweise das Fünffache der durchschnittlichen Niederschlagssumme zusammengekommen ist. Alles in allem entsprach der Juni dem Durchschnitt. Der Juli war aber viel zu nass und der August war "nur" etwas zu nass. Wohlgemerkt mit regionalen Unterschieden. Im Juli war es im Westen sogar eher zu trocken. Im August hingegen konnte sich der Süden dagegen über unterdurchschnittliche Regenmengen freuen. Und richtige Freude über Trockenheit ist im Sommer ja eigentlich eher ungewöhnlich. Zumal wir nach dem extrem trockenen Frühjahr ja erst einmal wirklich jeden Schauer brauchen konnten.

Björn Alexander

Björn Alexander

Bedeutet dieser Regensommer, dass wir im nächsten Jahr unseren Urlaub lieber direkt am Mittelmeer verbringen sollten?

So weit würde ich auf jeden Fall nicht gehen. Natürlich ist es so, dass die Mittelmeerurlauber sich auf mehr Sonne und Hitze einstellen können. Das war so und wird auch immer so bleiben. Aber: ein schlechter Sommer ist nun mal eben kein Vorzeichen dafür, dass es im nächsten Jahr wieder so wird. Einzig Kurzentschlossene und Last-Minute-Reisende können auf Wetterkapriolen reagieren, zahlen dann aber sicherlich auch die höheren Preise. Schlussendlich: auf klimatische Größen – also wie war das durchschnittliche Wetter der letzten Jahrzehnte - kann man Rücksicht nehmen. Auf den letzten Sommer aber ganz bestimmt nicht.

Bleibt zum Schluss noch die Frage: Können wir uns in den nächsten Tagen denn noch über Sommersonne freuen?

Ja, grundsätzlich schon. Und gleichzeitig setzt sich von Südwesten her sogar wieder wärmere Luft durch, die die eingeflossene Polarluft im Norden verdrängt. Damit geht es sogar recht warm in den September. Nach meist 17 bis 27 Grad am Donnerstag steigen die Temperaturen am Wochenende verbreitet auf 20 bis 28 Grad. Dabei können sich zwar auch mal kräftige Schauer und Gewitter entladen. Aber auch die Sonne wird sich häufiger zeigen und die Nächte bleiben nicht mehr so herbstlich frisch, wie es momentan der Fall ist. Zusammenfassend gilt: der Spätsommer kommt.

Quelle: ntv.de

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