Panorama

Alle bestellen Corona-ImpfstoffEU hortet auch für ärmere Länder

14.08.2020, 14:02 Uhr
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Derzeit wird der Oxford-Kandidat großflächig in Brasilien getestet. (Foto: picture alliance/dpa)

Es reicht nicht, einen Impfstoff gegen das Coronavirus zu entwickeln. Man muss auch über ausreichend Impfdosen verfügen, um sich schützen zu können. Die EU-Kommission und die britische Regierung geben deshalb Großbestellungen auf. Auch der russische Impfstoff "Sputnik" ist international gefragt.

Die EU-Kommission hat 300 Millionen Impfstoffdosen gegen Covid-19 beim britischen Pharmaunternehmen Astrazeneca bestellt. Diese seien für ärmere Länder bestimmt oder würden in anderen europäischen Ländern verteilt, wenn der Impfstoff zugelassen sei, teilt die Behörde mit. Die EU sicherte sich zudem eine Option auf 100 Millionen weitere Dosen.

Astrazeneca entwickelt den Impfstoff gemeinsam mit der britischen Oxford Universität. Er gehört zu den am weitesten fortgeschrittenen Vakzinen und befindet sich bereits in der letzten Phase klinischer Tests. Bereits im September will das Unternehmen 30 Millionen Dosen an Großbritannien liefern.

Zuletzt erlitt der Kandidat jedoch einen Rückschlag in einem Test mit Rhesusaffen: Die Impfung schützte die Tiere zwar vor schweren Lungenerkrankungen. Die Forscher fanden in den Nasen der geimpften Affen aber die gleiche Virenlast wie bei einer nicht geimpften Kontrollgruppe.

Erst am Donnerstag hatte EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen Verhandlungen mit dem US-Pharmaunternehmen Johnson & Johnson bestätigt. Dabei geht es um den Erwerb von 200 Millionen Dosen eines möglichen Impfstoffs gegen das Coronavirus. Dieser Kandidat befindet sich allerdings erst in der ersten Phase klinischer Tests. Dabei wird mithilfe kleiner Versuchsgruppen vor allem seine Verträglichkeit getestet. Ähnliche Gespräche über den Kauf von 300 Millionen Dosen führt die EU mit dem Pharma-Joint-Venture Sanofi und GSK. Ihr stehen insgesamt 2,7 Milliarden Euro aus dem EU-Haushalt zu.

Briten stocken auf

Auch Großbritannien stockt seinen möglichen Vorrat an Corona-Impfstoffen mit zwei weiteren Bestellungen auf. Die britische Regierung hat mitgeteilt, dass der amerikanische Pharmaentwickler Novavax 60 Millionen Dosen seines Impfstoffkandidaten liefern wird, sobald er zugelassen ist. Vom Pharmakonzern Johnson & Johnson erhalten die Briten 30 Millionen Dosen.

Insgesamt hat sich Großbritannien damit bereits Zugang zu sechs verschiedenen Impfstoffkandidaten gesichert, womit das Land potenziell Zugriff auf bis zu 340 Millionen Impfdosen erhält.

Vietnam bestellt in Russland

Vietnam hat derweil Interesse am Kauf des russischen Corona-Impfstoffs "Sputnik V" angemeldet. Das südostasiatische Land wolle für eine groß angelegte Kampagne 50 bis 150 Millionen Impfdosen ankaufen, berichtet die staatliche Zeitung "Tuoi Tre" unter Berufung auf das vietnamesische Gesundheitsministerium. In der Zwischenzeit werde man weiter an der Entwicklung eines eigenen Impfstoffs arbeiten.

Der russische Präsident Wladimir Putin hatte am Dienstag die Zulassung des Impfstoffs "Sputnik V" zur breiten Verwendung in der Bevölkerung verkündet. Die Genehmigung ist erfolgt, obwohl noch keine Ergebnisse der letzten Phase klinischer Studien vorliegen - ein Vorgehen, das international viel Kritik ausgelöst hat.

Dennoch gibt es bereits Interessenten für das Mittel: Der brasilianische Bundesstaat Paraná hat angekündigt, ein Abkommen mit Russland zu schließen, um den Impfstoff selbst zu produzieren. Auch die Vereinigten Arabischen Emirate und Israel sollen interessiert sein.

Quelle: ntv.de, chr/dpa

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