"Hier will keiner aufgeben" Elias seit vier Tagen verschwunden
12.07.2015, 13:32 Uhr
		                      Nachbarn aus dem Stadtteil, in dem Elias und seine Mutter wohnen, koordinieren ihre Hilfe bei der Suche in einer Freiwilligen-Einsatzleitung.
(Foto: picture alliance / dpa)
Spürhunde sind unterwegs, Taucher durchsuchen einen Fluss, Hubschrauber kreisen, Hunderte Menschen durchforsten die Umgebung. Doch vom sechsjährigen Elias aus Potsdam fehlt jede Spur. Die Suche geht weiter - und viele Freiwillige machen mit.
Seit vier Tagen ist der sechsjährige Elias aus Potsdam nun verschwunden. Trotz bislang 216 telefonischen Hinweise fehlt der Polizei noch immer eine heiße Spur. "Wir geben nicht auf und machen einfach weiter", sagte eine Polizeisprecherin. Wie bereits in den vergangenen Tagen werten die Beamten Hinweise aus und sichten Videomaterial aus Bussen, Bahnen, Supermärkten und Tankstellen. Abermals macht sich ein Großaufgebot an Polizisten auf den Weg, um Elias zu finden.
  700 Potsdamer machten sich am Freitag auf die Suche nach Elias. Am vierten Tag seines Verschwindens sind noch etwa rund 200 Helfer unterwegs.
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Unterstützt wird die Polizei bei der Suche von Hunderten Potsdamern; größtenteils Menschen, die im selben Stadtteil leben wie Elias und seine Mutter. Die Hilfsbereitschaft in der Siedlung, dem Schlaatz, ist ungebrochen. Freiwillige nehmen erneut ihren Einsatzstützpunkt am Schlaatzer Bürgerhaus auf. "Negative Gefühle lassen wir gar nicht aufkommen und denken jetzt nur daran, wie wir helfen und suchen können", erklärte Stützpunktleiterin Gaby Franz. Eigenständig organisieren die Freiwilligen ihre Suche. Auf Karten markieren die verschiedenen Suchtrupps, welche Gebiete sie bereits durchforstet haben. Auch Unternehmen haben sich indirekt beteiligt: Sie spendierten den stundenlang aktiven Helfern in den vergangenen Tagen zum Beispiel Pizza und Kaffee.
"Der Fall bewegt uns sehr"
Dass Elias spurlos verschwindet, dass ihn bislang kein Spürhund, kein Taucher, kein Hubschrauber, keine Wärmebildkamera entdecken konnte, beschäftigt die Menschen. "Der Fall bewegt uns sehr", sagte Polizeisprecherin Jana Birnbaum den "Potsdamer Neuesten Nachrichten". "Den Kollegen, selbst viele Mütter und Väter, geht das sehr nah, hier will keiner aufgeben. Wir tun alles, was in unserer Macht steht. Wir wollen den Jungen finden."
Etwa 100.000 Kinder und Jugendliche werden jedes Jahr in Deutschland als vermisst gemeldet, weiß Lars Bruhns, Vorsitzender der "Initiative Vermisste Kinder". In mehr als 99 Prozent der Fälle tauchen sie wohlbehalten und binnen kurzer Zeit wieder auf. Elias aber ist inzwischen seit mehreren Tagen verschwunden. Da ist, so Bruhns, "die Wahrscheinlichkeit einer Fremdeinwirkung oder eines Unfalls sehr hoch". Grundsätzlich gebe es vielfältige Gründe für das Verschwinden eines Kindes. Im Fall Elias, sagte Bruhns, "können wir uns bisher nur im Bereich der Spekulationen bewegen, was nur in die Arbeit der Polizei eingreifen würde".
"Es ist mysteriös", sagte unterdessen Polizeisprecherin Birnbaum. Es gebe kein Lebenszeichen von Elias, aber bislang auch keinerlei Hinweise auf familiäre Probleme und auch keine auf ein Verbrechen. Es seien keine Blut-, Faser- oder Schleifspuren entdeckt worden, die darauf hindeuten könnten. Und Einsatzleiter Michael Scharf, leitender Polizeidirektor, sagte dem RBB: "Das ist jetzt die Phase, in der Geduld, keine Verzweiflung gefragt ist." Jetzt gelte es, jenen Hinweisen, "die eine Hoffnung noch weiter wahr werden lassen, nachzugehen".
Quelle: ntv.de, asc/dpa