Panorama

Viele Ungereimtheiten Entführungsfall wird immer mysteriöser

Ein junges Model wird für ein Shooting nach Mailand gelockt, unter Drogen gesetzt und entführt. Nur durch einen Glücksfall kommt die junge Frau frei, so die Geschichte. Vielleicht war es aber auch ganz anders.

Im Fall eines mutmaßlich entführten britischen Models sind Zweifel daran aufgekommen, ob sich das Verbrechen tatsächlich so ereignet hat, wie bisher angenommen. Der britischen "Daily Mail" zufolge prüft die Polizei, ob Chloe Ayling und ihr angeblicher Entführer Lukasz Herba möglicherweise zusammenarbeiteten.

Das Blatt zitiert eine Quelle bei der italienischen Polizei, dass man bisher beispielsweise keine Spur bei Aylings Agentur gefunden habe. Das Model hatte berichtet, sie sei über ihre Agentur für ein Fotoshooting nach Mailand gelockt worden. Dort sei sie dann betäubt und entführt worden.

Fragen wirft auch die Tatsache auf, dass Ayling mit einem ihrer Entführer Schuhe kaufen war, nachdem sie ihre eigenen verloren hatte. Obwohl sie dabei wahrscheinlich die Möglichkeit gehabt hätte zu fliehen, kehrte Ayling zusammen mit dem Entführer in das Versteck in einem Bauernhaus zurück, in dem sie gefangen gehalten wurde. Ayling begründete das damit, dass sie Angst um ihr Leben gehabt habe. Außerdem hatte die 20-Jährige von fünf Entführern berichtet, die Polizei glaubt jedoch, dass es nur zwei gab.

Nach eigener Aussage musste Ayling mit Herba in einem Bett schlafen, sie sei aber von ihm nicht sexuell bedrängt worden. Er habe ihr zudem Unterwäsche und Schokolade geschenkt. Aus Angst davor, vergiftet zu werden, habe sie nur aus original verschlossenen Wasserflaschen getrunken und normale Mahlzeiten verweigert. Später habe sie jedoch eine Vertrauensbeziehung zu ihm entwickelt.

Suche nach Internetruhm?

Der mutmaßliche Entführer auf einem Polizeifoto.

Der mutmaßliche Entführer auf einem Polizeifoto.

(Foto: AP)

Ayling hatte zudem bei der Polizei ausgesagt, sie habe ihren Entführer schon vor Monaten erstmals getroffen. Das Foto-Shooting in Paris, bei dem dieses Treffen stattfand, sei dann aber abgebrochen worden. Der 30-jährige Pole, der in Großbritannien lebt, wurde bei der Übergabe im britischen Konsulat in Mailand festgenommen, wohin er sein Opfer am 17. Juli gebracht hatte. Er hatte einen gefälschten Pass bei sich. Herba hatte gesagt, er gehöre einer Gruppe namens Black Death an, die Sex-Sklaven im Internet verkaufe. Inzwischen wurde bekannt, dass er schon während der Entführung versuchte, die Geschichte einer Boulevardzeitung zu verkaufen.

Die britische Polizei verwies auf die Zuständigkeit der italienischen Behörden, betonte aber, noch behandle man den Fall als echte Entführung. Aylings italienischer Anwalt Francesco Pesce sagte dem britischen "Independent", die Ermittler hätten zunächst "mehr als verständliche Zweifel" an der Geschichte gehabt. In der Tat sei es schwer zu glauben, dass jemand eine Person, die er mehrere Tage lang entführt hielt, in einem schwerbewachten Konsulat abliefert. Aber so sei es gewesen.

Britische Medien verweisen in ihrer Berichterstattung darauf, dass es vor dem Entführungsfall zu Ayling lediglich drei Suchergebnisse bei Google gegeben habe. Einmal sei sie Seite-3-Mädchen bei der "Sun" gewesen, einmal ging es darum, dass sie den Terroranschlag auf dem Pariser Champs-Élysées überlebt hatte, das dritte Ergebnis betraf einen Youtube-Prank. Auch die Zahl ihrer Instagram-Follower sei in den letzten Tagen erheblich angestiegen. Ayling war selbst mit der Information an die Öffentlichkeit gegangen, sie sei das entführte Model.

Quelle: ntv.de, sba

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