Kinderporno-Razzien im Norden Ermittler nehmen Hunderte Verdächtige hoch
14.06.2023, 14:56 Uhr Artikel anhören
In Deutschland nimmt die Zahl der gemeldeten Fälle von Kinder- und Jugendpornografie immer weiter zu.
(Foto: picture alliance/dpa)
In sieben Bundesländern schließen sich die Landeskriminalämter zu einem Aktionstag gegen sexualisierte Gewalt an Kindern zusammen. Koordiniert schlagen sie zu, durchsuchen hunderte Objekte. Mit der Aktion wollen die Ermittler ein "deutliches und öffentlich wahrnehmbares Zeichen" setzen.
In Norddeutschland sind Ermittler zu überregional koordinierten Durchsuchungsaktionen wegen des Verdachts auf Besitz von Kinderpornografie in sieben Bundesländern ausgerückt. Nach Angaben der Polizei gab es mehrere hundert Razzien bei Verdächtigen in Berlin, Brandenburg, Bremen, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen und Schleswig-Holstein. Rund 650 Einsatzkräfte der Polizei sowie Staatsanwältinnen und Staatsanwälte waren involviert.
Hintergrund war demnach ein gemeinsamer Aktionstag der Landeskriminalämter der beteiligten Länder, es handelte sich nicht um einen Schlag gegen ein Netzwerk. Die Polizei beschlagnahmte nach eigenen Angaben bei den Razzien zahlreiche Computer und Smartphones, die nun weiter ausgewertet werden. Von Festnahmen war nicht die Rede.
Der Aktionstag sollte demnach insbesondere auch "ein deutliches und öffentlich wahrnehmbares Zeichen" der Behörden sein. Die Federführung lag beim niedersächsischen Landeskriminalamt. "Sexualisierte Gewalt an Kindern ist unerträglich", erklärte Amtspräsident Friedo de Vries in Hannover.
"Hunderte Täter aus der Anonymität geholt"
"Wir wissen, dass Kinder im Durchschnitt sieben Anläufe benötigen, bis sie als Opfer sexualisierter Gewalt gehört werden", sagte der niedersächsische LKA-Präsident. Auch deshalb sei es wichtig, dass die Polizei geschlossen gegen die Verdächtigen vorgehe. "Mit diesem länderübergreifenden Einsatz haben wir mehrere hundert Täter und Täterinnen aus der Anonymität geholt", betonte de Vries.
Laut Polizeilicher Kriminalstatistik (PKS) sind die Fallzahlen im Bereich der Kinder- und Jugendpornografie von 2021 zu 2022 erneut gestiegen. Ein Großteil der Ermittlungen beruht dabei auf Hinweisen des "National Center for Missing and Exploited Children" (NCMEC), einer US-amerikanischen Organisation. Im Jahr 2015 wurden dem Bundeskriminalamt (BKA) etwa 14.500 solcher Fälle aus den USA gemeldet, 2021 waren es schon 78.600 und 2022 sogar 136.500 Hinweise.
In vielen Fällen handele es sich bei dem vom NCMEC übermittelten Beweismaterial um einzelne Fotos oder Videos, die insbesondere durch Jugendliche oder Kinder unbedacht versendet würden, erläuterten die Ermittler. Diese Inhalte dürften auf keinen Fall geteilt werden, warnten die Beamten. Wer sogenannte kinderpornografische Inhalte im Internet oder in sozialen Netzwerken entdecke, solle die Adresse dieser Seite sofort der für den Wohnsitz zuständigen Polizeidienststelle mitteilen. Die Aufklärungsquote in diesem Bereich sei hoch.
Quelle: ntv.de, jog/dpa/AFP