Dürre hat Deutschland im Griff "Extrem trockenes Frühjahr"
25.05.2011, 12:09 Uhr
Für Landwirte brechen dürre Zeiten an.
(Foto: dpa)
Das schöne und sehr warme Wetter der vergangenen Wochen zeigt uns inzwischen immer häufiger seine negativen Auswirkungen. Die Land- und Forstwirtschaft beispielsweise leiden unter der massiven Trockenheit. Ob und wann Regen zu erwarten, darüber sprachen
wir mit dem n-tv Meteorologen Björn Alexander.
n-tv.de: Björn, zunächst einmal der Überblick. Ist es überall gleich trocken?
Björn Alexander: Nein. Auch wenn das Niveau insgesamt ein niedriges ist, so gibt es doch Regionen, die etwas mehr abbekommen haben als andere. Extrem trocken war es im Mai bislang u.a. in einigen westlichen Landesteilen: im Rheinland sind teilweise weniger als 10 Liter pro Quadratmeter gefallen. Dafür waren es in Süddeutschland stellenweise über 50 Liter. Diese teilweise auch sehr regionalen Unterschiede bringen – landesweit gemittelt – einen Wert von 40 Prozent, gemessen an der sonst üblichen Regenmenge im gesamten Mai. Besonders gravierend wird das allerdings erst, wenn man den im Verlauf der letzten Monate sieht.
Wieso?
Der letzte zu nasse Monat war der Dezember 2010. Anschließend folgte massives Tauwetter mit einem relativ lang anhaltenden Hochwasser. Und niemand hätte wohl zu diesem Zeitpunkt im Januar daran gedacht, dass binnen weniger Monate das Niedrigwasser ein Thema sein könnte. Hier in Köln gab es am Rhein im Januar einen Pegelstand von knapp 9 Metern. Aktuell ist er bei etwa 1,5 Metern. Das sind gut zwei Meter unter dem mittleren Wasserstand.
Und wie kam es schlussendlich dazu?
Zum einen durch die schnelle und frühzeitige Schneeschmelze, die den Flüssen schon sehr früh im Jahr das Wasser zuführte und für das Frühjahr kaum etwas übrig ließ. Zum anderen natürlich durch die ausbleibenden Niederschläge: der Januar war noch so halbwegs im Soll. Dann folgten ein trockener Februar sowie sehr große Trockenheit im März und April mit nur rund einem Drittel bzw. knapp der Hälfte der sonst üblichen Niederschläge. Außerdem war es insgesamt zu warm und überdurchschnittlich sonnig.
Die Trockenheit könnte uns teuer zu stehen kommen, oder?
Ich denke schon, zum Beispiel beim Blick auf die Landwirtschaft. Gerade im Frühjahr ist Wasser für die Vegetation unverzichtbar. Die Landwirte müssen also zusätzlich für Bewässerung sorgen. Das dürfte bei Sonderkulturen logistisch noch möglich sein. Für die großen Flächen, die beispielsweise zur Futtermittelproduktion dienen, sieht es da aber wohl ganz anders aus. Außerdem greifen auch die Biogasanlagen auf eben diese Futtermittel wie Gras und Mais zu. Neben geringeren Erträgen und höheren Kosten durch die Trockenheit sorgt somit auch die größere Nachfrage für steigende Preise.
Das alles hört sich nicht gut an, zumal es in den Sommermonaten ja vielleicht auch sehr trocken sein könnte. Gibt es dafür Prognosen?
Keine wissenschaftlich fundierten. Es gibt zwar immer mal wieder Meteorologen, die mit Prognosen für Monate oder Jahreszeiten ins mediale Rampenlicht treten. Allerdings sind Wetterprognosen über Wochen oder gar Monate auf einem ähnlichen Niveau, als wolle
man die Lottozahlen vorhersagen. Davon mal abgesehen: Die große Trockenheit folgt ja nicht in jedem Sommer. Zum Beispiel 2007: ein extrem trockener und warmer April, gefolgt von einem überdurchschnittlich nassen Sommer. Das soll aber nicht darüber
hinwegtäuschen, dass es sich bislang um ein extrem trockenes Frühjahr handelt.
Ist denn kurzfristig Regen in Sicht?

Björn Alexander
Sagen wir es mal so: Die ganz große Trockenheit könnte in einigen Landesteilen erst einmal zu Ende gehen. Denn die Wetterlage stellt sich um. Wie nachhaltig das ist, können wir leider noch nicht sagen, grundsätzlich wird es aber etwas wechselhafter.
Was heißt das im Detail?
Am Donnerstag verstärkt sich vor einem Tief über den Britischen Inseln zuerst einmal der Zustrom an Sommerluft. Das merken vor allem der Süden und der Osten, wo es mit zunehmender Schwüle verbreitet auf 25 bis 30, teils auch auf knapp über 30 Grad raufgeht. Unterdessen macht sich im Westen und Nordwesten allerdings schon die Kaltfront des Tiefs mit Schauern und Gewittern bemerkbar, die sich rasch nach Süden und Osten ausbreiten.
Und sorgen auch dort für Abkühlung?
Das kann man so sagen: Der Freitag bringt verbreitet nur 14 bis 19 Grad. Selbst die 20-Grad-Marke dürfte nur sehr selten mal überschritten werden. Dazu ist es wechselhaft mit Regengüssen, die vor allem in Richtung Alpen und Bayrischer Wald ergiebig sein können. Am Samstag kann es dann bevorzugt über der Nordhälfte ein paar Schauer geben. Der Sonntag wird überwiegend trocken und freundlich, bevor am Montag der Sommer mit bis zu 30 Grad und nachfolgenden Gewittern kurz zurückkommt.
Und danach?
Wahrscheinlich bleibt es beim Wechsel von warm und kühl mit zwischenzeitlichen Gewittergüssen. Das ist zwar nicht der flächendeckende Dauerregen, der alle Probleme der Trockenheit löst, aber ein bisschen Linderung ist auf jeden Fall in Sicht.
Quelle: ntv.de