Panorama

Total ratlos Gas strömt, Konzern beschwichtigt

Aus dem Leck bei einem Bohrloch in der Nordsee strömt weiterhin ungehindert Gas aus. Das Leck soll sich 4000 Meter unter dem Meeresboden befinden. Die Gasflamme auf der Bohrinsel könnte eine Explosion verursachen. Der Konzern ist ratlos.

Die Flamme oben auf der Bohrinsel stelle keine Gefahr dar, sagt Total.

Die Flamme oben auf der Bohrinsel stelle keine Gefahr dar, sagt Total.

(Foto: REUTERS)

Am Gasleck in der Nordsee vor Schottland herrscht Explosionsgefahr. Dennoch ist mehrere Tage nach Bekanntwerden des Lecks an der Förderplattform "Elgin" des französischen Energiekonzerns Total eine Lösung nicht in Sicht. Mittlerweile gelang es laut Total, das Leck zu lokalisieren. Es soll 4000 Meter unter dem Meeresgrund liegen, an einer vor einem Jahr außer Betrieb genommenen Gasbohrung.

Das Leck erinnert an die Katastrophe der Bohrinsel "Deepwater Horizon" im Golf von Mexiko, die sich im Jahr 2010 ereignete. Damals strömte Öl ungehindert aus einem Bohrloch. Bis dieses Leck abgedichtet wurde, dauerte es dreieinhalb Monate.

Bislang hat die Betreiberfirma keinen genauen Plan zur Vorgehensweise. Bis alle Informationen gesammelt sind, sollten mehrere Lösungswege parallel vorangetrieben werden, sagte der Sicherheitschef für die britischen Total-Unternehmungen, David Hainsworth.

"Quelle könnte von selbst versiegen"

Die Plattform liegt mitten in der Nordsee.

Die Plattform liegt mitten in der Nordsee.

Es sei nicht ausgeschlossen, dass die Gasquelle von selbst versiege, hieß es bei Total. Der britische Energie-Staatssekretär Charles Hendry sprach von einer "aufgelassenen Quelle". Das Leck sei entstanden, als Arbeiter versuchten, die schon fast bis zum Ende ausgebeutete Quelle langfristig zu schließen. Bisher seien rund 20 Tonnen Gas ausgetreten, ein 4,8 Quadratkilometer großer Gasfilm habe sich auf der Meeresoberfläche gebildet, teilte das Unternehmen mit.

Sollte die Quelle nicht versiegen, könnte das Bohrloch mit schwerem Schlamm vollgepresst werden. Experten nennen das einen "Kill". Sicherer wäre eine Entlastungsbohrung, die allerdings bis zu sechs Monate in Anspruch nehmen kann.

Total brachte am Mittwoch das Überwachungsschiff "Highland Fortress" in Stellung, wie ein Sprecher berichtete. Das Schiff verfüge auch über ein ferngesteuertes Mini-U-Boot, mit dem Unterwasseraufnahmen gemacht werden können.

Gas ist nicht giftig, Flamme ungefährlich, sagt Total

Umweltschützer gehen davon aus, dass das austretende Gasgemisch giftige Schwefelverbindungen enthält. Der Total-Konzern dementierte dies. "Wir können mit Sicherheit ausschließen, dass sich in dem Gas giftige Substanzen befinden", sagte eine Total-Sprecherin. Laut Konzern handelt es sich bei dem Gas um eine entflammbare, potenziell explosive Kohlenwasserstoffverbindung.

Schiffe dürfen sich wegen der Explosionsgefahr nur auf zwei Seemeilen nähern, Flugzeuge müssen sogar drei Meilen Abstand halten. In der Nähe der Plattform seien vorbeugend Feuerwehrschiffe platziert worden.

Die Plattformarbeiter hatten beim Verlassen der Insel am Sonntag bewusst eine Flamme brennen lassen, mit der Gas abgefackelt wird. Die Flamme stelle derzeit keine Gefahr dar, sagte der Total-Sprecher. Die Gaswolke und der Gasteppich auf dem Meer würden vom Westwind in die entgegengesetzte - östliche - Richtung getrieben. Die Windrichtung werde sich in den kommenden fünf bis sechs Tagen den Vorhersagen zufolge nicht ändern.

Der schottische Umweltminister Richard Lochhead forderte "maximale Transparenz" von Total und der Regierung in London. 1988 war es fast an gleicher Stelle bei der Explosion der Plattform Piper Alpha zur Katastrophe gekommen - 167 Arbeiter starben.

Am Sonntag war das Leck an der Gasplattform 240 Kilometer östlich der Stadt Aberdeen bemerkt worden. Umgehend brachte Total die 238 Arbeiter in Sicherheit. Tags darauf räumte der Shell-Konzern zwei benachbarte Plattformen.

Quelle: ntv.de, hvo/dpa

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