"Lieber Lawrence von Arabien" Hayali streicht 54 Fehler in Hassbrief an
19.05.2016, 14:09 Uhr
Diesen Leserbrief veröffentlichte Dunja Hayali bei Facebook.
(Foto: Screenshot Facebook)
Sie kennt das aus ihrem Alltag. Seit Monaten erhält Dunja Hayali unzählige Hassbriefe von Kritikern. Nun hat die Journalistin einen veröffentlicht - und veräppelt den Verfasser.
Nicht jedem gefällt die Arbeit von Medien. Redaktionen bekommen täglich Leserbriefe, deren Ton nicht immer freundlich ist. Auch Dunja Hayali. Die ZDF-Journalistin und Moderatorin ist Widerstand gewohnt. Erst im Februar ging sie gerichtlich gegen Hasskommentare im Internet vor. Nun hat Hayali einen Leserbrief bei Facebook veröffentlicht. Dabei hat sie sich einen Spaß erlaubt und alle Fehler des Verfassers mit einem Rotstift markiert. 54 Fehler hat sie in dem Text insgesamt gefunden.
"Lieber Lawrence von Arabien", schreibt Hayali in einem Kommentar an den Absender, der den Brief unter diesem Pseudonym geschrieben hat. "Ich hätte Ihnen gern privat geantwortet, aber ohne Absender war mir das nicht möglich. Deshalb antworte ich Ihnen nun öffentlich. Dass Sie 'gesetzestreu' und 'hochqualifiziert' sind, würde ich jetzt mal ganz vorsichtig anzweifeln. Mit allem anderen haben Sie natürlich Recht".
In dem Leserbrief beschimpft der Verfasser die im nordrhein-westfälischen Datteln geborene Hayali als "eine der dümmsten Ziegen, die beim ZDF arbeiten", als "arabisches Stückchen Scheisse", "Eselvickerin" (sic!) und "Höhlenscheisserin". Und nicht nur das. Weiter heißt es in dem Brief "Ich hoffe es gibt eines Tages eine Volksbefragung und wir können das ganze faule Ausländerpack wie dich los werden. Du wirst dann eine Klofrau auf dem Hauptbahnhof in Bagdad."
Am Ende des Briefes präsentiert der Absender noch ein Gedicht: "Die Dunja hat im Umkleideraum einen Spinnt (sic!), aus dem es ganz erbärmlich stinkt. In dem bewahrt sie ihre mit Eselsperma eingeriebenen Rüben, mit den (sic!) sie in Arabien die Onanie betrieben." Unter dem Brief klebt ein gefälschter Personalausweis, der die Kanzlerin mit Kopftuch zeigt. Der eingetragene Name lautet "Ayse Angela El-Merkel-Habib", als Geburtsstadt wird das "Kalifat Hamburg" angegeben.
Was bringt der Hass?
Am Donnerstagvormittag hat Hayali den Leserbrief bei Facebook gespostet. Bis zum Mittag sammelten sich darunter schon mehr als 1000 Kommentare. Die Reaktionen sind verschiedenen. Viele machen sich über die vielen Fehler lustig. Andere kritisierten, die Journalistin stelle den Leserbrief-Schreiber bloß.
Hasskommentare im Internet können teuer werden. Die Stiftung Warentest hat gerade eine Art Bußgeldkatalog veröffentlicht. Darin listet sie mehrere Fälle auf, die in der Vergangenheit bestraft wurden. "Merkel muss öffentlich gesteinigt werden" kostete den Verfasser eine Strafe von 2000 Euro, "Ich bin dafür, dass wir die Gaskammern wieder öffnen und die ganze Brut da reinstecken" 4800 Euro.
Hayali hat in den vergangenen Monaten viele Erfahrungen mit Hassmails und -briefen machen müssen. Als sie im Februar mit dem Preis "Goldene Kamera" in der Kategorie "Beste Information" ausgezeichnet wurde, hielt sie eine vielbeachtete Rede. Darin erklärte sie: "Glaubt eigentlich irgendjemand, dass das irgendetwas bringt, dieser ganze Hass? Legen Sie doch gerne den Finger in die Wunde und streiten Sie mit uns. Diskutieren Sie mit uns. Weisen Sie uns auf Fehler hin. Wir sind Journalisten, wir sind keine Übermenschen. Wir machen Fehler. Deswegen sind wir aber noch lange keine Lügner."
Weiter sagte Hayali: "In einem Land, in dem die Meinungsfreiheit so ein hohes Gut ist, darf und muss jeder seine Sorgen und seine Ängste äußern können, ohne gleich in die rechte Naziecke gestellt zu werden. Aber wenn Sie sich rassistisch äußern, dann sind Sie verdammt noch mal ein Rassist."
Quelle: ntv.de, cro