Der trübste Winter seit 1951 endet Jetzt kommt der Frühling
01.03.2013, 12:51 Uhr
Es riecht bereits nach Frühling.
(Foto: dpa)
Was war das deprimierend. Grau, kalt, nass, keine Sonne. "Rekord in Sachen Tristesse", attestiert n-tv Meteorologe Björn Alexander dem Winter. Damit ist jetzt Schluss. Bereits am Wochenende zeigen sich die ersten Frühlingsboten. In der kommenden Woche dann kann das Thermometer auf bis zu 16 Grad steigen. Allerdings: Ein Comeback des Winters Mitte März ist nicht ausgeschlossen.
n-tv.de: Björn, für euch Meteorologen ist seit heute Frühling, oder?
Björn Alexander: Das stimmt. Der meteorologische Jahreszeitenwechsel ist immer rund drei Wochen vor dem kalendarischen Wechsel der Jahreszeit, also immer am ersten des Monats, in dem die neue Jahreszeit beginnt.
Woran liegt das?
Generell ist der Grund, dass man Jahreszeiten so einfacher miteinander vergleichen kann. Außerdem fällt der Wettercharakter dieser Monate eher immer in die neue Jahreszeit, da sich diese maßgeblich nach der Sonneneinstrahlung richtet. Der astronomische Wechsel der Jahreszeit hängt ja vom Sonnenstand ab. Steht die Sonne senkrecht am Äquator, dann ist Frühlings- oder Herbstbeginn. 2011 war Frühlingsbeginn am 21. März um 0:21Uhr. In diesem Jahr beginnt der kalendarische oder astronomische Frühling am 20. März um 12:02Uhr. Diese Unterschiede würden den Vergleich der Jahreszeiten erschweren und wir Meteorologen könnten so nicht so einfach rechnen.
Entspricht das Wetter in den nächsten drei Wochen auch eher dem Frühling als dem Winter?
Erst einmal: ja. Der Fahrplan für die kommenden Tage ist insgesamt eine recht positive Geschichte. Die Sonne kommt in der kommenden Woche endlich mal häufiger raus und die Temperaturen können dann im Westen durchaus schon mal bis zu 16 Grad erreichen.
16 Grad und Sonne. Das ist ja Wahnsinn. Und dabei hatte man den Eindruck, dass die Sonne sich in diesem Winter a us unserer Welt verabschiedet hatte.
So trüb war es tatsächlich seit Beginn der flächendeckenden Wetteraufzeichnungen im Jahr 1951 noch nie. Die Sonne schien 40 Prozent weniger als im langjährigen Mittel. Rekord in Sachen Tristesse also. Ähnlich grau war in den letzten zehn Jahren zum Beispiel nur der Winter 2009/2010. Der brachte aber immerhin noch 63 Prozent der ansonsten üblichen Sonnenscheindauer. Ansonsten war der ausklingende Winter etwas zu nass (115 Prozent der üblichen Niederschlagsmenge) und normal temperiert. Letzteres verwundert vielleicht schon, denn für viele war der Winter einfach mal lang und kalt. Allerdings gab es schon zwei recht milde Phasen. Und die kalten Phasen waren eigentlich gar nicht so extrem kalt. Denn die Zahl an sehr eisigen Nächten war aufgrund von Nebel oder Hochnebel gar nicht so hoch, wie sie hätte sein können.
Aber: Winter ade. Denn jetzt kommt ja der Frühling. Wie heißt denn unser Frühlingshoch?
Derzeitig liegt Hoch "Fenne" bei den Britischen Inseln. Dieses Hoch hat uns in den vergangenen Tagen schon das ruhige, aber nur selten sonnige Wetter gebracht. Jetzt macht "Fenne" einen kleinen Ausfallschritt westwärts und lässt die Ausläufer von Tief "Utto" und Tief "Volker" passieren, um danach wieder ostwärts zu ziehen. Am Montag wird das Hoch uns überqueren und damit bekommt die Sonne endlich mal die Oberhand. Zeitgleich bildet sich über Südwesteuropa bis herunter an die Kanaren ein kräftiges Tief. Dassorgt dort für teilweise kräftige Regengüsse und hat in Kombination mit dem Hoch auch Auswirkungen auf unser Wetter. Denn zwischen dem Hoch und dem Tief gelangt dann mit einer Strömung aus südlichen Richtungen richtig milde Luft zu uns, die sich auch am Boden durchsetzen kann und dem trüben Nebel und Hochnebel geht es endlich an den Kragen
Klingt klasse. Wie läuft das Frühlingserwachen im Detail?
"Utto" und "Volker" sind bezogen auf unser Wetter glücklicherweise eher schlappe Kameraden. Sie bringen zwar einen auflebenden Wind, ein paar Wolkenfelder und in höheren Luftschic hten einen Schwall etwas kühlerer Luft mit, ansonsten sind sie aber nur wenig wetterwirksam. Damit verläuft auch der Samstag meistens trocken. Ein paar längere Aufhellungen dürfen Sie am ehesten mal im Nordosten und Osten erwarten. Richtig schön dürfte es nach wie vor auf den höheren Bergen im Süden außerhalb von Nebel oder Hochnebel sein. Die Temperaturen erreichen 0 bis 9 Grad. Am Sonntag kann es nach frostiger Nacht entlang der Landesmitte anfangs noch etwas gefrierenden Sprühregen geben. Im übrigen Land geht es trocken, aber oft trüb los. Später wird es aber allgemein trocken und von Norden her auch langsam schöner. Richtig sonnig ist es nach wie vor im Süden außerhalb der grauen Tallagen. Und mit Sonne sind dann auch gerne mal 5 bis 10 Grad möglich. Der Vorfrühling setzt also schon mal ein Zeichen und bereitet der Weg für eine frühlingshafte nächste Woche.
Ich bin gespannt ...
Ab Montag zieht das Frühlingshoch - wahrscheinlich wird es immer noch "Fenne" sein - über Deutschland hi nweg und damit setzen sich dann die südlichen bis südöstlichen Winde sowie die Sonne durch. Dementsprechend verläuft der Montag nach Dunst sowie ein paar dichteren Restwolken im Norden und Osten schon vielfach freundlich oder sonnig. Dazu liegen die Temperaturen in den westlichen Landesteilen örtlich schon bei bis zu 12 Grad und bei meist 3 bis 8 Grad im großen Rest. Am Dienstag und Mittwoch wird es oft sonnig. Dabei sind bis zur Wochenmitte im Westen und Süden gut und gerne mal 8 bis 16 Grad drin. Im Norden und Osten oft 5 bis 10 Grad. Der Frühling kommt!
Und bleibt?
Aus heutiger Sicht leider schwer zu sagen. Es gibt Langfristberechnungen, die zeigen, dass der März eher zu kalt ausfallen dürfte. Und auch das ein oder andere Wettermodell zeigt schon mal einen Rückfall in Richtung Winter ab der übernächsten Woche. Aber das ist noch sehr weit weg und somit auch extrem unsicher. Wir halten das einfach mal im Hinterkopf, lassen jetzt erst einmal den Frühling kommen, genießen ihn und reden nächste Woche noch einmal darüber, ob und/oder wann der Winter ein Comeback versucht.
Quelle: ntv.de