"Wir sind sehr traurig" KZ-Überlebender Nachum Rotenberg stirbt mit 94 Jahren
09.02.2023, 12:32 Uhr Artikel anhören
Nachum Rotenberg hat seine Erinnerungen in einem Buch niedergeschrieben: "Ich habe jede Nacht die Bilder vor Augen".
(Foto: picture alliance/dpa)
Mit 15 Jahren kommt Nachum Rotenberg nach Auschwitz, später muss er Zwangsarbeit in den Continental-Werken leisten. Das Kriegsende erlebt er im Konzentrationslager Hannover-Ahlem, das er nur knapp überlebte. Jetzt ist Rotenberg in Israel gestorben. Seine Erinnerungen bleiben der Welt aber erhalten.
Nachum Rotenberg, der das Konzentrationslager Hannover-Ahlem überlebt hatte, ist im Alter von 94 Jahren in Israel gestorben. Dies bestätigte seine Tochter in Tel Aviv. "Wir sind sehr traurig", sagte sie. Rotenberg hatte als einer der letzten KZ-Überlebenden mehrmals bei Besuchen in Deutschland von seinem Schicksal erzählt.
Rotenberg wurde 1928 als Sohn einer jüdischen Bäckerfamilie in Lodz in Polen geboren. Nach harten Jahren im Ghetto wurde er 1944 als 15-Jähriger mit seiner Familie in das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau deportiert. Aus Auschwitz wurden Rotenberg, sein Bruder und ein Cousin dann zur Zwangsarbeit nach Deutschland gebracht. Zuerst kamen sie in die Continental-Werke in Hannover-Stöcken. Später berichtete Rotenberg über häufige Misshandlungen dort.
Das Kriegsende erlebte er 1945 in Hannover-Ahlem, einem der Außenlager des KZ Neuengamme. Die Insassen hatten dort unter härtesten Bedingungen im Steinbruch gearbeitet. Sein Bruder und sein Cousin starben an Entkräftung - Rotenberg selbst überlebte wohl nur dank seiner Arbeit in der Küche.
30 Jahre nach Kriegsende wieder in Deutschland
Seine Erinnerungen hat er schriftlich festgehalten. "Ich habe jede Nacht die Bilder vor Augen", lautet der Titel des Zeitzeugnisses. 1946 kam er ins damalige Palästina - zwei Jahre vor Israels Gründung, nachdem er nach Kriegsende zunächst in Braunschweig gelebt hatte.
Nach Deutschland reiste er zum ersten Mal wieder 1975, um im Prozess gegen Heinrich Johann (genannt Hans) Wexler auszusagen - über Verbrechen, die dieser als Lagerältester in Hannover-Ahlem begangen hatte. "Es war ein Schock, diesem Menschen wieder ins Gesicht zu schauen. Er lebte und so viele waren tot - wegen ihm", erzählte Rotenberg später. Wexler wurde zu lebenslänglicher Haft verurteilt, verließ das Gefängnis aber schon 1982 aus gesundheitlichen Gründen. Rotenberg hinterlässt einen Sohn und eine Tochter sowie mehrere Enkel und Urenkel.
Quelle: ntv.de, hny/dpa