Russlands berühmtester Waffenkonstrukteur Kalaschnikow ist tot
23.12.2013, 20:16 Uhr
In Russland gibt es sogar ein Museum für den dortigen Nationalhelden Kalaschnikov.
(Foto: AP)
Michail Kalaschnikows Namen kennt man vor allem von einem Sturmgewehr. Nun ist der Entwickler der AK-47 mit 94 Jahren gestorben. Das Gewehr entwickelt er im Zweiten Weltkrieg. In Russland wird Kalaschnikow als Volksheld verehrt.
Der russische Waffenkonstrukteur Michail Kalaschnikow ist im Alter von 94 Jahren in einem Krankenhaus in Sibirien gestorben. Der Konstrukteur des von mehr als 50 Armeen eingesetzten Sturmgewehrs wird in Russland als Nationalheld verehrt. Nach schwerer Krankheit sei Kalaschnikow in Ischewsk gut 1000 Kilometer östlich von Moskau gestorben, teilte der Sprecher der Regierung der russischen Teilrepublik Udmurtien, Viktor Tschulkow, mit.
Die berühmt-berüchtigte AK-47 (Awtomat Kalaschnikowa) mit dem gekrümmten Magazin ist nach 66 Jahren heute so weit verbreitet wie keine andere Waffe. Kremlchef Wladimir Putin nannte den Erfinder eine "Legende" und den Begründer eines wichtigen russischen Markenartikels.
Putin hatte unlängst einen Kalaschnikow-Konzern gründen lassen, der aus den maroden Unternehmen Ischmasch und Ischmech hervorgegangen ist. Mit der Marke will Russland auf dem Waffenmarkt international angreifen.
Höchste Auszeichnung Russlands
Zu seinem 90. Geburtstag hatte Kalaschnikow die höchste Auszeichnung des Landes erhalten: den Stern des Helden Russlands. Der Waffenname Kalaschnikow gehöre heute zu den bekanntesten russischen Wörtern der Welt, teilte der Kreml damals mit.
Kalaschnikow betonte stets, dass nicht die Konstrukteure, sondern die Politiker für den Einsatz von Waffen und Gewalt verantwortlich seien. "Ich habe nur eine Waffe zum Schutz der Heimat entwickelt", sagte der hochdekorierte Generalleutnant. Die wenigsten der rund 100 Millionen Kalaschnikows weltweit seien russische Originale.
Auf 90 Prozent schätzt Russland die Zahl der Nachbauten, die sich oft in den Händen von Terroristen, Gangstern, Rebellen und Piraten befänden. Kalaschnikow, der angeblich von einer kleinen Rente lebte und kein Honorar erhielt, forderte immer wieder staatstragend einen Kampf gegen die Raubkopierer.
Wodka aus Kalaschnikovs
Die robusten und leicht handhabbaren Sturmgewehre hätten sich vor allem bei den Kriegen im Irak und in Afghanistan bewährt, meinen russische Waffenexperten. In Russland, wo es sogar Wodka in gläsernen Kalaschnikows zu kaufen gibt, kennt jeder Patriot die Geschichte von dem Waffenbauer. In seinem Geburtsort Kurja, wo er am 10. November 1919 zur Welt kam, erinnert ein Museum an sein Leben.
Als Soldat hatte sich Kalaschnikow im Krieg an der Schulter verwundet. In einem Krankenhaus tüftelte er dann an der "perfekten Waffe zum Schutze der Heimat". 1947 präsentierte der junge Leutnant erstmals den Prototyp des Gewehrs, den Durchbruch, bevor die sowjetische Armee die Waffe von 1949 an einsetzte.
Traum vom Reichtstagbesuch
Immer hatte er davon geträumt, 70 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs den Berliner Reichstag zu berühren - das wäre 2015 gewesen. Wegen der Verletzung habe er beim Sieg der Sowjetunion 1945 keine Chance gehabt, das legendäre Gebäude zu sehen, sagte er.
Die Kalaschnikow wird aber nicht nur als Handfeuerwaffe genutzt, sondern auch auf Panzer und andere Fahrzeuge montiert. In der DDR war das Schnellfeuergewehr die Standard-Waffe der Nationalen Volksarmee (NVA). Sie hatte das Kaliber 7,62. Die Soldaten feuerten an den Grenzanlagen zur Bundesrepublik auf Flüchtlinge aus der DDR zahlreiche tödliche Schüsse ab. Als Kalaschnikow vor 20 Jahren seinen 70. Geburtstag feierte, war die Mauer in Berlin gerade eben gefallen - ganz ohne Blutvergießen.
Quelle: ntv.de, Ulf Mauder, dpa