Regen, Sturm, Sonne Kaltluft-Delle bringt Bodenfrost-Gefahr
26.09.2024, 15:34 Uhr Artikel anhören
Ein Schwall Kaltluft aus polaren Breiten steht Deutschland bevor.
(Foto: picture alliance / Rene Traut Fotografie)
Tief "Constanze" wirbelt über Deutschland. Bis morgen Früh sind dabei örtlich erhebliche Niederschläge möglich. Hinzu kommen Sturmböen. Zum Wochenende wird es wieder ruhiger. Doch mit den warmen Tagen ist es vorbei, wie ntv-Meteorologe Björn Alexander weiß. Und dann ist da noch der kleine Kaltlufteinbruch.
ntv.de: Am Mittwoch gab es mindestens zwei gemeldete Tornados in Deutschland und immer wieder zieht Regen durch. Die Tage des Altweibersommers scheinen gezählt, oder?
Björn Alexander: Bis es am Wochenende wieder ruhiger wird, geht es jetzt ziemlich turbulent zur Sache. Auslöser ist Tief "Constanze", das mit seinen Wetterfronten die allerletzten Reste der wärmeren Luft auch im Südosten unseres Landes abdrängt. An der Luftmassengrenze gibt es zuerst einmal teils ergiebigen Regen.
Mit welchen Regenmengen ist zu rechnen und wo wird es am nassesten?
Vor allem in einem Streifen vom Südwesten bis in die Mitte regnet es länger anhaltend und teils kräftig - insbesondere in den Staulagen der Gebirge. Wobei der Schwerpunkt rund um den Schwarzwald liegt. Dort können in Summe von heute in der Früh bis morgen Früh mehr als 50, vereinzelt sogar bis zu 100 Liter pro Quadratmeter zusammenkommen. Das dürfte zumindest an Bächen und kleineren Flüssen für Hochwasser sorgen. Parallel zu den ansteigenden Pegelständen gilt es am Freitag aber auch, den Sturm im Auge zu behalten.
Wo gilt das besonders?
Im Fokus sind nach jetzigem Stand der Westen und der Norden. Im Flach- und Binnenland drohen satte Sturmböen. Noch intensiver bläst es auf den Bergen und an der Nordsee - hier mit Spitzen bis um oder über 100 Kilometer pro Stunde. Hierbei sind Schäden durch umstürzende Bäume und umherfliegende Gegenstände sowie dadurch bedingt Probleme auf den Straßen und im Schienenverkehr nicht auszuschließen.
Wann ist der Sturm vorbei?
Am Wochenende wird es deutlich ruhiger, aber gleichermaßen kühler. Hinter der wilden "Constanze" folgt nämlich ein Schwall Kaltluft aus polaren Breiten. Damit sinkt die Schneefallgrenze in den Alpen gegen 1500 Meter. Außerdem wird es recht frisch, wenn es nachts mal länger aufklart. Meistens mit einstelligen Tiefstwerten. Bevorzugt im Umfeld der Mittelgebirge können vereinzelt sogar Frost oder Bodenfrost anklopfen. Empfindliche Pflänzchen sollten also so langsam ins Winterquartier wechseln - zumindest aber entsprechend abgedeckt werden.
Wie intensiv wird der Wintereinbruch in den Alpen?
Im Vergleich zur "Schneeschelle" vor gut zwei Wochen, als es ja zum Teil sehr massiv geschneit hat, sind die Wettercomputer jetzt zum Glück wesentlich zurückhaltender. Ein bisschen was wird kommen, aber eben nicht die enormen Mengen, da die Niederschlagsneigung dank nachrückendem Hoch am Wochenende rasch nachlassen wird.
Bringt uns das Hoch denn noch weitere Wetterfreuden?
Auf jeden Fall, denn auch die Sonne kann am Wochenende gebietsweise wieder mitspielen. Alles in allem somit ein Happy End für diese Wetterwoche, bevor es nächste Woche erneut wechselhafter wird.
Dann schauen wir doch mal gen Happy End: Welche Details erwarten uns?
Vorm feinen Ende gilt es, den Freitag zu überstehen. Der beginnt zwar zum Teil noch freundlich. Jedoch sind im Eifelumfeld und an der Nordsee schon schnell Schauer und teilweise kräftige Gewitter unterwegs. Im Tagesverlauf wird es dann generell wechselhaft bis nass und mitunter gewittrig. Das Ganze bei sehr stürmischen 15 bis 21 Grad, bevor es mit der Wetterberuhigung am Samstag kühler wird.
Womit müssen wir rechnen?
Tagsüber werden es am Samstag oft nicht mehr als 9 bis 16 Grad. Dabei ist es zunächst durchwachsen, im Süden auch regnerisch, während sich im Norden und Nordwesten später vermehrt die Sonne durchsetzt. Am längsten windig bleibt es noch im Nordosten.
Und am Sonntag?
Nach frischer bis kalter Nacht und Auflösung von teilweise zähem Nebel scheint öfter die Sonne und es bleibt meist trocken. Ganz im Norden und an den Alpen sind bei mehr Wolken noch einige Schauer zu erwarten, die später ebenfalls abklingen. Bei um die 10 Grad im Bergland und bis zu 17 Grad an Rhein und Ruhr weht ein schwacher bis mäßiger, an der Ostsee mitunter frischer Wind aus verschiedenen Richtungen. Ein insgesamt sehr brauchbarer Herbsttag, dem ab Montag das nächste Tief folgen dürfte.
Herbst bei uns, und die USA und Mexiko bangen vor gleich zwei Stürmen: Wie heftig wird es?
Hurrikan "Helene" zieht derzeit unter Verstärkung von Kuba auf die Südküste der USA zu. Voraussichtlich wird "Helene" die zweithöchste Hurrikan-Kategorie 4 erreichen und in der Nacht zu Freitag unserer Zeit zwischen Tampa und Tallahassee auf Land treffen. Das bedeutet Windgeschwindigkeiten deutlich über 200 km/h und extreme Wassermassen.
Was heißt das konkret?
Einerseits das Wasser, das der Sturm vor sich herschiebt mit meterhohen Wellen und einer enormen Sturmflut. Andererseits haben die Wettercomputer Regenmengen von 200 bis über 300 Liter pro Quadratmeter im Programm. Nochmal verheerender könnten sich unterdessen allerdings die Regenmengen auswirken, die Tropensturm "John" zustande bringt.
In welchen Regionen wütet "John"?
Auf dem Ostpazifik nahe Acapulco wo er die Südwestküste des Landes bedroht. Am Freitagmittag unserer Zeit dürfte er als Kategorie-1-Hurrikan auf Land treffen. John beeindruckt dementsprechend weniger durch seine Stärke als durch extreme Regenmengen. Einige Wettermodelle berechnen in Summe teilweise um oder über 1000 Liter Regen je Quadratmeter - mit verheerenden Folgen wie massiven Überflutungen und Erdrutschen. Zum Vergleich: Das entspricht etwa dem doppelten Jahresniederschlag von Berlin.
Quelle: ntv.de