Hygiene-Skandal in Krankenhaus Klinik-Geschäftsführer tritt zurück
23.10.2014, 12:16 Uhr
Es sind alarmierende Zustände in einem sensiblen Bereich: In einer Mannheimer Klinik gibt es gravierende Hygiene-Mängel. Für den Fall interessiert sich inzwischen auch die Staatsanwaltschaft. Nun gibt es personelle Konsequenzen.
Der Hygieneskandal am Universitätsklinikum Mannheim hat personelle Konsequenzen. Geschäftsführer Alfred Dänzer reichte am Mittwochabend in einer Krisensitzung des Aufsichtsrats seinen Rücktritt ein. Das Krankenhaus bestätigte einen Bericht des "Mannheimer Morgens". Der 66-Jährige war seit 2009 Klinikchef in Mannheim und ist außerdem Präsident der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG). Das Uniklinikum war wegen des Hygieneskandals in den vergangenen Tagen immer mehr unter Druck geraten. Erst am Mittwoch hatten Staatsanwälte das Krankenhaus durchsucht und kistenweise Unterlagen beschlagnahmt.

Nach eigenen Angaben des Klinikums wurden unter anderem die Reinigungsmaschinen für OP-Besteck zu lange nicht überprüft.
(Foto: dpa)
Der Stein kam durch eine anonyme Anzeige ins Rollen, in der von schmutzigem OP-Besteck die Rede war. Das Regierungspräsidium Karlsruhe hatte dann bei einer Überprüfung Hygienemängel festgestellt: Reiniungsmaschinen waren zu lange nicht überprüft worden und es fehlten Nachweise über die Qualifikation von Reinigungsleuten. Vom Klinikum hieß es, es gebe erheblichen Nachschulungsbedarf. Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft dauern an.
Das OP-Programm ist schon seit knapp zwei Wochen drastisch zurückgefahren. Krankenhaus-Mitarbeiter sollen bereits seit längerem auf Probleme hingewiesen haben. Vor allem bei der Sterilisation sind nach Medienberichten in einem Programm für anonyme Beschwerden seit mehr als zwei Jahren Defizite vermerkt - selbst von einer Fliege im OP-Besteck war demzufolge dort die Rede. Ob die Ursachen für die Mängel in Sparzwängen liegen, darüber wird intern heftig gestritten. Die Fakultätsleitung hatte in einem offenen Brief den Kostendruck angeprangert.
Das Mannheimer Universitätsklinikum ist nach eigenen Angaben bundesweit das einzige in kommunaler Hand: Während die Fakultät der Universität Heidelberg und damit dem Land zugerechnet wird, gehört die Krankenversorgung zur Stadt.
Quelle: ntv.de, hla/dpa