Rotterdamer Museum in der Kritik Kunsträuber hatten es zu leicht
16.10.2012, 21:15 Uhr
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(Foto: Reuters)
Als die Diebe in der Nacht in die Rotterdamer Kunsthalle einbrechen, stoßen sie auf zu lasche Sicherheitsvorkehrungen. So fehlt offenbar ein eigener Wachschutz für das Museum. Die Leitung ist sich sicher: Eine Alarmanlage reicht völlig aus. Ein fataler Trugschluss. Sieben Meisterwerke sind nun perdu.
Nach dem spektakulären Kunstraub wird Kritik an der Rotterdamer Kunsthalle laut. So hat offensichtlich das Sicherheitssystem des Museums versagt. In der Nacht waren sieben kostbare Gemälde unter anderem Pablo Picasso, Henri Matisse, Claude Monet und Paul Gauguin im Wert von vielen Millionen Euro gestohlen worden. Die Direktorin der Kunsthalle, Emily Ansenk, wies auf einer Pressekonferenz die Vorwürfe zurück. "In Absprache mit den Versicherungen hat man sich für technischen Schutz entschieden."
Die Kunsthalle wird nachts nur durch Überwachungskameras und eine Alarmanlage gesichert. Mehrere Sicherheitsexperten erklärten im niederländischen Fernsehen den Schutz für unzureichend.
Die Diebe waren zwischen drei und vier Uhr nachts an der Rückseite des Museums eingedrungen, teilte die Rotterdamer Polizei mit. Sie sprach von "einer gut geplanten Aktion". Nach Auslösen des Alarms war die Polizei nach wenigen Minuten zur Stelle. Doch die Diebe waren mit der Beute bereits entkommen. Eine Sondereinheit von 20 Kriminalbeamten ermittelt.
Bilder bis zu 100 Millionen Euro wert

Etwas Schlimmeres war für die Direktorin der Kunsthalle, Emily Ansenk, und den Verwaltungsratsvorsitzenden Willem van Hassel kaum vorstellbar.
(Foto: dpa)
Der Raub hat die Kunstwelt geschockt. "Das schlug in der Museenwelt wie eine Bombe ein", sagte die Direktorin der Kunsthalle. Das Haus werde aber am Mittwoch wieder geöffnet. "Wir lassen uns nicht unterkriegen."
Nach Schätzungen von Kunstkennern haben die Gemälde einen Gesamtwert von 50 bis 100 Millionen Euro. Direktorin Ansenk wollte sich dazu nicht äußern. "Die Gemälde sind international registriert und kaum zu verkaufen." Das bestätigte auch der Direktor des Auktionshauses Christie's in Amsterdam, Jop Ubbens, der Nachrichtenagentur ANP. "Am wahrscheinlichsten ist, dass sie gestohlen wurden, um Lösegeld zu bekommen."
Die Gemälde gehörten zu der Triton Sammlung für moderne Kunst. Aus dieser niederländischen Privatsammlung zeigt die Kunsthalle derzeit rund 150 Werke. Die Jubiläumsausstellung zum 20-jährigen Bestehen des Museums war erst am 7. Oktober eröffnet worden.
Bei den gestohlenen Werken handelt es sich um "Tête d'Arlequin" von Pablo Picasso, "La Liseuse en Blanc et Jaune" von Henri Matisse, "Waterloo Bridge, London" und "Charing Cross Bridge, London" von Claude Monet, "Femme devant une fenêtre ouverte, dite la Fiancée von Paul Gauguin, "Autoportrait" von Meyer de Haan sowie "Woman with Eyes Closed" von Lucian Freud.
Quelle: ntv.de, dpa