Panorama

Biker-Bienen rasen nach WackenAuf Motorrädern gegen das verstaubte Landfrauen-Image

24.05.2025, 10:11 Uhr
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Die gelben Westen stehen für Sicherheit und sind Logo-Träger der motorisierten Bienen. (Foto: dpa)

Landfrauen auf lauten Motorrädern? Trotz einiger Skepsis wird eine Gruppe namens Biker-Bienen in Nordniedersachsen immer größer. Erstmals soll es jetzt zusammen zum Festival nach Wacken gehen.

Das Röhren von 18 Motorrädern beschallt den kleinen Stadthafen von Stade. Ob Harley-Davidson, klassische BMW oder Honda – die Biker-Bienen akzeptieren jedes Gefährt, mit dem sich ihnen eine Interessentin in Lederkluft auf zwei Rädern anschließt. Vor zwei Jahren gegründet, ist die motorisierte Gruppe der Landfrauen Kreis Stade auf inzwischen 42 Ladys angewachsen. "Das ist cool, wir räumen mit dem angestaubten Image von Kochen und Backen auf", meint die 60-jährige Uli.

Sie mag den Urgedanken der Gruppierung: "Jede Frau ist willkommen, egal, was sie macht", sagt die Bankkauffrau. Und Konkurrenzdenken oder Gezicke habe es bisher nicht gegeben. Die einzigen Bedingungen: eine Mitgliedschaft bei den Landfrauen und ein Motorrad. Anfangs wurden die norddeutschen Bikerinnen von vielen mit Skepsis betrachtet, es gab aber auch viel Zuspruch, erzählen sie.

Die Gruppierung im LK Stade ist mit 5800 Mitgliedern einer der größten Verbände in Deutschland. Beim Treffen am Fischmarkt der Hansestadt sind acht von zehn Ortsvereinen vertreten.

Premiere in Wacken

Die Biene, das Logo der Landfrauen, glänzt auf jedem Fahrgestell, dazu tragen alle die gelben Warnwesten mit ihrem Logo. Einmal im Monat treffen sie sich an unterschiedlichen Orten im weitverzweigten Landkreis, dazu ist ein Dreitages-Ausflug im August in den Harz geplant. Zu Beginn der Saison standen ein Erste-Hilfe-Kurs und ein Fahrsicherheitstraining auf dem Programm.

Das Highlight in diesem Sommer: Die Fahrt zum Heavy-Metal-Festival im schleswig-holsteinischen Wacken Ende Juli. "Wir hatten ein wenig Angst um unsere Motorräder, aber weil wir so gut vernetzt sind, dürfen wir auf dem Hof einer Landfrau parken", erzählt Bärbel Lefers vom Vorstand des Landfrauenvereins Harsefeld. Die Gründerin der Gruppe kommt auf einer Yamaha MT 07 mit 70 PS angefahren.

Frauen wollen sichtbarer werden

"Tradition bewahren, Moderne leben", ist das Motto von Lefers, die in der Hamburger Verbraucherschutzbehörde arbeitet. "Jede Generation hat ihre Zeit, aber wir wollen sichtbarer werden als Frauen." Im Juli 2022 organisierte die 58-Jährige das erste Treffen der nach eigenen Angaben ersten motorradfahrenden Landfrauen-Gruppe in Deutschland. Im vergangenen Jahr brachten sie gemeinsam einen Fotokalender heraus, der Erlös wurde an zwei Einrichtungen gespendet.

Für viele steht die Gemeinschaft über allem: "Da ist dieses Urvertrauen im Landfrauenverein", erzählt Bettina Köpcke, Obstbäuerin aus Jork, "wir stehen für Beständigkeit". Auf ihrem Hof im Alten Land wurde im vergangenen Jahr auch ein Beitrag für ein Vox-Kochduell gedreht. Verwöhnt wurden die "Bienen" dabei vom Hamburger Starkoch Tim Mälzer.

Der Beitrag verschaffte Aufmerksamkeit und Interesse von neuen Mitgliedern. Auf lange Sicht wollen sie auch Jüngere anwerben. Das Küken ist die 40-jährige Stephanie Schiffke. Die Buchhalterin kam über Instagram hinzu und trat dem Verein bei.

"Die Landfrauen haben sich neu erfunden", sagt Andreas Schäfer, Geschäftsführer der Stade Marketing und Tourismus GmbH. Vielfältige Aktionen gibt es in einigen Verbänden in Niedersachsen, wo die Landfrauen mit rund 90.000 Frauen im Bereich Hannover (62.000) und Weser-Ems (28.148) organisiert sind. So gibt es etwa den Motorsägenlehrgang im Ammerland, eine gut besuchte Disco-Veranstaltung nur für Frauen des Kreisverbandes Rotenburg oder Klimaschutzaktionen, um trockenresistente und insektenfreundliche Gärten anzulegen.

Quelle: ntv.de, Britta Körber, dpa

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