Panorama

WHO hält Test für vertretbar Liberia startet medizinisches Experiment

Blick in einSierra Leone Krankenhaus in Sierra Leone.

Blick in einSierra Leone Krankenhaus in Sierra Leone.

(Foto: AP)

Mehr als 1000 Tote sind inzwischen gemeldet - und die Ebola-Epidemie grassiert weiter. Experten wollen kaum getestete Wirkstoffe einsetzen, die WHO hält das für vertretbar. Einem mit dem Medikament behandelten Spanier kann nicht mehr geholfen werden.

Als erstes afrikanisches Land soll Liberia das noch nicht zugelassene Ebola-Mittel "ZMapp" einsetzen. Mehrere Dosen des experimentellen Medikaments sollten noch in dieser Woche nach Liberia gebracht und für selbst erkrankte Ärzte verwendet werden, berichtete der US-Sender CNN. Liberias Präsidentin Ellen Johnson Sirleaf hatte ein leidenschaftliches Plädoyer für eine solche Hilfe aus den USA gehalten. Das Weiße Haus und die US-Zulassungsbehörde FDA hätten zugestimmt, hieß es bei CNN.

Am Mittag stimmte auch die Weltgesundheitsorganisation WHO für den Einsatz der Testmedizin. "Angesichts der besonderen Umstände dieses Ausbruchs, und vorausgesetzt, dass bestimmte Bedingungen erfüllt werden", seien derartige Behandlungen ethisch vertretbar, auch wenn ihre Wirksamkeit noch nicht bewiesen und mögliche Nebenwirkungen noch nicht bekannt seien, erklärte die WHO in Genf.

Zuvor hatte bereits der Hersteller des experimentellen Serums erklärt, sämtliche Vorräte an dem Mittel würden nach Westafrika geschickt. In Folge der Anfrage "eines westafrikanischen Staates" seien die Vorräte an "ZMapp" erschöpft, hieß es auf der Website des Unternehmens Mapp Bio. Jegliche Entscheidung zur Anwendung des noch nicht zugelassenen Serums müsse vom ärztlichen Fachpersonal getroffen werden. Das Medikament werde kostenlos zur Verfügung gestellt.

Spanischer Patient gestorben

Der Spanier war am 7. August nach Madrid ausgeflogen worden.

Der Spanier war am 7. August nach Madrid ausgeflogen worden.

(Foto: AP)

"ZMapp", ein zuvor nur an Tieren getestetes Mittel, war bei zwei mit Ebola infizierten US-Amerikanern sowie bei einem Spanier eingesetzt worden. Die Amerikaner - ein Arzt und eine Missionarin - sollen auf dem Weg der Besserung sein, wobei nicht sicher ist, ob dies auf "ZMapp" oder die intensivmedizinische Betreuung zurückgeht.

Der in Spanien behandelte Ebola-Patient ist tot. Wie aus Madrider Krankenhauskreisen verlautete, erlag Miguel Pajares in der spanischen Hauptstadt der Infektion, die er sich in Liberia zugezogen hatte. Der 75-jährige Geistliche war in der vorigen Woche der erste Ebola-Patient, der zur Behandlung nach Europa gebracht wurde.

Der aus der Gegend von Toledo im Mittelspanien stammende Pajares hatte seit acht Jahren als Pfleger in einem Krankenhaus in Monrovia gearbeitet. Die Nachricht von seinem Tod kam für die Spanier überraschend. Bis Montag hatte es geheißen, sein Zustand sei stabil.

Deutscher nicht infiziert

Derweil haben Ruandas Behörden im Fall eines unter Ebola-Verdacht stehenden deutschen Medizinstudenten Entwarnung gegeben: Tests hätten ergeben, dass der Mann sich nicht mit dem Virus infiziert habe, erklärte das Gesundheitsministerium in Kigali. Der Deutsche war am Sonntagabend unter Quarantäne gestellt worden, nachdem er mit Fieber von einem mehrtägigen Aufenthalt aus Liberia zurückgekehrt war. Nach Angaben des Gesundheitsministeriums gibt es somit kein Ebola in Ruanda.

Guinea eher zurückhaltend

In Grenzen hält sich die Begeisterung für "ZMapp" auch in Guinea. Gesundheitsminister Remy Lamah sagte der französischen Zeitung "La Croix", dies sei keine "Priorität" für sein Land. Er fügte hinzu: "Wenn die WHO es als notwendig erachtet, dass die Guineer als Testpersonen für dieses Medikament dienen, werden wir mit ihnen diskutieren."

Der Minister verwies darauf, dass die Epidemie in Westafrika gestoppt werden könne, wenn die Sicherheitsmaßnahmen von allen betroffenen Ländern eingehalten würden. Es habe "Schwierigkeiten" gegeben, weil aus den benachbarten Ländern Liberia und Sierra Leone Patienten nach Guinea gekommen seien, um sich dort behandeln zu lassen. "Heute werden die Kranken behandelt und die Epidemie ist unter Kontrolle", versicherte er mit Blick auf Guinea

Die von Ebola betroffenen Länder Guinea, Liberia, Sierra Leone und Nigeria haben inzwischen mehr als 1800 bestätigte und Verdachtsfälle an die WHO gemeldet, mehr als 1000 Menschen starben. Vor allem in Liberia hatte es in den vergangenen Tagen viele neue Todesfälle gegeben.

Unterdessen wurden mehr als 200 afrikanische Flüchtlinge in der Straße von Gibraltar aus zwei Dutzend Schlauchbooten gerettet. Insgesamt 232 Menschen seien an Land gebracht worden, darunter 31 Frauen und acht Minderjährige, teilte die spanische Küstenwache mit. Aus Furcht vor der Ebola-Epidemie wurden die Helfer mit Handschuhen und Schutzmasken ausgestattet.

Quelle: ntv.de, ppo/dpa

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