"Steffen" bringt Erlösung Luft wird langsam wärmer
15.05.2014, 16:34 Uhr
(Foto: dpa)
Unwettertief Yvette hält sich hartnäckig und beschert den Deutschen richtiges Aprilwetter im Mai. n-tv Wetterexperte Björn Alexander erklärt, warum einige Regionen jetzt schon schneller auf den erhofften Wetterumschwung hoffen können als andere.
Björn, wie lange müssen wir das Aprilwetter im Mai noch ertragen?
Glücklicherweise stellt sich die Wetterlage jetzt erst einmal grundlegend um. Hoch Steffen kommt von Westen her langsam näher. Damit wird es vor allem im Westen und Norden Deutschlands immer sonniger. Im Süden und Südosten allerdings braucht die durchgreifende Verbesserung noch etwas länger. Hier ist Unwettertief Yvette noch näher und die Schauer bleiben aufdringlicher.
Ein "Unwettertief"?
Ja. Das betrifft aber weniger uns hier in Deutschland. Vielmehr sind es über dem Balkan, Griechenland und der Türkei teils heftige Niederschläge. Im Osten und Südosten Europas sind schon mal Regenmengen von 100 bis 200 Liter pro Quadratmeter zusammengekommen - mit Überschwemmungen und Erdrutschen. Auch in Österreich schüttet und windet es mitunter unwetterartig. Das betrifft insbesondere den Osten und die zentralen Landesteile. Weil neben dem relativ ortsfesten Tief Yvette aber auch kalte Luft von Norden mit dabei ist, schneite und schneit es auf den Bergen ergiebig. Das sehen wir beispielsweise anhand der Zugspitze, die noch nicht einmal im Zentrum der Hauptniederschläge liegen.
Wie viel ist denn da schon gefallen?
Dort sind zum Beispiel 50 Zentimeter Neuschnee binnen 24 Stunden zusammengekommen. Weiter ostwärts in Richtung Osttirol oder Hohe Tauern dürften die Gesamtschneemengen innerhalb von zwei Tagen dann sogar noch deutlich darüber liegen. Zudem gibt’s Schneeverwehungen. Das gilt natürlich nur für die höher gelegenen Regionen, oberhalb von etwa 1200 bis 1400 Meter.
Winter mitten im Mai. Das ist aber schon sehr ungewöhnlich, oder?
Nein, eigentlich nicht. Ungewöhnlich ist höchstens die Stärke und die Ortsfestigkeit von Tief Yvette. Kaltlufteinbrüche sind hingegen eher normal. Schlussendlich sind die Eisheiligen ja schon eine durchaus zu erwartende Konstante Mitte Mai.
Haben wir denn noch Frost zu erwarten?
Die nächtliche Frostgefahr nimmt mit dem Wochenende immer weiter ab, denn uns erreicht bald schon wieder wärmere Luft. Am Freitag früh jedoch kann es unter längerem Aufklaren besonders über der Nordhälfte schon mal für Bodenfrost reichen. In den Mittelgebirgen ist auch mal Luftfrost drin.
Wie ist denn genau der Unterschied zwischen Luftfrost und Bodenfrost?
Luftfrost wird in zwei Metern Höhe gemessen. Bodenfrost dagegen bodennah - also in 5 Zentimetern über der Erde. Empfindliche Pflanzen sollten also noch abgedeckt werden. Das gilt insbesondere auch für Nutzpflanzen wie Erdbeeren oder Kartoffeln. Und wer ein Treibhaus besitzt: eine Kerze sorgt dafür, dass auch darin die Temperatur nicht unter 0 Grad geht. Natürlich sollte man bei den Gewächshäusern aus Folie darauf achten, dass die Folie nicht in Brand geraten kann.
Was macht denn unser Wetter am Wochenende?
Insgesamt wird es auf jeden Fall besser als am letzten Wochenende. Auch wenn es die zuvor genannten Einschränkungen gibt. Das heißt im Detail: am Freitag bleibt es zwischen Alpen und Bayrischer Wald trüb mit Regen, der oberhalb von 1000 Metern in Schnee übergeht. Auch in Sachsen hat’s die Sonne noch sehr schwer. Ansonsten ist es nach kalter Nacht deutlich besser mit mehr Sonne und spürbar ansteigenden Temperaturen: oft sind es schon 17 bis 20 Grad. Unter den dichten Wolken und bei Seewind direkt an der Küste sind es um die 13 Grad. Im Regen am Alpenrand gar reicht es nicht einmal für 10 Grad.
Da ist noch Luft nach oben. Ich hoffe, das wird noch was.
Auf jeden Fall. Jedoch ist schon noch ein wenig Geduld gefragt. Samstag bleibt es an den Alpen noch grau bei 11 Grad im Regen. Auch bis herauf nach Sachsen, Thüringen und bis in Teile Brandenburgs sind noch dichtere Wolken mit zeitweiligem Regen unterwegs. Im großen Rest ist es schöner und bei bis zu 21 Grad am Rhein steigen die Temperaturen langsam weiter an.
Wie geht es am Sonntag weiter?
Das ist momentan im Detail noch schwer zu sagen. Denn das Tief über Osteuropa könnte mit seinen Ausläufern nochmals etwas weiter zu uns heran kommen. Wenn das passiert, dann könnten auch in den westlichen Landesteilen ein paar mehr Wolken durchziehen. Die Sonne hätte aber immer noch gute Anteile am Himmel. Der Osten und der Südosten dürften dagegen noch unbeständiger mit Schauern bleiben. Bei den Temperaturen ergeben sich dadurch mal wieder größere Unterschiede. Der Westen darf sich mit mehr Sonne auf bis zu 23 Grad freuen. Unter den Wolken mit Regen bleibt es kühler bei 12 bis 16 Grad.
Was erwartet uns in der nächsten Woche? Man hörte ja zuletzt schon mal, dass es richtig heiß werden könnte.
Also erst einmal gilt: die Unsicherheiten, die am Sonntag schon da sind, werden naturgemäß natürlich eher größer als kleiner. Für den Montag würde ich momentan davon ausgehen, dass es im Tagesverlauf schon mal einige Quellwolken geben kann, die bevorzugt entlang der breiten Mitte und im Nordosten lokal Schauer, vielleicht auch einzelne Gewitter bringen können. Am wärmsten wird es am Oberrhein. Dort könnte die Sommermarke von 25 Grad geknackt werden. Aber auch im übrigen Land sind es häufig zwischen 17 und 23 Grad. Wo wir gerade bei ansteigenden Temperaturen sind: im Zusammenhang mit Sommermarke und "richtig heiß" gibt’s doch noch was aus dem Kuriositätenkabinett zu berichten. Westsibirien aktuell mit Tageshöchstwerten bis über 30 Grad.
Klingt tatsächlich fast wie ein Scherz, beantwortet aber noch nicht die Frage nach der Hitze bei uns.
Die ist ja auch gar nicht so leicht zu beantworten. Nach derzeitigem Stand dürfte es am Dienstag freundlich bis sonnig und meist trocken weitergehen. Und das merken wir auch bei den Temperaturen. Mit einer südlichen Strömung geht es rauf auf 20 bis 28 Grad. Die 30 Grad-Marke könnte dann - wenn es gut läuft - am Mittwoch im Westen und Südwesten stellenweise vielleicht erreicht werden. Kurzum: das Potenzial für einen ordentlichen Sommervorstoß ist vorhanden. Ob es tatsächlich kommt und wie schnell das Gewitterrisiko in der warmen Luft ansteigt, weiß jetzt allerdings noch niemand.
Quelle: ntv.de