Berliner Polizei - 24 Stunden live "Mann streift ohne Hose durch #Mitte"
07.06.2014, 10:50 Uhr
Ganz zu Beginn wünscht Berlins Innensenator Frank Henkel einen "erfolgreichen Dienst".
(Foto: dpa)
Es gibt Schlägereien, Einbrüche und Unfälle. Aber auch Zechpreller und herrenlose Hunde. 24 Stunden lang twittert Berlins Polizei über jeden ihrer geschätzt 2500 Einsätze. Es ist ein faszinierender Einblick in eine Stadt, die niemals schläft.
Ein Freitagabend in Berlin. Die einen kommen von der Arbeit, andere machen sich gerade fertig, um in die Nacht zu starten. Und in Gesundbrunnen stehen Kinder im dritten Stock eines Wohnhauses und werfen mit wassergefüllten Luftballons.
Das wäre an sich keine Meldung wert. Doch seit Freitagabend twittert die Berliner Polizei unter dem Hashtag #24hPolizei für 24 Stunden über jeden der erwarteten 2500 Einsätze in der Hauptstadt. Die Kinder sind nur ein winziger Ausschnitt davon. Im Ortsteil Staaken ganz im Westen der Metropole etwa hört eine Frau ein Rascheln. "Wir konnten nichts feststellen", twittert die Polizei. "Fahrradfahrer kollidiert mit geparktem Auto", heißt ein anderer Tweet, oder: "Auf der #Jannowitzbrücke versuchen 2-3 Personen ein Handy zu rauben. Das Opfer wirft es aber lieber ins Wasser #24hPolizei." Und es gibt sehr kuriose Einträge: "Ein Mann streift ohne Hose durch #Mitte."
Brennende Mülltonnen und Zechpreller
Doch auch Einbrüche werden gemeldet, etwa in die Fachhochschule in Zehlendorf und in ein Haus in Rahnsdorf ganz im Südosten. Im Prenzlauer Berg gibt es eine Schlägerei, eine verletzte Person muss ins Krankenhaus gebracht werden. Es gibt vermisste Menschen, Streitigkeiten, brennende Mülltonnen, Zechpreller in einer Pizzeria, einen Streit unter Badegästen und jede Menge großer und kleiner Unfälle mit Blechschäden oder Verletzten.
Seit ein paar Monaten ist die Behörde auf dem Kurznachrichtendienst unterwegs. Unter @polizeiberlin twittert sie aktuelle Meldungen oder Hinweise. Unter @PolizeiBerlin_E berichtet sie dagegen live von Großereignissen in der Hauptstadt, etwa von den Demonstrationen am 1. Mai oder dem Pokalfinale. Dieser Feed dient der Polizei nun auch für eine einmalige 24-stündige Aktion.
24 Stunden Berlin - das klingt zunächst wie ein Scripted-Reality-Format im Fernsehen. Die Live-Berichterstattung aus der Zentrale ist allerdings wesentlich spannender. Einerseits, weil es hier um tatsächliche Fälle und Ereignisse geht. Andererseits gibt die Aktion aber auch einen einmaligen Einblick in die Arbeit der Polizei in der größten deutschen Stadt, in der Nacht auf Samstag, in der sie immer besonders häufig gerufen wird.
Entlaufende Hunde und laute Partys
Anders als in Fernsehserien werden hier nur selten Blaulicht und Sirene angeschaltet. Vielmehr geht es um Dinge, die jeder im Alltag vielleicht schon mal selbst erlebt hat. Das Kind, das seine Eltern sucht, taucht hier ebenso auf wie der Mann, der seine Frau schlägt. Es gibt einen entlaufenen Hund im Prenzlauer Berg, eine Person, die auf der Straße liegt und Nachbarn, die auf der Dachterrasse eine zu laute Party feiern. Und am Morgen heißt es: "Aus einer Telefonzelle wurde die '110' grundlos gewählt. Das ist leider nicht selten und auch kein Spaß, sondern eine Straftat!"
Doch auch menschliche Schicksale blitzen immer wieder auf: "90-jährige verwirrte demenzkranke Dame vermisst #Neu-Hohenschönhausen #24hPolizei", heißt ein Tweet, der später ergänzt wird: "Die Dame kehrte selbstständig zurück." In Moabit melden Bürger ein "alleingelassenes weinendes Kind in einem verschlossenen Auto". Im Gesundbrunnen bricht ein Lebensmüder plötzlich das Telefonat mit seiner Bekannten ab, die sich daraufhin an die Polizei wendet. Und in Mitte meldet sich ein Tourist aus Frankreich "betrübt" bei der Polizei. "Er wurde aus seinem Hotel geworfen und möchte sein Gepäck", heißt es weiter.
Die Motorräder sind schneller
Trotz aller Straftaten und Tragödien. Ganz humorlos sind die 24 Stunden Polizeiarbeit auch nicht. Nicht nur, weil sich einige Notrufe ins Nichts auflösen, wie die "verdächtige Person in einem Auto in #Kreuzberg", bei der es sich lediglich um einen Schlafenden handelt, oder der Hund, der auf einer Autobahnauffahrt "Sitz gemacht" hat, beim Eintreffen der Polizei aber wieder verschwunden ist.
Die Polizei ist sogar fähig zur Selbstironie. Nachts um halb eins heißt es etwa: "Motorradfahrer liefern sich ein Rennen in #Mitte. Waren tatsächlich schneller als wir. #24hPolizei."
Inzwischen ist der Morgen angebrochen. Die einen gehen zur Arbeit, andere kommen von den Partys und bei der Polizei hat eine neue Schicht übernommen. Die Notrufe aber kennen keine Schichten - Berlin schläft eben nie. Und sei es nur, weil sich Anwohner in Marzahn über die Lärmbelästigung von einem Zirkus beschweren. "Dort wird laute Musik von BoneyM gespielt", twittert die Polizei.
Quelle: ntv.de