Neuer Regen verschärft die Lage Menschen unterschätzen das Hochwasser
02.06.2013, 07:55 Uhr
Noch immer regnet es in Süd- und Ostdeutschland in Strömen. In Sachsen, Thüringen und Bayern liegen schon als die Hälfte der Messpunkte im kritischen Bereich. Viele Menschen nehmen die zunehmende Hochwassergefahr allerdings auf die leichte Schulter und bezahlen das schlimmstenfalls mit dem Leben.
Teils heftige Regenfälle haben in der Nacht im Osten und Süden Deutschlands zu neuen Überschwemmungen geführt. Nach Angaben von Rettungskräften und Polizisten traten unter anderem der Neckar im Kreis Tübingen, die Donau bei Passau und die Chemnitz über die Ufer. Keller liefen voll, Straßen wurden überschwemmt. I n Reutlingen werden zwei Menschen vermisst - sie könnten in die Echaz, einem Neckarzufluss, gefallen sein. In Thüringen blieb die Lage stabil. Nördlich von Erfurt lief die Gera über einen aufgeweichten Deich. Wasser strömte auf umliegende Wiesen.
Erneuter Starkregen könnte die Pegel der Flüsse weiter stark ansteigen lassen und die Hochwasserlage verschärfen. In Sachsen-Anhalt werden örtlich bis zu 80 Liter Regen pro Quadratmeter erwartet. Die Orte an den Flüssen bereiten sich auf die steigende Fluten vor. Helfer füllen Sandsäcke und stapeln sie zur Abwehr; Steige werden errichtet.
Dauerregen und immer weiter anschwellende Flusspegel führten dazu, dass in Passau und Rosenheim Katastrophenalarm ausgerufen werden musste. In Passau rechnen die Einsatzkräfte damit, dass der Pegel der Donau bis zum Abend auf etwa 10,50 Meter steigt. Auch der Inn bereite zunehmend Probleme und schwelle stark an. Neben Teilen der Altstadt sind auch die Bundesstraßen 388 und 12 überspült, viele Häuser in Passau sind nur noch über Stege erreichbar. Die Stadt hat um Unterstützung der Bundeswehr gebeten. Im oberbayerischen Rosenheim bereite speziell die Mangfall Probleme, heißt es in einer Mitteilung der Stadt.
In den Hochwassergebieten bringen sich Menschen derzeit immer wieder leichtfertig in Gefahr. Die Folgen werden schlichtweg unterschätzt, meinen Experten der Hilfsdienste. Die Leute trauen sich zu viel zu.
Grenzenlose Überschätzung
"Das ist die Überschätzung der eigenen Möglichkeiten oder der Fähigkeiten des Autos", sagt Richard van Hazebrouck in der Zentrale des Technischen Hilfswerks (THW) in Bonn. Solange das Wasser nicht durch das Fenster hereinläuft, meinten die Leute trotz Verbotsschildern vorwärtszukommen. "Man kann wirklich nur an die Leute appellieren, dass sie den Einsatzstellen fernbleiben und sich an Anweisungen halten."
In Hannover ertrank jüngst eine Frau auf einer überfluteten Landstraße. "Eine Lebensgefahr erkennen die wenigsten", schätzt ADAC-Sprecher Jürgen Grieving in München ein. "Der Fall in Hannover zeigt, dass Verkehrsteilnehmer, die Straßenabsperrungen missachten, zum Teil mit ihrem Leben spielen." Dabei griffen Behörden nur dann zu solchen Maßnahmen, wenn Gefahr in Verzug sei. "Das macht schon Sinn." Wenn Autofahrer - wie ebenfalls in diesen Tagen passiert - mit ihrem Wagen auf abgesperrter Strecke im Wasser stranden, riskieren sie neben nassen Füßen Schäden am Auto. "Aufgrund der Fahrlässigkeit kann nicht nur die Bergung des Autos sondern auch die Reparatur auf Kosten des Fahrers gehen", warnt Grieving.
Leichtsinn gibt es vielerorts. In der Oberpfalz etwa fehlt weiterhin jede Spur von einem Mann, der seinem Hund in einen Hochwasser führenden Fluss hinterhersprang. In Unterfranken kenterten Anfang der Woche zehn Kanuten in der angeschwollenen Saale. "Den Leuten ist die Gefahr gar nicht so bewusst", meint der Vizepräsident des niedersächsischen Feuerwehrverbandes, Hans-Peter Grote. Abseits hochwassererprobter Regionen an Rhein und Mosel etwa unterschätzten die Menschen die Gefahren des Wassers. "Man vertut sich da sehr." Der Rat an alle Betroffenen sei daher: "Absolute Aufmerksamkeit, und bitte auf Anweisungen und Absperrungen achten."
Quelle: ntv.de, dpa