Panorama

Licht aus an der US-Westküste Millionen bewundern totale Sonnenfinsternis

Zahlreiche Schaulustige verfolgen das Naturspektakel vor Ort.

Zahlreiche Schaulustige verfolgen das Naturspektakel vor Ort.

(Foto: AP)

Wenn der Mond sich vor die Sonne schiebt, wird es düster: Millionen Menschen werden weltweit Zeuge einer totalen Sonnenfinsternis. Für zwei Minuten herrscht im US-Bundesstaat Oregon Dunkelheit, dann verabschiedet sich die Sonne langsam in den Atlantik.

Ob live, am Fernseher oder via Internet: Viele Millionen Menschen weltweit haben am Abend die totale Sonnenfinsternis in den USA bestaunt. Die "Große Amerikanische Finsternis" verdunkelte kurzzeitig Teile des Landes. Das Naturereignis begann auf dem US-Festland um 19.16 Uhr deutscher Zeit (Ortszeit: 10.16 Uhr) in Lincoln Beach (US-Bundesstaat Oregon), als der Kernschatten des Mondes die US-Westküste erreichte. Dabei wurde es für etwa zwei Minuten dunkel. Vom US-Bundesstaat Oregon aus zog die totale Finsternis dann etwa 90 Minuten lang in einem rund 100 Kilometer breiten Streifen über den Kontinent, um sich in South Carolina in den Atlantik zu verabschieden.

Zwölf Millionen Menschen leben in der Zone, in der die totale Finsternis zu sehen ist, 200 Millionen weitere eine Tagesreise entfernt. Bis zu etwa sieben Millionen "Sofi"-Touristen waren erwartet worden. Bereits um 9.05 Uhr Ortszeit hatte an der Westküste die partielle Finsternis begonnen, der Mond schob sich langsam vor die Sonne. Es dauert bis zu eineinhalb Stunden, bis die Sonnenscheibe komplett verdunkelt war. Dann fällt die Temperatur um einige Grade, Tiere und Pflanzen reagieren, als sei es Nacht.

Verkehrschaos bleibt aus

Der Leuchtturm in Yaquina Head in der Nähe von Newport war der erste Punkt in der Kernzone, von dem die totale Finsternis vom Festland aus beobachtet werden konnte. "Dieser Leuchtturm ist einer der westlichsten Punkte an der Küste Oregons", sagte Park Ranger Jay Moeller. 185 Parkplätze gibt es dort, bis zu 5000 Autos können notfalls unterkommen. Soviel hatte Moeller eigentlich auch erwartet. Aber der schon für das Wochenende erwartete Ansturm blieb aus. Zwar waren seit Tagen viele Straßen sehr voll und es gab zahlreiche Staus, aber es kam nicht zu dem Verkehrschaos historischen Ausmaßes, das Experten befürchtet hatten.

Auch das Wetter zeigte sich zumindest im westlichen Teil der USA meist freundlich und erlaubte den Hunderttausenden, die vielerorts in Naturparks oder auf Festivals warteten, einen unverstellten Blick auf das Spektakel. Zu den ungewöhnlicheren Orten, um die Sofi zu bestaunen, gehörte das sogenannte "Carhenge" in Alliance (Nebraska) - ein aus alten, grau gestrichenen Autos nachgebautes "Stonehenge" - sowie das Kreuzfahrtschiff Royal Caribbean: Dort wollte Bonnie Tyler während der Finsternis ihren Hit "Total Eclipse of the Heart" zum Besten geben.

Trump guckt ohne Schutzbrille

Obwohl der befürchtete Riesen-Verkehrskollaps ausblieb, erlebten viele von ihnen das Spektakel von der Autobahn aus, weil sie im dichten Verkehr feststeckten. Andere feierten das Ereignis entspannt auf "Total Eclipse"-Festivals, in Naturparks oder auf Campingplätzen. Die Moskitos summten, die Hunde blieben eng bei uns", berichtet Lacy Krahenbuhl aus Bend, Oregon. Astronauten fotografierten das Spektakel von der internationalen Raumstation ISS aus.

Von Bord der ISS ist der Schatten des Mondes über den USA zu sehen.

Von Bord der ISS ist der Schatten des Mondes über den USA zu sehen.

(Foto: dpa)

US-Präsident Donald Trump verfolgte es auf dem Balkon des Weißen Hauses. Dabei schaute er kurz auch ohne die empfohlene Schutzbrille in den Himmel, was in einigen Medien und in den sozialen Netzwerken für Spott sorgte. Allerdings kam er nicht in den Genuss der totalen Finsternis. In der US-Hauptstadt Washington war die Sonne nur zu 81 Prozent vom Mond verdeckt war.

Tiere sind verunsichert

Auch Zootiere reagierten auf die Sonnenfinsternis: "Unsere Nilpferde sind sich unsicher, wie spät es ist", twitterte der Zoo Memphis (Tennessee) zum ungewöhnlichen Spielverhalten der Dickhäuter. Im Zoo Indianapolis machte sich Orang Utan Basan am hellen Tag nachtfertig. "Basan holt die Laken für sein Nest heraus", hieß es dort.

Auch in Teilen Westeuropas konnten die Menschen zumindest theoretisch sehen, wie sich der Mond minimal vor die Sonne schob. Im äußersten Nordwesten Deutschlands, im Bereich der Ostfriesischen Inseln Borkum, Juist und Norderney, war bei leichter Bewölkung lediglich ein winziger Teil der Sonnenscheibe verdeckt, während diese unterging. Mit bloßem Auge sei das nicht zu sehen, sagte Martin Jonas vom Deutschen Wetterdienst.

Die Sonnenfinsternis wurde von zahlreichen wissenschaftlichen Versuchen begleitet sowie von der Erde und vom All aus gefilmt. Es war die erste "Totale Eclipse" von Küste zu Küste in den USA seit 99 Jahren. In anderen Teilen der USA, Nord- und Mittelamerikas sowie in Teilen Westeuropas war die Sonnenfinsternis partiell zu sehen.

In Deutschland war eine totale Sonnenfinsternis zuletzt am 11. August 1999 im Süden zu sehen. Die nächste in unseren Breiten erwarten die Astronomen erst am 3. September 2081. Weltweit gesehen ist die nächste totale Finsternis am 2. Juli 2019 im Pazifik-Raum und in einigen Städten Chiles und Argentiniens zu erkennen.

Quelle: ntv.de, jgu/hul/dpa

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