Baden-Württemberg schwächelt Neuer Bildungstrend kennt auch Verlierer
28.10.2016, 11:43 Uhr
Deutsch und Englisch stand auf dem Stundenplan der Neuntklässler für den neuen Bildungstrend. In Englisch sieht es gut aus. In Deutsch weniger. Auch im Ländervergleich gibt es Verschiebungen - und Nachholbedarf bei Migrantenkindern.
Die Schüler der 9. Klassen in Deutschland haben sich nach einer neuen Kompetenzstudie im Fach Englisch "deutlich verbessert", in Deutsch dagegen herrscht Stagnation. Das geht aus dem in Berlin vorgestellten Ländervergleich "IQB-Bildungstrend 2015" der Kultusministerkonferenz (KMK) hervor.
Im Englischunterricht läuft's deutlich besser für die Neuntklässler. Alle Probleme sind aber noch nicht beseitigt.
(Foto: dpa)
Als positiv heben die Bildungsminister hervor, dass bundesweit zwei von drei Schülern die Regelstandards in deutscher Orthografie (Rechtschreibung) schon ein Jahr vor dem Mittleren Schulabschluss schaffen. In Englisch hätten etwa vier von zehn Schülern diese frühzeitige Kompetenz. In diesem Fach seien in Ostdeutschland "große Fortschritte erzielt" worden - obwohl vier dieser fünf Bundesländer bei der Englisch-Kompetenz Hörverständnis immer noch hinterherhinken.
Südwesten will reagieren
Nach Ländern geordnet, kommt das Institut zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen (IQB) im Vergleich zum ersten Deutsch/Englisch-Test 2008/2009 zu diesem Ergebnis: Bayern bleibt bei Bildungserfolgen an der Spitze, Schleswig-Holstein ist neben Sachsen Aufsteiger, Baden-Württemberg schwächelt, Bremen und Berlin sind weiterhin oft Schlusslichter.
Baden-Württembergs Kultusministerin Susanne Eisenmann von der CDU will nach dem schwachen Abschneiden ihres Landes den Fokus verstärkt auf Qualität und Leistungsorientierung legen. "Die Studie führt uns drastisch vor Augen, dass wir uns auf die Kernkompetenzen konzentrieren sollten, statt immer mehr Schulversuche zuzulassen", sagte die Ministerin in Stuttgart. Die Schulreformen der vergangenen Jahre hätten den Lehrern Zeit und Aufmerksamkeit entzogen. Nun müssten mehr Ruhe und Stabilität in die Schulen einkehren.
"Zugehörigkeitsgefühl insgesamt hoch ausgeprägt"
Es bleibe in Deutschland "eine wichtige Aufgabe, den Zusammenhang von Bildungserfolg und sozialer Herkunft zu reduzieren", erklärte die KMK. Allerdings konnten immerhin im Deutsch-Kompetenzbereich Lesen die auf dem sozialen Hintergrund basierenden Unterschiede "bundesweit signifikant verringert" werden.
Zudem seien die Kompetenzunterschiede zwischen Schülern mit und ohne Zuwanderungshintergrund im Fach Englisch reduziert worden und damit nun "deutlich geringer als im Fach Deutsch". Hier müsse aber das sprachliche Lernpotenzial von Migrantenkindern besser ausgeschöpft werden, hieß es.
In der Studie wurde auch untersucht, ob sich die Neuntklässler in ihrer Schule wohlfühlen. "Die Ergebnisse zeigen, dass das Zugehörigkeitsgefühl insgesamt hoch ausgeprägt ist", und dies gelte für Schüler mit und ohne Migrationshintergrund, so das KMK-Fazit. Die soziale Integration an deutschen Schulen gelinge also "sehr gut".
Das IQB organisiert den Ländervergleich als regionale Ergänzung des internationalen PISA-Tests seit 2008. Diesmal nahmen gut 37.000 Mädchen und Jungen der 9. Jahrgangsstufe aus über 1700 deutschen Schulen teil, vor acht Jahren waren es ähnlich viele.
Quelle: ntv.de, mli/dpa