Panorama

Papstbesuch in Manila Philippiner lösen sich vom Katholizismus

Franziskus bei seiner Ankunft in Manila.

Franziskus bei seiner Ankunft in Manila.

(Foto: REUTERS)

Millionen Philippiner erwarten die Ankunft von Papst Franziskus mit Spannung. Das südostasiatische Land wirkt wie die letzte asiatische Bastion der katholischen Kirche. Doch der jahrzehntelange Einfluss bröckelt gewaltig.

Schon Stunden vor der Ankunft von Papst Franziskus waren in der philippinischen Hauptstadt Manila zehntausende Menschen auf der Straße. Sie wollten einen Platz entlang der Route ergattern, die Franziskus vom Flughafen aus in die Stadt fährt. Arbeiter nahmen am Tag vorher noch mehrere riesige Plakate mit dem Konterfei des Papstes von Hauswänden und Reklametafeln. Dies ging auf Bitten des Vatikans zurück: der 78-Jährige sehe lieber Bilder von Jesus und Heiligen als von sich selbst in den Straßen, hieß es.

Hunderttausende Gläubige säumten die Straßen Manilas.

Hunderttausende Gläubige säumten die Straßen Manilas.

(Foto: REUTERS)

Franziskus wurde nach einem Besuch in Sri Lanka am Vormittag zu einem einwöchigen Besuch in Manila erwartet. Dabei waren 40.000 Polizisten und Soldaten im Einsatz. Weil so viele Menschen die Straße säumten, könnte die Wagenkolonne mit dem Papst für die 22 Kilometer drei Stunden brauchen.

Dabei ist der Begeisterungssturm der Philippiner nicht verwunderlich. Die Philippinen sind die größte katholische Bastion in Asien. 80 der 100 Millionen Einwohner sind meist tief gläubige Katholiken. Mit den spanischen Eroberern kam die Kirche ursprünglich auf den Inselstaat. Aber der jahrzehntelang erhebliche Einfluss auf die Gesellschaft bröckelt. Durch ein steigendes Bildungsniveau, ist sie auch hier mit erheblichen Herausforderungen konfrontiert.

Grundsätzlich bestimmte die katholische Kirche jahrzehntelang die Politik der Philippinen mit. Wen sie von der Kanzel unterstützte, der gewann meist auch. Kandidaten buhlten stets um die Gunst der Kleriker. Kardinal Jaime Lachica Sin rief zum gewaltlosen Widerstand gegen Diktator Marcos auf und löste damit die erfolgreiche Volksrevolution 1986 aus. Seitdem schwindet der Einfluss aber. Immer mehr Menschen finden die Ansichten der Kirche unzeitgemäß.

"Ein Segen, den Papst zu sehen"

So zum Beispiel beim Thema Empfängnisverhütung. Die wird von der katholischen Kirche zwar weltweit verurteilt, die Philippinen sind aber eines der wenigen Länder, in denen sie jede Debatte darüber jahrzehntelang verhinderte. Erst 2012 wurde ein Gesetz verabschiedet, das vorsieht, Kondome und die Pille kostenlos in dem bitterarmen Land zu verteilen. 2014 schmetterte das oberste Gericht den letzten Einspruch der Kirche ab. Dies ist umso wichtiger, da auch Schwangerschaftsabbrüche weiterhin verboten sind. Das gilt auch bei Gefahr für das Leben der Mutter. Die kategorische Ablehnung der Kirche stößt bei den Philippinern auf immer mehr Unverständnis.

Auch Scheidungen sind auf den Philippinen bislang mit der Begründung verboten, sie schwäche Familienbande und verletze die Heiligkeit der Ehe. Bislang konnte die Kirche alle Versuche zur Gesetzesänderung erfolgreich unterbinden. Aber der Druck wächst. Immer mehr Paare trennen sich und leben nun ohne Trauschein mit neuen Partnern zusammen. Dem Parlament liegt auch hier schon ein neuer Gesetzentwurf vor, der Scheidung endlich möglich machen soll.

Trotz dieser neuen Entwicklungen ist die Liebe der Philippiner zu Papst Franziskus ungebrochen. "Es ist ein Segen, den Papst zu sehen. Darum sind wir hier", sagte die 35-jährige Jeannie Blesado, die mit unzähligen anderen Gläubigen auf den Straßen von Manila wartete. Der Erzbischof Socrates Villegas, der der Katholischen Bischofskonferenz der Philippinen vorsitzt, rief alle Gläubigen auf, zahlreich zu den Kundgebungen des Papstes zu kommen. "Jeder Schritt, den er macht, jedes Auto, mit dem er fährt, jeder Moment, den er bei uns ist, ist für uns kostbar."

Quelle: ntv.de, lou/dpa/AFP

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