Panorama

Es war fahrlässige Tötung Pistorius bleibt trotz Schuldspruchs frei

Das Männermagazin GQ kürte ihn zum "bestangezogenen Mann 2011". Dem Mann mit dem Gesicht eines Models war es immer wichtig, wie ein Nichtbehinderter behandelt zu werden.

(Foto: ASSOCIATED PRESS)

Auch nach seiner Verurteilung wegen fahrlässiger Tötung seiner Freundin Reeva Steenkamp bleibt Oscar Pistorius auf Kaution frei. Richterin Masipa sieht keine Fluchtgefahr. Bis zum 13. Oktober ändert sich für Pistorius nichts, dann wird das Strafmaß verkündet.

Der südafrikanische Paralympics-Star Oscar Pistorius ist in zwei Anklagepunkten schuldig gesprochen worden. Richterin Thokozile Masipa sprach ihn wegen fahrlässiger Tötung seiner Freundin Reeva Steenkamp schuldig. Außerdem sei er schuldig, Anfang 2013 bei einem Essen mit Freunden fahrlässig einen Schuss abgegeben zu haben. Am Vortag war Pistorius überraschend einer Verurteilung wegen Mordes oder Totschlags entgangen.

Der zweite Tag der Urteilsverkündung begann damit, dass Masipa die separate Anklage gegen Pistorius wegen eines Schusses aus einem fahrenden Auto vortrug. In dem Auto waren auch Pistorius' guter Freund Daren Fresco und die damalige Freundin des Leichtathletik-Stars Samantha Taylor. Masipa betonte, die Beschreibungen beider Zeugen hätten sich widersprochen. Taylor sei verletzt gewesen, weil Pistorius die Beziehung zu ihr beendete. Auch in diesem Fall zeigte sich Masipa von den Beweisen der Staatsanwaltschaft nicht überzeugt. Auch in diesem Anklagepunkt wird Pistorius freigesprochen.

Fahrlässiger Waffengebrauch

Als nächstes kam die Schießerei in einem Restaurant im Januar diesen Jahres zur Sprache. Für Masipa war die Handhabung der Waffe durch Pistorius offenbar "fahrlässig", auch wenn er nicht absichtlich gefeuert habe. Er sei jedoch ausreichend an der Waffe ausgebildet, um zu wissen, dass man in einem vollbesetzten Restaurant nicht mit einer Waffe hantiert. Sie sprach Pistorius der Verletzung des Waffengesetzes für schuldig.

Dann wandte sich Masipa dem Anklagepunkt vier zu: Besitz von Munition, für die Pistorius keine Genehmigung hatte. Er habe die Munition für seinen Vater Henke aufbewahrt, hatte Pistorius ausgesagt. Der hatte sich jedoch geweigert, eine eidesstattliche Erklärung abzugeben, um das zu bestätigen. Trotzdem sah Masipa ihn in diesem Punkt als nicht schuldig an.

In ihrer Zusammenfassung der Anklagepunkte betonte Masipa anschließend noch einmal, dass Pistroius' Argumentation, er habe gedacht, dass ein Einbrecher in seinem Haus sei, glaubhaft war. Die Staatsanwaltschaft habe hingegen nicht beweisen können, dass Pistorius Steenkamp vorsätzlich habe töten wollen. Trotzdem habe er mit den Schüssen am Valentinsabend gegen das Gesetz verstoßen, deshalb sei er der fahrlässigen Tötung schuldig. 

Opferfamilie entsetzt

Die Eltern von Reeva Steenkamp nahmen Masipas Ausführungen regungslos auf. Zuvor hatten sie bereits mit Kopfschütteln reagiert. Auch Pistorius, der sich für die Verkündung des entscheidenden Schuldspruchs erheben musste, blickte versteinert auf die Richterin.

Das Strafmaß wird heute nicht mehr verkündet, sondern erst in vier bis sechs Wochen. Pistorius drohen mehrere Jahre Gefängnis, er könnte aber auch mit einer Geldstrafe oder gemeinnütziger Arbeit davonkommen. Nach der Verkündung des Urteils wurde jedoch diskutiert, ob Pistorius auch nach dem Schuldspruch weiter auf Kaution frei bleiben kann. Staatsanwalt Gerrie Nel argumentierte, Pistorius habe keinerlei Immobilienbesitz mehr in Südafrika und könnte fliehen. Pistorius' Verteidiger Barry Roux verwies hingegen darauf, dass sich sein Mandant bisher entsprechend der Kautionsbedingungen verhalten habe.

Im Anschluss an eine längere Pause verkündete Richterin Masipa ihre Entscheidung. Bis zur Verkündung des Strafmaßes bleibt Pistorius demnach auf Kaution frei.

Quelle: ntv.de, sba

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