Erster Ausflug der Pandajungen Pit und Paule tapsen in die Öffentlichkeit
29.01.2020, 15:15 Uhr
Pit und Paule - oder korrekter: Meng Yuan und Meng Xiang - sind die neuen Stars des Berliner Zoos. Einen ersten Blick auf die Panda-Zwillinge gibt es zunächst für die Medien, bevor sie dann auch der breiten Öffentlichkeit gezeigt werden.
Die Berliner Pandazwillinge Meng Xiang und Meng Yuan alias Pit und Paule haben ihren ersten Ausflug in den Panda Garden des Berliner Zoos gut überstanden. Einen Tag vor ihrem ersten Auftritt vor der Öffentlichkeit erkundeten die Pandas bereits am Mittwoch vor Journalisten die Innenanlage des Geländes. Sie kletterten und neckten sich dort, beobachtet von Mutter Meng Meng.
Die beiden Pandas hätten sich seit ihrer Geburt am 31. August vergangenen Jahres bereits zu sehr unterschiedlichen Charakteren entwickelt, erklärte der Zoo. Zur Präsentation für die Öffentlichkeit wird für Donnerstag ein großer Publikumszulauf erwartet. Neugierigen wurde im Vorfeld empfohlen, sich Eintrittskarten im Internet oder an Ticketautomaten zu besorgen, um lange Schlangen an den Kassen zu vermeiden.
Die fünf Monate alten Brüder, die bisher hinter den Kulissen aufwuchsen, sind ein Garant für das Rundum-niedlich-Paket. Aber nicht alle Tierfreunde macht der Rummel um die Pandas glücklich. Eine Übersicht vom Panda-Knigge bis zum Merchandising-Bär.
Panda-Sex
Ist auf jeden Fall Gesprächsstoff in der Hauptstadt und würde sich auch für einen neuen Aufklärungsfilm von Woody Allen eignen. Kurzfassung: Pandas sind Sexmuffel, die Weibchen nur rund drei Tage im Jahr fruchtbar, ansonsten gehen sich die Tiere aus dem Weg. Nachwuchs ist so keine Selbstverständlichkeit. Der Berliner Zoo hat mit einer Kinderwunschbehandlung nachgeholfen. Das Ergebnis war Ende August die erste Panda-Geburt in einem deutschen Zoo.
Bären-Knigge
Höflichkeit wird in China groß geschrieben. Wer die junge Panda-Familie korrekt ansprechen möchte, kann üben. Der Name von Muttertier Meng Meng wird Möng Möng ausgesprochen. Die Namen der Jungen, Meng Yuan und Meng Xiang, werden Möng Juan und Möng Tschiang betont. Tierpfleger haben die Sache vereinfacht. Sie sagen Pit und Paule.
Nomen est Omen
Auch die Bedeutung von Namen ist in China wichtig. Meng Meng heißt Träumchen, Meng Yuang bedeutet erfüllter Traum und Meng Xiang ersehnter Traum. Das trifft es ziemlich genau, denn der Berliner Zoo hoffte mit früheren Panda-Paaren immer nur vergeblich auf Nachwuchs. Wer noch Panda-Papa Jiao Qing (gesprochen Dschiao Tsching) begrüßen möchte, der sich naturgemäß nicht um die Aufzucht der Jungen kümmert und lieber kiloweise Bambus kaut, schaut ins Gehege nebenan. Sein Name bedeutet Schätzchen.
Reden wir über Geld
Das Gehege mit grün-rot geschwungenem Ziegeldach mit Drachen als Krönung kostete fast zehn Millionen Euro. Die moderne Anlage war Voraussetzung dafür, dass China Pandas abgab. Sie sind allerdings kein Geschenk, sondern geleast. Die Leihgebühr für die Elterntiere beträgt rund eine Million US-Dollar pro Jahr - Geld, das nach chinesischen Angaben in den Artenschutz fließt. Ob auch für die Zwillinge, die laut Vertrag ebenfalls Eigentums Chinas sind, Dollars fällig werden, verrät der Zoo nicht. So oder so: Allein der Bambus, den die Eltern futtern, schlägt mit rund 200.000 Euro pro Jahr zu Buche.
Frei nach Schnauze
Lassen sich Panda-Zwillinge auseinanderhalten? Ja, sagen ihre Pfleger. Meng Xiang habe die lange Schnauze und den treuen Blick von seinem Vater. Wie der Papa habe er die Ruhe weg und sei immer für ein Schläfchen zu haben. Meng Yuan komme mit seiner kurzen Schnauze ganz nach seiner temperamentvolleren Mama. Auch er sei ein quirliger Charakter, dem kein Hindernis zu hoch sei.
Marketing
Knuddelige Zootiere können eine Goldgrube sein. Das zeigte Eisbär Knut ab Ende 2006. Elf Millionen Menschen kamen zum "Knutgucken", Fan-Artikel brachten Einnahmen über den Eintritt hinaus. Allein 2007 bescherte Knut dem Zoo einen Gewinn von rund fünf Millionen Euro. Heute kostet der Eintritt für Erwachsene 15,50 Euro und der Zoo-Shop ist voller Panda-Stofftiere und anderer Werbeartikel. Der Zoo betont, dass Pandas wichtige Botschafter für den Artenschutz seien.
Panda-Diplomatie
Kritiker monieren, dass die Panda-Zucht in China von rein kommerziellen Interessen geleitet sei. Ziel sei daneben auch Panda-Diplomatie, bei der die seltenen Tiere nur an Länder verliehen würden, mit denen China gute Beziehungen pflege oder pflegen wolle. Das Berliner Panda-Paar erbat keine Geringere als Bundeskanzlerin Angela Merkel. Sie begrüßte die Tiere im Sommer 2017 mit dem chinesischen Staatspräsidenten Xi Jinping im Zoo.
Ausgetrickst

Erste Klettereinlagen der beiden Pandas gelangen, doch noch immer sind Pit und Paule ganz schön tollpatschig.
(Foto: REUTERS)
In freier Natur würden Panda-Mütter nur ein Junges aufziehen, um ihre Energie zu bündeln. Der Zoo brachte Bärenmama Meng Meng deshalb zuerst nur ein Jungtier zum Säugen und versorgte den anderen Zwilling so lange in einem Brutkasten, den die Charité auslieh. Meng Mengs Pfleger hatten jedoch den Eindruck, dass die Bärin den Trick durchschaute - und sich sehr schnell bewusst war, dass sie zwei Junge hat. Inzwischen sind die Zwillinge überwiegend zusammen bei ihrer Mutter.
Artenschutz
Die Tierrechtsorganisation Peta behauptet, dass Panda-Zucht bisher kaum einen Beitrag zum Artenschutz leiste. 2016 seien in China lediglich sieben Pandas ausgewildert worden, nur fünf hätten überlebt. Der Berliner Zoo verweist darauf, dass es das Auswilderungsprogramm für Pandas erst seit 2003 gebe. Dazu gehöre auch die planvolle Zucht. Auswilderung setze voraus, dass es genügend Lebensraum für Pandas gebe. Erst umfangreiche Naturschutz-Bemühungen hätten dazu geführt, dass die Freilandbestände wieder wachsen könnten. Die Bestandszählung des Naturschutzverbandes WWF geht von rund 1860 ausgewachsenen Großen Pandas im natürlichen Lebensraum aus - ein Zuwachs von rund 17 Prozent seit 2004. Die Art gilt aber weiter als gefährdet.
Promi-Faktor
Hunde haben Besitzer, Katzen Personal. Und Pandas? Im Berliner Zoo haben sie ein Betreuungsteam wie menschliche Promis. Es besteht aus vier Tierpflegern und seit der Geburt aus zwei chinesischen Experten. Dazu kommen der Zoologische Leiter und der leitende Tierarzt, die aber auch für andere Zootiere zuständig sind.
Quelle: ntv.de, Ulrike von Leszczynski und Gisela Gross, dpa/AFP