Wohnung des Kino-Attentäters Polizei entschärft Sprengfallen
22.07.2012, 05:17 Uhr
Sprengstoffexperten verschaffen sich Zugang zur Wohnung.
(Foto: AP)
Er wollte jeden töten, der sein Apartment betritt, sagt die Polizei. Der mutmaßliche Kino-Killer von Colorado hatte seine Wohnung mit komplizierten Sprengfallen und gefährlichen Chemikalien präpariert. Eine gefährliche Herausforderung für die Ermittler. Präsident Obama will die Familien der Opfer besuchen.
Sprengstoffexperten der Polizei haben in der Wohnung des mutmaßlichen Kino-Attentäters von Colorado alle Sprengfallen entschärft. Es sollen insgesamt 30 solcher Sprengvorrichtungen aufgefunden worden sein. Der 24-jährige James Holmes hatte den Angaben zufolge sein Apartment mit Sprengstoff und gefährlichen Chemikalien präpariert, bevor er in einem Kino während einer Mitternachtspremiere des neuen Batman-Films wahllos das Feuer auf das Publikum eröffnete, 12 Menschen töte und weitere 58 verletzte.
"Diese Wohnung war konzipiert, jeden zu töten, der sie betritt", sagte der Polizeichef von Aurora, Dan Oates. Ein Sprengstoffexperten erklärte, im Falle einer Explosion wäre vermutlich der gesamte Gebäudekomplex in die Luft gegangen.

Die Polizei sperrt das Gelände um das Haus des Attentäters ab.
(Foto: AP)
Am Sonntag wird US-Präsident Barack Obama in Aurora erwartet. Wie das Weiße Haus mitteilte, wird der Präsident bei seiner gut zweieinhalbstündigen Visite auch mit Familien der Opfer zusammentreffen.
Wie aus einer von den Behörden veröffentlichten Liste hervorgeht, war das jüngste Opfer des Amok-Schützen ein sechsjähriges Mädchen, das älteste ein 51 Jahre alter Mann. Elf der Verletzten befanden sich auch am Samstagabend noch in kritischem Zustand.
Sprengstoff über Versandhandel bestellt
Aus dem Umstand, dass der mutmaßliche Todesschütze offensichtlich über Monate hinweg Sprengstoff und Chemikalien für die Sprengfallen in seiner Wohnung per Versandhandel bestellte, schließt die Polizei, dass die Tat von langer Hand geplant war. "Was wir hier sehen, sind Beweise für einiges an Berechnungen und Überlegungen", sagte Oates.
In den vergangenen Wochen hatte Holmes außerdem die zwei Gewehre und zwei Pistolen, die er bei der Tat verwendet haben soll, legal erworben. Dies hat in den USA zu einem Wiederaufleben der Diskussion um die Waffengesetze geführt.
Bei der Entschärfung der Sprengfallen in Holmes Wohnung setzte die Polizei auch einen Roboter ein. Es gab mehrere kontrollierte Explosionen in der Wohnung. Es habe sich um ein "extrem gefährliches" Umfeld gehandelt. "Dieses Apartment war darauf angelegt, jeden zu töten, der es betritt", sagte Oates. Nach Berichten der Zeitung "USA Today" war das Wohnzimmer des kleinen Apartments voll mit Feuerwerkskörpern, die so manipuliert waren, dass sie wie Granaten explodiert wären. Diese müssten nun aus der Wohnung gebracht und an sicherem Ort kontrolliert zur Explosion gebracht werden, hieß es.
Zuschauer denken zuerst an Feuerwerk
Der Amokschütze hatte nach Polizeiangaben am Freitag kurz nach Mitternacht während der Premiere des Batman-Films "The Dark Knight Rises" in dem gut besuchten Kino zwei Tränengasgranaten gezündet und anschließend das Feuer auf das Publikum eröffnet. Viele Kinobesucher dachten zunächst, dass die Schüsse zum Film gehörten oder es sich um ein Feuerwerk handele.
Kurze Zeit später wurde Holmes auf einem Parkplatz hinter dem Kino von der Polizei festgenommen. Er leistete keinen Widerstand. Vom ersten Notruf aus dem Kino bis zur Festnahme des Verdächtigen seien lediglich 90 Sekunden vergangen, sagte Polizeichef Oates am Samstag.
Am Montag soll Holmes erstmals vor einem Richter erscheinen.
Quelle: ntv.de, dpa