Riskanter Einsatz soll Ölpest verhindern "Rena" bereits fast zerbrochen
14.10.2011, 11:39 Uhr
Volle Schlagseite: Die "Rena" droht jederzeit auseinanderzubrechen.
(Foto: REUTERS)
Vor Neuseeland kämpfen Helfer gegen die drohende Ölpest. Der leckgeschlagenen Frachter "Rena" ist bereits fast zerbrochen, 1000 Tonnen Öl könnten aus den Tanks laufen. Bereits jetzt sind kilometerlange Abschnitte der Küste verschmutzt. Die zuständige Reederei bittet um Verzeihung.
Das vor Neuseeland havarierte Containerschiff ist fast ganz auseinandergebrochen und droht nun 1000 Tonnen Treibstoff zu verlieren. Bergungsmannschaften eilten zur Unglücksstelle, um den Sprit aus den Tanks der 236 Meter langen "Rena" zu pumpen.
Es bestehe Hoffnung, dass am Samstag mit dem Entleeren begonnen werden könne, erklärte ein Vertreter des Schifffahrtsamtes. Gleichwohl bleibe die Lage sehr gefährlich. Das 47.230 Tonnen schwere Schiff befinde sich in einer prekären Position. Der Frachter hat eine bedrohliche Schlagseite von 22 Grad. 90 der fast 1400 geladenen Container wurden in der aufgewühlten See über Bord gespült. Sie sind eine Gefahr für andere Schiffe und auch für die Umwelt, denn mindestens einer davon enthält gefährliche chemische Substanzen.
Der Einsatz ist wegen der starken Neigung und der Gefahr des Auseinanderbrechens allerdings hochriskant. Am Rumpf des Schiffes befestigten die Experten Stahlplattformen, um eine ebene Fläche für die Arbeiten zu haben.
Chemikalien gegen Ölpest
Die mit 1360 Containern beladene "Rena" war vor neun Tagen 22 Kilometer vor der Nordinsel Neuseelands auf ein Riff gelaufen. Aus dem unter liberianischer Flagge fahrenden Schiff sind seitdem rund 300 Tonnen giftigen Treibstoffs ins Meer gelaufen.
Zur Bekämpfung der Ölpest werden spezielle Chemikalien eingesetzt - alles andere als eine saubere Lösung, wie die Umweltorganisation WWF kritisiert. "Vor diesen Chemikalien muss man eigentlich warnen. Man bekämpft einen giftigen Stoff mit einem anderen giftigen Stoff", meinte WWF-Presseprecher Jörn Ehlers bei n-tv. "Diese Giftstoffe binden das Öl und es sinkt dann runter auf den Boden. Damit ist das Öl aber ja nicht weg, es ist also nicht entsorgt", schilderte er das Dilemma.
Reederei entschuldigt sich
An der bei Surfern beliebten und fischreichen Küste hat sich ein etwa 60 Kilometer langer Ölfilm gebildet. Dadurch droht Neuseeland die größte Umweltkatastrophe in seiner Geschichte. Mindestens 500 Seevögel verendeten qualvoll, darunter auch Zwergpinguine. 500 Helfer in weißen Overalls waren mit der Reinigung der malerischen Strände beschäftigt. "Das wird noch eine Weile so gehen. Es ist zum Verzweifeln, aber wir müssen weitermachen", meinte MNZ-Einsatzleiter Nick Quinn ernüchtert. Auf dem Meer sind fast ein Dutzend Schiffe gegen die Ölpest im Einsatz.
Die griechische Reederei der "Rena" bat die Neuseeländer inzwischen um Verzeihung: "Es tut uns zutiefst leid, dass Öl an die Strände ihres schönen Flecken Erde gespült wird. Wir entschuldigen uns dafür", sagte Direktor Diamantis Manos in einer Videobotschaft.
Der WWF sieht den Unfall als logische Folge der Preiskämpfe auf dem Reederei-Markt. Über die Sicherheitsstandards an Bord sagte Pressesprecher Ehlers bei n-tv: "Oft sind es zusammengewürfelte Mannschaften, es werden Löhne gedrückt, da kommt es auf jeden Dollar, auf jeden Euro an." Er wiederholte auch die Forderung nach dem Verbot von Schweröl als Treibstoff für Schiffe. Diesel sei wesentlich flüchtiger und damit weniger gefährlich.
Quelle: ntv.de, tis/rts/dpa